Immer mehr Länder lassen eine dritte, sogenannte Booster-Impfung zu. Der Sinn dahinter: Der Impfschutz der Corona-Impfung lässt mit der Zeit nach, der Booster holt den Impfschutz wieder hoch.
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In Israel gelten etwa nur noch Menschen mit einer dritten Impfung als immun, in Grossbritannien sollen sich Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem nachimpfen lassen. Und die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will in den nächsten Wochen ihre Bewertung einer Auffrischungsimpfung abschliessen.
Der deutsche Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sieht es hingegen anders. Im Podcast Coronavirus-Update des NDR meint er:
Zwar plädiert er sehr deutlich für Impfungen, aber auf lange Sicht müssten sich die Menschen mit dem Virus anstecken, um eine «robustere Immunität» zu erreichen.
Er sieht es für sich selbst so:
Das individuelle «Immun-Update, also die Booster-Immunisierung» werde dann durch immer wiederkehrende Kontakte mit dem Virus erfolgen, so Drosten. Der Vorteil? Die Bevölkerungsimmunität werde belastbarer, weil es sich um wirkliche Infektionen handele.
Das was Christian Drosten hier sagt, beantwortet für mich persönlich eine wichtige Frage, die ich mir schon lange stelle:
— Florian S (@Florian83616025) September 5, 2021
Inwieweit ist es als Geimpfter überhaupt noch sinnvoll, der Infektion weiterhin aus dem Weg zu gehen?
1/ pic.twitter.com/82SuBBGZSV
Denn gemäss Drosten sei eine durchgemachte Infektion auf Dauer robuster, weil dann eigene T-Zellen lokal Antikörper produzierten. Drosten dazu:
Als relativ gesunder Erwachsener könne er diesen individuellen Weg für sich verantworten. Für andere Bevölkerungsgruppen gelte das natürlich nicht. Und Drosten betonte mit Nachdruck, dass er das auch nur so sehe, weil er bereits doppelt geimpft sei.
Den ganzen Podcast mit Drosten kannst du übrigens hier nachhören.
Christian Münz, Professor für virale Immunbiologie an der Uni Zürich, sah es in einem Interview mit watson ähnlich. Er geht nicht davon aus, dass man alle sechs bis zwölf Monate zum Impftermin muss: «Wenn das Virus ausreichend zirkuliert, dann reichen die Reinfektionen aus, um unser Immunsystem zu boosten.»
Er glaubt, dass die Impfungen nur für die Zeit nötig sein werden, in der wir das Virus nicht frei zirkulieren lassen können. Und weiter: «Haben nahezu 100 Prozent der Leute eine Grundimmunität erreicht, müssen die Transmissionen nicht mehr durch Massnahmen künstlich niedrig gehalten werden.»
Münz geht davon aus, dass wir im kommenden Winter diesen 100 Prozent ziemlich nahe kommen werden. «Entweder werden die Leute durch die Impfung oder durch eine Ansteckung immun.»
Das Bundesamt für Gesundheit zeigte sich auf Nachfrage von watson während der Pressekonferenz am Dienstag eher skeptisch. In der momentanen Situation müsse man die Zirkulation bremsen, sagt Stadler. Die Lage auf den Intensivstationen sei zu angespannt. «Momentan müssen Infektionen verhindert werden.»
Mittelfristig stelle sich aber schon die Frage, ob doppelt Geimpfte sich auf natürliche Weise anstecken sollen, um sich zu boosten. Aber das sei noch nicht abschliessend geklärt. (jaw)