RB Leipzig zeigt im grossen Finale gegen Manchester United um den Achtelfinal-Platz 80 Minuten lang berauschenden Fussball. Trotz der 3:0-Führung kommen die «Roten Bullen» in der Schlussphase aber noch einmal ins Zittern. Bruno Fernandes mit einem schmeichelhaft gepfiffenen Penalty und Paul Pogba mit einem Flipper-Tor verkürzen für die «Roten Teufel» auf 2:3. Noch ein Törchen und schon würde ManUnited und nicht Leipzig in der K.o.-Phase stehen.
In der 94. Minute fällt dann auch beinahe der 3:3-Ausgleich: Nach einer Flanke von Pogba in den Strafraum versucht Leipzigs Nordi Mukiele zu klären, überlistet mit seiner Grätsche aber beinahe den eigenen Torhüter. Doch Peter Gulacsi bringt die Beine gerade zusammen und sorgt mit der Last-Minute-Parade nicht nur dafür, dass RB in der Königsklasse überwintert, sondern auch dass die Prämie von knapp 10 Millionen Euro der UEFA für das Erreichen der Achtelfinals in Leipzig bleibt.
Nach der Halbfinal-Qualifikation in der vergangenen Saison steht Leipzig zum zweiten Mal in Folge in der K.o.-Runde der Königsklasse, die United dagegen hatte letztmals in der Saison 2015/16 den Vorstoss in die Achtelfinals verpasst. Deshalb und wegen des Stotterstarts in der Premier League werden auf Trainer Ole Gunnar Solskjaer wohl unruhige Tage zukommen. Mit einem Sieg im Derby gegen Stadtrivale Manchester City am Samstag könnte er sich wieder etwas aus der Schusslinie nehmen.
Neben Leipzig hat auch Paris St-Germain die Achtelfinals erreicht – allerdings ohne das abschliessende Gruppenspiel gegen Basaksehir Istanbul zu Ende zu spielen. Wegen eines Rassismus-Vorfalls wird die Partie in der 14. Minute abgebrochen und erst heute zu Ende gespielt.
Aber was ist eigentlich passiert? Basaksehirs Assistenz-Coach Pierre Webo soll auf die Tribüne geschickt werden. Um dem leitenden Schiedsrichter Ovidiu Hategan deutlich zu machen, welcher Betreuer genau die Rote Karte bekommen soll, benutzt der vierte Offizielle Sebastian Coltescu zur Identifizierung des Übeltäters das rumänische Wort «negru» («schwarz»).
Eine Formulierung, die nicht nur Webo selbst, sondern auch Cheftrainer Okan Buruk und die komplette Ersatzbank der Türken in Rage versetzt. Schnell bildet sich ein Pulk aus Betreuern und Spielern beider Mannschaften um den Schiedsrichter und seinen Kollegen am Spielfeldrand. Zunächst wird hitzig diskutiert und gestikuliert, acht Minuten später gehen schliesslich beide Mannschaften geschlossen in die Kabinen – und kehren nicht wieder zurück.
Warum, das erklärte Basaksehirs Ersatzspieler Demba Ba dem vierten Offiziellen noch auf dem Platz in einer Konversation, die über die Stadionmikrofone bestens zu verstehen war, eindrücklich. «Du bezeichnest doch auch keinen weissen Spieler als weissen Spieler, wenn du ihm eine Karte gibst», versuchte Ba dem Unparteiischen deutlich zu machen. Der Rumäne wiederum entgegnete, das Wort «negru» sei in seiner Sprache eine gängige Beschreibung und keinesfalls diskriminierend zu verstehen.
Demba Ba sagt alles was man sagen muss: "Du sagst nie dieser Weiße, sondern dieser Mann". Warum sagen sie also dieser Schwarze, wenn sie einen Schwarzen meinen?" Klare Worte, auch für alle die jetzt auf Twitter sagen, er hat ja nur schwarz gesagt!#Notoracism #PSGIBFK #DembaBa pic.twitter.com/jnhYSarZ1c
— Jules El-Khatib (@ju_khatib) December 8, 2020
In den Sozialen Medien wurde der Stürmer für seine Aktion gefeiert, zeige sein simples Beispiel doch bestens ein in der Gesellschaft tief verankertes Problem auf: die Klassifizierung eines Einzelnen aufgrund seiner Hautfarbe.
SAY NO TO RACISM. ❌❌❌
— Kylian Mbappé (@KMbappe) December 8, 2020
M.WEBO WE ARE WITH YOU. ✊🏽
BLACK LIVES MATTER ✊🏿✊🏾✊🏽✊🏼 pic.twitter.com/Y6114EFMFO
— Neymar Jr (@neymarjr) December 8, 2020
Borussia Dortmund stand schon vor dem Duell mit Zenit St.Petersburg als Achtelfinalist fest, weshalb Trainer Lucien Favre trotz mehreren Ausfällen mehrheitlich die zweite Garde spielen lässt. So kommt es, wie es in solchen Fällen so oft kommt: Der Favorit tut sich schwer und gerät bereits nach 16 Minuten in Rückstand.
Von Dortmund kommt ohne den verletzten Erling Haaland in der Sturmspitze offensiv kaum etwas und trotzdem gelingt dem BVB noch die Wende – quasi aus dem Stillstand. Beim 1:1 von Lukas Piszczek nach einem Eckball herrscht zuvor kaum Bewegung und auch beim 2:1-Siegtreffer fehlt es eigentlich an zündenden Ideen. Nach ein paar uninspirierten Kurzpässen fasst sich schliesslich Axel Witsel ein Herz und trifft per Weitschuss zum schmeichelhaften Sieg.
