Der News-Gigant und Donald Trump schiessen seit Monaten scharf gegeneinander: CNN-Chef Jeffrey A. Zucker hat enorme Ressourcen und Personal aufgeworfen, um mit Investigativ-Recherchen die Machenschaften im Weissen Haus unter die Lupe zu nehmen. Und natürlich mögliche Verstrickungen von Trump aufzudecken. Trump beschuldigte den Sender wiederholt, Fake News zu verbreiten und eine Hexenjagd gegen ihn zu betreiben.
Der Schuss der CNN-Mitarbeiter geht manchmal gehörig nach hinten los: CNN-Komikerin Kathy Griffin posierte Anfang Juni mit einem abgehackten Kopf des US-Präsidenten. Für viele ein zu krasser Scherz: Es folgte ein Shitstorm, der der 57-Jährigen den Job beim Nachrichtensender kostete und CNN viel Kritik einbrachte.
Der letzten Donnerstag auf cnn.com veröffentlichte Beitrag handelte von angeblichen Verbindungen eines Vertrauten von Donald Trump zu russischen Wertpapierfonds. Die drei renommierten CNN-Journalisten Thomas Frank, Lex Haris und Pulitzer-Preisträger Eric Lichtblau wollten bei Recherchen im Kongress festgestellt haben, dass der Hedgefond-Unternehmer Anthony Scaramucci, der Trumps Übergangsteam angehörte, Connections zu russischen Wertpapieren hat.
In dem Bericht hatte es mit Verweis auf eine anonyme Quelle geheissen, dass der Geheimdienstausschuss des Senats mögliche Verbindungen zwischen dem Trump-Team und einem russischen Investmentfonds untersuche, der von der Staatsbank VEB kontrolliert werde. Die VEB ist wegen der russischen Annexion der Krim-Halbinsel von den USA wie von der EU mit Sanktionen belegt.
Doch die Vorwürfe waren nicht ausreichend belegt: CNN nahm die Story vom Netz und entschuldigte sich bei Scaramucci.
Was für ein Imageschaden! «Der Beitrag entsprach nicht den redaktionellen Standards», hiess es. Der Sender musste richtiggehend die Hosen runterlassen. Das blieb nicht ohne Folgen: CNN feuerte am Montag die drei Journalisten.
Trump nutzte nach dem Rückzug die Gunst der Stunde für einen Feldzug gegen CNN. «Was ist mit allen anderen erfundenen Storys! FAKE NEWS!», twitterte der US-Präsident.
Wow, CNN had to retract big story on "Russia," with 3 employees forced to resign. What about all the other phony stories they do? FAKE NEWS!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 27, 2017
Dann schob er eine pauschale Verurteilung aller klassischen US-Medien hinterher: «Sie haben Fake-News-CNN kalt erwischt, aber was ist mit NBC, CBS und ABC? Was ist mit den versagenden ‹New York Times› und ‹Washington Post›? Die sind alle Fake News!»
So they caught Fake News CNN cold, but what about NBC, CBS & ABC? What about the failing @nytimes & @washingtonpost? They are all Fake News!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 27, 2017
Das Weisse Haus bläst nach dem CNN-Fail zum Totalangriff auf die Medien: Sarah Huckabee Sanders, stellvertretende Pressechefin von Trump, attackierte in einer regelrechten Tirade die versammelten Pressevertreter erneut wegen «den stetigen Fake News», die sie gegen Trump veröffentlichten. «Wenn man den Medien nicht mehr vertrauen kann, ist dies gefährlich für Amerika», so Sanders.
Seit einem Jahr kämpfe man mit dem «Russland-Trump-Hoax», mit Geschichten, die manchmal «völlig ohne Quellen» entstünden. «Das frustriert Trump wirklich sehr. Amerika hat bessere Medien verdient», so Sandres.
Ein Journalist konnte die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen. «Sie verunglimpfen alle Journalisten auf einmal, das geht nicht.»
Nun kommt es möglicherweise knüppeldick für CNN: «Wir haben keinen richtig grossen Beweis in der Russland-Sache gegen Trump, das meiste ist Bullshit. Aber die Einschaltquoten sind hervorragend»: Das sagt CNN-Produzent John Bonifield in einem Undercover-Video, das der rechtslastige Politaktivist James O'Keefe am Montag publiziert hat. Der Präsident habe durchaus das Recht, von einer Hexenjagd zu sprechen, so Bonifield.
Nun ja, Ethik lerne man an der Journalistenschule, das sei sicher schön und gut. «Aber hier geht's ums Geschäft. Wir bringen das, was schlussendlich Geld abwirft.» Durchaus explosive Aussagen. Es ist noch völlig unklar, warum und mit wem genau Bonifield so offen über die angeblichen Praktiken von CNN gesprochen hat.
(amü)