Die Post lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Entschädigung der Mitglieder ihrer Konzernleitung (KL) geht. 560 000 Franken erhielten die acht KL-Mitglieder letztes Jahr im Durchschnitt. Ex-Post-Chefin Susanne Ruoff kam sogar auf 970 000 Franken.
Nicht nur zu Lebzeiten schaut das Unternehmen gut zu seinen Spitzenkräften. Auch für den Todesfall sorgt es vor.
Lebensversicherungsprämien von insgesamt 41 301 Franken zahlte die Post Geschäftsleitungsmitgliedern letztes Jahr, wie dem Kaderlohnreporting des Bundesrats zu entnehmen ist. 5329 Franken im Durchschnitt. Für Postchefin Ruoff griff das Unternehmen etwas tiefer in die Tasche: Die Prämie für ihre Lebensversicherung belief sich auf 6156 Franken.
Die Post – derzeit wegen Buchhaltungs-Tricks bei der Tochter Postauto Schweiz AG in der Kritik und Krise – ist das einzige bundesnahe Unternehmen, das seiner gesamten Führungscrew eine Lebensversicherung bezahlt. Und dies nicht erst seit letztem Jahr.
Post-Sprecher Oliver Flüeler sagt: «Die Risikoversicherungen waren etwa seit 2001 Bestandteil der Anstellungsgrundlagen der Konzernleitungsmitglieder und sollten ursprünglich beim Übergang aus dem Lohnsystem der Bundesverwaltung der Marktlohnsituation gerechter werden.»
Das heisst, die Lebensversicherung war eine Art «Trostpflaster» dafür, dass die Chefs der 1998 verselbstständigten Post weniger verdienten als in der Privatwirtschaft. Wobei sie nie am Hungertuch nagten. 2001 verdiente Postchef Ulrich Gygi 500 000 Franken Grundlohn plus bis zu 200 000 Franken als Bonus.
Eine noch besser dotierte Lebensversicherung erhält der CEO der Postfinance, Hansruedi König, bezahlt. 18 356 Franken an Prämie zahlte ihm das Unternehmen letztes Jahr dafür. Die Gesamtentschädigung, die der Berner letztes Jahr erhielt, belief sich damit auf 834 000 Franken.
Laut Post-Sprecher Flüeler kommt König in den Genuss der GratisLebensversicherung, weil die Anstellungsgrundlagen des obersten Kaders der Post konzernweit gälten, also «auch für den Vorsitzenden der Geschäftsleitung Postfinance als Mitglied der Konzernleitung Post». Laut den Angaben auf der Post-Website ist König allerdings nicht Mitglied der Post-Geschäftsleitung: Er nimmt als Beisitzer an den Sitzungen teil.
Und warum die unterschiedlichen Prämien? «Die Höhe der Prämie einer Risikoversicherung richtet sich bekanntlich nach Geschlecht sowie Alter und übrige Risiken der versicherten Person bei Versicherungsbeginn», so Oliver Flüeler.
Noch ein weiterer Spitzenverdiener eines bundeseigenen Betriebs er- hält eine Gratis-Lebensversicherung: Andreas Meyer, Chef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Meyers vom Unternehmen bezahlte Prämien beliefen sich letztes Jahr auf 19 505 Franken. Der SBB-Boss kam insgesamt auf eine Entschädigung von gut einer Million Franken. Er ist das einzige Konzernleitungsmitglied, dem die SBB diese Versicherung zahlen.
«Die Versicherung wurde bei Eintritt des CEO abgeschlossen», sagt SBB-Sprecher Christian Ginsig. «Der Hintergrund war eine, durch seine vorgängige Erwerbstätigkeit in Deutschland entstandene, Lücke in der Vorsorge beziehungsweise in den Versicherungsleistungen für seine Familie im Falle seines Todes.» Grund für die Lücke: «Die Hinterbliebenenversicherung läuft im Normalfall über die Pensionskasse, welche die Deckung aber aufgrund der fehlenden Einzahlungsjahre nicht im gewöhnlichen Umfang sicherstellen konnte», so Christian Ginsig.
Jetzt hat die Politik genug. Edith Graf-Litscher (SP/TG), Präsidentin der nationalrätlichen Verkehrskommission, sagt: «Die Mitarbeitenden in diesen Unternehmen müssen ihre Lebensversicherungen auch aus dem eigenen Portemonnaie bezahlen. Ich erwarte, dass dies zukünftig auch die Chefs tun und diese Ungerechtigkeit umgehend aufgehoben wird.» Das verlangt auch der Aargauer SVP-Nationalrat Ueli Giezendanner: «Das ist eine weitere moralisch fragwürdige Privilegierung der obersten Kader.»
Die Post ist bereits dabei, über die Bücher zu gehen. «Seit 2017 werden diese Versicherungen laufend aufgehoben, einzelne Konzernleitungs-Mitglieder sind bereits nicht mehr versichert, der Prozess ist im Gang», erklärt Post-Sprecher Flüeler. (aargauerzeitung.ch)