In der 58. Minute ist es so weit: Weil der BVB-Angriff ohne den verletzten Haaland nur ein laues Lüftchen ist , bringt Trainer Lucien Favre Youssoufa Moukoko für Julian Brandt und macht das Supertalent gut zwei Wochen nach seinem Debüt als jüngster Bundesliga-Profi mit 16 Jahren und 18 Tagen auch zum jüngsten Champions-League-Spieler der Geschichte.
Moukoko knackt damit den 26 Jahre alten Rekord von Celestine Babayaro, der am 23. November 1994 im Alter von 16 Jahren und 86 Tagen für den RSC Anderlecht debütierte. Mit dem Youngster kommt prompt frischen Wind in die Partie, bei den beiden Dortmundern Toren hat er seine Füsse allerdings nicht im Spiel. Jüngster Torschütze in der Champions League ist mit 17 Jahren und 40 Tagen aktuell Ansu Fati vom FC Barcelona. Moukoko hat also noch mehr als ein Jahr Zeit, um auch diesen Rekord zu brechen.
1 – Mit 16 Jahren und 18 Tagen ist Youssoufa #Moukoko vom @BVB der jüngste Spieler der @ChampionsLeague-Geschichte – Moukoko ist 67 Tage jünger als es der bisherige Rekordhalter Celestine Babayaro bei seinem Debüt war. Talent. #UCL #ZenitBVB pic.twitter.com/cy2DhYFXru
— OptaFranz (@OptaFranz) December 8, 2020
Wegen der Corona-Quarantäne von Cristiano Ronaldo war das erste der beiden Champions-League-Duelle mit Lionel Messi ja geplatzt, im Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin treffen die beiden Superstars gestern zum ersten Mal seit Mai 2018 wieder aufeinander. Am Ende ist es keine Frage, wer als Gewinner aus dem 36. Direktduell geht: Cristiano Ronaldo trifft beim 3:0 von Juventus im Camp Nou doppelt und baut seinen Vorsprung in der ewigen Champions-League-Torschützenliste auf 16 Treffer aus (134:118).
Wie sehr Ronaldo diesem Wiedersehen mit Messi entgegengefiebert hat, zeigt sich nicht nur beim Jubel nach seinen beiden Penaltytreffern, als er seine Freude jeweils lautstark in den Nachthimmel schreit, sondern auch bei einer für ihn ungewöhnlichen Aktion in der 80. Minute.
Messi zieht beim Stand von 0:3 nach einem Tunnel gegen Juve-Abwehrchef Leonardo Bonucci unnachahmlich in Richtung Strafraum, doch der «Zauberfloh» hat die Rechnung ohne seinen Dauerrivalen Ronaldo gemacht. Dieser braust nämlich von der Seite heran und stibitzt Messi den Ball vom Fuss weg. Der Barça-Captain versucht zwar noch nachzusetzen, nach wenigen Metern gibt er gegen den schnellen Ronaldo aber auf.
Always great to return to Spain and to Catalunya, always hard to play in Camp Nou against one of the best teams I ever faced. Today we were a team of Champions! A true, strong and united family! Playing like this, we have nothing to fear until the end of the season... Let’s go! pic.twitter.com/PivPpJ3SLh
— Cristiano Ronaldo (@Cristiano) December 8, 2020
Bis im Sommer spielte Weston McKennie noch auf Schalke und kassierte eine Niederlage nach der anderen. Und nun das: Bei Juventus' 3:0-Sieg gegen Barcelona erzielt der 22-jährige US-Nationalspieler das wegweisende 2:0 – und es ist ein absolutes Traumtor. Eine perfekte Ballstafette nach einem Einwurf schliesst McKennie mit einem herrlichen Seitfallzieher ab. Für den Ex-Schalker ist es der zweite Pflichtspieltreffer nacheinander. Am Sonntag hatte er im «Derby della Mole» gegen Stadtrivale Torino per Kopf sein erstes Saisontor für Juventus erzielt.
McKennie ist von Juventus zunächst nur ausgeliehen, es besteht aber eine Kaufverpflichtung (18,5 Millionen Euro), sofern sich der italienische Rekordmeister in dieser Saison für die Champions League qualifiziert. Sollte Juve die Königsklasse nach zuletzt neun Scudetti in Serie wider Erwarten verfehlen, wird daraus eine Kaufoption. Sollte McKennie so weiterspielen, muss er wohl kaum zurück zu Schalke.
Eingesprungene Penaltys sind schon seit längerer Zeit in Mode: Gestern trafen Jorginho bei Chelseas 1:1 gegen FK Krasnodar und Bruno Fernandes bei der 2:3-Niederlage von ManUnited gegen RB Leipzig mit Hüpfer vor der Ausführung.
Doch was bringt diese Art, Penaltys zu treten, eigentlich? Mit dem langsamen Anlauf und dem Sprung in die Höhe wird der Torhüter gezwungen, sich früh für eine Ecke zu entscheiden. Der Schütze kann dem Ball dank des Sprungs dagegen erst spät die finale Richtung geben und den gegnerischen Keeper so meist verladen.
Als Erfinder des eingesprungenen Elfmeters gilt Jorginho. Seine Taktik ist äusserst erfolgreich: Von 25 Penaltys hat der Chelsea-Brasilianer in seiner Karriere erst drei verschossen. Noch treffsicherer ist Bruno Fernandes: Der Portugiese hat in seiner Laufbahn bei 33 Versuchen ebenfalls dreimal nicht getroffen, in diesem Herbst gleich zweimal innert weniger Wochen.