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Freudentanz im Oval Office –Wie CNN in 5 Schritten den Russen-Trump-Hammer lief

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«Fake News!»: Trump und CNN sind erbitterte Gegner. Bild: Wilfredo Lee/AP/KEYSTONE

Freudentanz im Oval Office – wie CNN in 5 Schritten in den Russen-Trump-Hammer lief

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Super-GAU zur Unzeit für CNN. Wegen eines schludrig recherchierten Artikels feuert der Nachrichtensender drei Journalisten. FAKE NEWS! Donald Trump triumphiert. Und nun ist auch noch ein belastendes Undercover-Video aufgetaucht ...
28.06.2017, 04:0328.06.2017, 13:27

CNN vs. Trump: Zank bis aufs Blut

Der News-Gigant und Donald Trump schiessen seit Monaten scharf gegeneinander: CNN-Chef Jeffrey A. Zucker hat enorme Ressourcen und Personal aufgeworfen, um mit Investigativ-Recherchen die Machenschaften im Weissen Haus unter die Lupe zu nehmen. Und natürlich mögliche Verstrickungen von Trump aufzudecken. Trump beschuldigte den Sender wiederholt, Fake News zu verbreiten und eine Hexenjagd gegen ihn zu betreiben. 

Geköpfter Trump: Dieses Bild kostete CNN-Komikerin Griffin den Job.
Geköpfter Trump: Dieses Bild kostete CNN-Komikerin Griffin den Job.

Der Schuss der CNN-Mitarbeiter geht manchmal gehörig nach hinten los: CNN-Komikerin Kathy Griffin posierte Anfang Juni mit einem abgehackten Kopf des US-Präsidenten. Für viele ein zu krasser Scherz: Es folgte ein Shitstorm, der der 57-Jährigen den Job beim Nachrichtensender kostete und CNN viel Kritik einbrachte. 

Die Fail-Story

Der letzten Donnerstag auf cnn.com veröffentlichte Beitrag handelte von angeblichen Verbindungen eines Vertrauten von Donald Trump zu russischen Wertpapierfonds. Die drei renommierten CNN-Journalisten Thomas Frank, Lex Haris und Pulitzer-Preisträger Eric Lichtblau wollten bei Recherchen im Kongress festgestellt haben, dass der Hedgefond-Unternehmer Anthony Scaramucci, der Trumps Übergangsteam angehörte, Connections zu russischen Wertpapieren hat. 

In dem Bericht hatte es mit Verweis auf eine anonyme Quelle geheissen, dass der Geheimdienstausschuss des Senats mögliche Verbindungen zwischen dem Trump-Team und einem russischen Investmentfonds untersuche, der von der Staatsbank VEB kontrolliert werde. Die VEB ist wegen der russischen Annexion der Krim-Halbinsel von den USA wie von der EU mit Sanktionen belegt.

Eric Lichtblau,Thomas Frank und Lex Harris (v.l.).
Eric Lichtblau,Thomas Frank und Lex Harris (v.l.).

Doch die Vorwürfe waren nicht ausreichend belegt: CNN nahm die Story vom Netz und entschuldigte sich bei Scaramucci.

Was für ein Imageschaden! «Der Beitrag entsprach nicht den redaktionellen Standards», hiess es. Der Sender musste richtiggehend die Hosen runterlassen. Das blieb nicht ohne Folgen: CNN feuerte am Montag die drei Journalisten.  

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Der Trump-Angriff

Trump nutzte nach dem Rückzug die Gunst der Stunde für einen Feldzug gegen CNN. «Was ist mit allen anderen erfundenen Storys! FAKE NEWS!», twitterte der US-Präsident.

Dann schob er eine pauschale Verurteilung aller klassischen US-Medien hinterher: «Sie haben Fake-News-CNN kalt erwischt, aber was ist mit NBC, CBS und ABC? Was ist mit den versagenden ‹New York Times› und ‹Washington Post›? Die sind alle Fake News!»

