Die Schweizer Gesundheitsbehörden stehen unter Druck: Auf der einen Seite macht sich eine gewisse Impfmüdigkeit breit, auf der anderen ist die Delta-Variante des Coronavirus auf dem Vormarsch.
Besonders Jugendliche scheinen bei der Impfkampagne nicht motiviert zu sein: Weniger als zehn Prozent der 12- bis 15-Jährigen habe sich in der Schweiz für eine Corona-Impfung angemeldet, zeigt eine Umfrage der «NZZ am Sonntag». Auch andere Länder kennen das Impfmuffel-Problem. Dort greift man allerdings zu trickreicheren Mitteln, um die Leute zum Pieks zu bewegen. Hier kommen sieben Beispiele und die Handhabung der Schweiz.
Britische Online-Daters können auf ihren Profilen angeben, ob sie gegen Covid geimpft sind. Dadurch erhalten sie Vorteile: Einige Datings-Apps bieten Geimpften den Zugang zu Premium-Funktionen wie «Profil-Boosts» oder «Super-Likes», die normalerweise extra kosten.
Die britische Gesundheitsbehörde hat sich dafür mit App-Betreibern wie Tinder, Match, Bumble und Co. zusammengetan, schreibt sie in einer Mitteilung. Die Idee ist nicht neu: Sie wurde bereits im Mai in den USA eingeführt. Mehr dazu erfährst du weiter unten.
Griechenland will junge Menschen mit Sackgeld zur Impfung motivieren: 18- bis 25-Jährige erhalten dort ab Mitte Juli 150 Euro, wenn sie sich impfen lassen. Umgerechnet sind das etwa 160 Schweizer Franken. Der Betrag ist allerdings gebunden und kann nur für bestimmte Zwecke ausgegeben werden. Dazu zählen etwa Flug-, Schiff- und Bahntickets, Hotels, Campingplätze oder Theater-, Konzert- oder Kinoeintritte.
Anstatt zum Zuckerbrot will man in Deutschland zur Peitsche greifen: Wer seinen gebuchten Impftermin verpasst, soll 30 Euro Busse zahlen, sprich rund 33 Schweizer Franken. Das fordert SPD-Politiker Karl Lauterbach, nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass in Deutschland fünf bis zehn Prozent aller Impftermine geschwänzt würden.
Allerdings sind nicht alle Parteien Lauterbachs Meinung. So hat etwa FDP-Politikerin Christine Aschenberg-Dugnus vorgeschlagen, Belohnungen wie Gutscheine oder freie Museums-Eintritte auszuschreiben.
In Sachsen werde derzeit bereits an einem solchen Verfahren gefeilt, schreibt der «Spiegel». Wer ins Impfzentrum komme, soll Rabatte für Dienstleistungen oder Produkte erhalten. Details seien aber noch offen.
In den USA locken Bundesstaaten und Kommunen gleich mit einer Vielzahl an Impf-Belohnungen:
The White House worked with dating apps to launch badges, perks for users who received Covid vaccine. Tinder, Hinge, Match, OkCupid, BLK, Chispa, Plenty of Fish, Bumble, and Badoo participating in support of Biden’s goal of having 70% of US partially vaccinated by July 4. pic.twitter.com/9uWsbi0u71
— Jacqui Heinrich (@JacquiHeinrich) May 21, 2021
Auch Rumänien will mit Gratis-Eintritten zum Pieks locken: In der «Dracula»-Burg Bran kann man sich impfen lassen und danach gratis den Folterkeller ansehen. Die Burg soll den irischen Autor Bram Stocker zu seinem Grusel-Roman über den Vampir «Dracula» inspiriert haben.
Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hat eine Auto-Tombola als Impf-Anreiz gestartet. Bis Mitte Juli werden unter allen Moskauerinnen und Moskauern, die zum ersten Mal die Corona-Impfung erhalten und über 18 Jahre alt sind, jede Woche fünf Autos verlost.
In Hongkong winken den Geimpften mehrere Gewinnpreise. Neben Einkaufsgutscheinen und Flugtickets ist auch eine Eigentumswohnung im Wert von 10,8 Millionen Hongkong-Dollar, rund 1,3 Millionen Schweizer Franken, im Pot. Seit dem 15. Juni kann man sich registrieren und die Gewinner würden anfangs September bekannt gegeben, schreibt die «South China Morning Post».
Hierzulande bieten bisher vor allem Arbeitgebende kleine Vorteile für Geimpfte. So erhalten Angestellte der Gemeinde Lachen im Kanton Schwyz einen Einkaufsgutschein von bis zu 200 Franken für die vollständige Impfung. Auch in Zürich zahlt ein Behindertenheim seinen Mitarbeitenden einen Bonus von 200 Franken.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat nicht vor, monetäre Goodies für die breite Bevölkerung zu schaffen. Man wolle nicht mit Prämien eine Impfung gegen das Coronavirus belohnen, sagte die Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Kantonsärztevereinigung Linda Nartey anfangs Juni. Virginie Masserey ergänzte: Die Leute sollen den Impfentscheid fällen, weil sie den Nutzen sehen und zur Normalität zurückkehren wollen, so die Leiterin der Infektionskontrolle im BAG.