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Coronavirus sorgt für Chaos an der Grenze: Was passiert jetzt im Tessin?

Zollbeamte und Grenzwächter sollen künftig die gleiche Ausbildung erhalten und flexibel eingesetzt werden können. Bewaffnet werden sollen sie je nach Aufgabe. (Archivbild)
An der Grenze Schweiz Italien herrscht VerwirrungBild: KEYSTONE/TI-PRESS

Lombardei-Lockdown sorgt für Durcheinander an Grenze: Was passiert jetzt im Tessin?

Italien setzt 16 Millionen Menschen in Norditalien unter Quarantäne. Doch was bedeutet das? An der Grenze herrscht ein Durcheinander, Grenzgänger sind verunsichert.
08.03.2020, 12:11
Gerhard Lob / ch media
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Die weitgehende Abriegelung Norditaliens, namentlich der Lombardei, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, hat direkte Folgen für den Kanton Tessin und sorgt für grosse Verunsicherung. Denn aus den lombardischen Provinzen Como und Varese pendeln jeden Tag fast 68’000 Grenzgänger zur Arbeit ins Tessin.

Der Tessiner Regierungspräsident Christian Vitta erklärte am Sonntagmorgen auf dem Radiosender RSI, man verfolge die Entwicklung ständig und stehe in engem Kontakt mit den eidgenössischen Behörden, namentlich auch mit den Bundesräten Alain Berset und Ignazio Cassis. Konkrete Aussagen machte er noch nicht. Doch ist davon auszugehen, dass im Laufe des Tages auch vom Kanton Tessin neue Massnahmen ergriffen werden.

Rein technisch sind die neuen Sperrzonen in Norditalien keine roten Zonen, wie Premierminister Giuseppe Conte erklärte. Demnach dürfen Personen Ortsveränderungen vornehmen, wenn dies beispielsweise für die Arbeit erforderlich ist.

Durcheinander an der Grenze

Derweil herrscht an der Grenze ein rechtes Durcheinander, wie das Onlineportal tio.ch am Sonntagvormittag berichtet. So hatten die italienischen Grenzwächter offenbar um 8.30 Uhr die Grenzen in Richtung Lombardei geschlossen, doch kurz danach wieder geöffnet. Auf Schweizer Seite herrscht Dienst nach Vorschrift. Viele Grenzgänger wenden sich mit Fragen an die Grenzwächter. Sie haben Angst, etwa am Montag nach der Arbeit nicht mehr nach Hause fahren zu können.

Das Coronavirus verbreitet sich

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Das Coronavirus verbreitet sich
Weltweit gibt es inzwischen rund 34 000 bestätigte Coronavirus-Infektionsfälle – Tendenz stark steigend.
quelle: epa / yonhap
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Italien hat bisher mit drastischeren Massnahmen auf das Coronavirus reagiert als das Tessin. So wurden etwa die Schulen und Universitäten bis 3.April geschlossen, was im Tessin nicht der Fall ist. Das Tessin hat seinerseits ein Verbot für Versammlungen mit mehr als 150 Personen erlassen. Praktisch alle öffentlichen Veranstaltungen, auch Theatervorführungen und Konzerte, sind abgesagt. Mit zuletzt 45 positiven Fällen ist das Tessin proportional zur Bevölkerung vom Coronavirus am stärksten betroffen und geografisch natürlich nach Italien am stärksten exponiert.

Bleiben Grenzgänger im Altersheim?

Gemäss dem Direktor des Tessiner Industrieverbandes (Aiti), Stefano Modenini, muss alles getan werden, um einen Stillstand der Produktion zu verhindern. Die Aiti hat ihren Mitgliedern bereits einen Brief geschrieben, wonach geprüft werden soll, ob Grenzgänger in Schlüsselpositionen vorübergehend im Tessin wohnen können, das heisst vorerst nicht pendeln. Modenini erwähnt auch das bekannte Problem des Gesundheitssektors, der stark auf Grenzgängerinnen und Grenzgänger angewiesen ist. Manche Altersheime im Tessin, in denen Grenzgänger arbeiten, haben sich darauf vorbereitet, dass diese allenfalls nicht mehr nach Hause fahren können.

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butschina
08.03.2020 12:28registriert August 2015
Das ist eine schwierige Situation. Wahrscheinlich möchten die Grenzgänger auch nicht auf ihre Familien verzichten.
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tomdance
08.03.2020 14:24registriert Januar 2014
CH-Geografie 1.0 für die Redaktion: Für viele überraschend grenzt die Lombardei auch an den Kanton Graubünden. Und auch dort gibt es Grenzgänger. Vielleicht müsste das auch noch erwähnt werden. Aber ihr seid in guter Gesellschaft mit dieser Geografieschwäche. Auch der Sprecher des Bundesrates, Andre Simonazzi, hat geschrieben, dass der BR mit den Behörden aus Italien und dem Kanton Tessin im Gespräch sei. Graubünden kam in dieser Kommunikation auch nicht vor. Schade eigentlich.
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Maya Eldorado
08.03.2020 13:50registriert Januar 2014
Vorerst mal, dieses Coronavirus lässt mich alles andere als kalt.
Andererseits weiss man das seit jeher, dass leben lebensgefährlich ist. Jedes Leben endet mit dem Tod - irgendwann.
Ich wünsche mir natürlich, dass Corona uns so wenig wie möglich dezimiert.
Wie gefährlich es wirklich genau war, wissen wir erst, wenn es vorbei ist.
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