Die Tirade der Trump-Sprecherin

Das Weisse Haus bläst nach dem CNN-Fail zum Totalangriff auf die Medien: Sarah Huckabee Sanders, stellvertretende Pressechefin von Trump, attackierte in einer regelrechten Tirade die versammelten Pressevertreter erneut wegen «den stetigen Fake News», die sie gegen Trump veröffentlichten. «Wenn man den Medien nicht mehr vertrauen kann, ist dies gefährlich für Amerika», so Sanders.

Seit einem Jahr kämpfe man mit dem «Russland-Trump-Hoax», mit Geschichten, die manchmal «völlig ohne Quellen» entstünden. «Das frustriert Trump wirklich sehr. Amerika hat bessere Medien verdient», so Sandres. 

Video: streamable

Ein Journalist konnte die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen. «Sie verunglimpfen alle Journalisten auf einmal, das geht nicht.»

Das explosive Undercover-Video

«Wir haben keinen Beweis, das meiste ist Bullshit.»
John Bonifield, CNN-Produzent

Nun kommt es möglicherweise knüppeldick für CNN: «Wir haben keinen richtig grossen Beweis in der Russland-Sache gegen Trump, das meiste ist Bullshit. Aber die Einschaltquoten sind hervorragend»: Das sagt CNN-Produzent John Bonifield in einem Undercover-Video, das der rechtslastige Politaktivist James O'Keefe am Montag publiziert hat. Der Präsident habe durchaus das Recht, von einer Hexenjagd zu sprechen, so Bonifield. 

«Viel ist Bullshit»: CNN-Produzent John Bonifield.Video: YouTube/veritasvisuals

Nun ja, Ethik lerne man an der Journalistenschule, das sei sicher schön und gut. «Aber hier geht's ums Geschäft. Wir bringen das, was schlussendlich Geld abwirft.» Durchaus explosive Aussagen. Es ist noch völlig unklar, warum und mit wem genau Bonifield so offen über die angeblichen Praktiken von CNN gesprochen hat. 

(amü)

So setzen sich Macron und Schwarzenegger ein:

Video: watson

100 Tage Trump in 90 Bildern:

1 / 92
100 Tage Trump in 90 Bildern
20. Januar 2017: Donald Trump tritt sein Amt als 45. Präsident der USA an, Barack Obama tritt ab.
quelle: ap/ap / andrew harnik
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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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redeye70
28.06.2017 06:24registriert Mai 2016
CNN im freien Fall! Ich mag Trump überhaupt nicht aber das ist ein Super-GAU für die freien Medien. Profit darf nie aber gar nie über der Wahrheit stehen! Glaubeürdigkeit ist das höchste Gut der freien Medien. Wer so verantwortungslos handelt gefährdet die Freiheit und Glaubwürdigkeit der gesamten Branche. Das wird Trump massiv stärken.
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walsi
28.06.2017 05:52registriert Februar 2016
Autsch! Das ist ein sehr schwerer Schlag für CNN und dürfte wohl einig Zuschauer kosten. John Bonifield dürfte seinen Job auch los sein, dabei hat er nur die Wahrheit gesagt.

Das CNN und die anderen Medien mit dem Berichten gegen Trump von blankem Hass besessen sind ist jedem aufgefallen der mit nüchternem Blick sich durch die Medien liest. Somit ist das Eingeständnis von John Bonifield nicht sehr überraschend.
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N. Y. P. D.
28.06.2017 08:43registriert Oktober 2015
«Aber hier geht's ums Geschäft. Wir bringen das, was schlussendlich Geld abwirft.» so John Bonifield, CNN-Produzent.
Für mich galt immer die Gleichung seriöser Journalismus = CNN
Fuck nomol, das ist eine deftige Aussage von diesem Bonifield.
CNN ist nach dieser Aussage nicht mehr glaubwürdig. Trump kann, ab heute, zu Recht diesen Sender als Fake News abtun.
Ausgerechnet CNN macht genau das, was sie dem Trump seit Monaten vorwirft.
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