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Tinder-Boost, Freibier und Joints: So locken andere Länder zur Impfung

epa09182121 A member of the public is inoculated with the a dose of the Johnson and Johnson COVID-19 vaccine, during a 'Take The Shot - Get a Beer' event in Washington DC, USA, 06 May 2021.  ...
Um zur Covid-Impfung zu motivieren, bieten etwa die USA gleiche mehrere Belohnungen an.Bild: keystone sda

Tinder-Boost, Freibier und Joints: So locken andere Länder zur Impfung

In der Schweiz setzt die Impfmüdigkeit ein. Andernorts versucht man, mit Geldpreisen und Gratis-Goodies die Impfquote aufzubessern.
05.07.2021, 18:53
Vanessa Hann
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Die Schweizer Gesundheitsbehörden stehen unter Druck: Auf der einen Seite macht sich eine gewisse Impfmüdigkeit breit, auf der anderen ist die Delta-Variante des Coronavirus auf dem Vormarsch.

Besonders Jugendliche scheinen bei der Impfkampagne nicht motiviert zu sein: Weniger als zehn Prozent der 12- bis 15-Jährigen habe sich in der Schweiz für eine Corona-Impfung angemeldet, zeigt eine Umfrage der «NZZ am Sonntag». Auch andere Länder kennen das Impfmuffel-Problem. Dort greift man allerdings zu trickreicheren Mitteln, um die Leute zum Pieks zu bewegen. Hier kommen sieben Beispiele und die Handhabung der Schweiz.

UK: Dating-Vorteile auf Tinder und Co.

Britische Online-Daters können auf ihren Profilen angeben, ob sie gegen Covid geimpft sind. Dadurch erhalten sie Vorteile: Einige Datings-Apps bieten Geimpften den Zugang zu Premium-Funktionen wie «Profil-Boosts» oder «Super-Likes», die normalerweise extra kosten.

Die britische Gesundheitsbehörde hat sich dafür mit App-Betreibern wie Tinder, Match, Bumble und Co. zusammengetan, schreibt sie in einer Mitteilung. Die Idee ist nicht neu: Sie wurde bereits im Mai in den USA eingeführt. Mehr dazu erfährst du weiter unten.

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Covid-Geimpfte in den UK und USA erhalten etwa auf Tinder Stickers. Bild: tinder

Griechenland: 150 Euro «Sackgeld»

Griechenland will junge Menschen mit Sackgeld zur Impfung motivieren: 18- bis 25-Jährige erhalten dort ab Mitte Juli 150 Euro, wenn sie sich impfen lassen. Umgerechnet sind das etwa 160 Schweizer Franken. Der Betrag ist allerdings gebunden und kann nur für bestimmte Zwecke ausgegeben werden. Dazu zählen etwa Flug-, Schiff- und Bahntickets, Hotels, Campingplätze oder Theater-, Konzert- oder Kinoeintritte.

Deutschland: Busse gegen Impfschwänzer geplant

Anstatt zum Zuckerbrot will man in Deutschland zur Peitsche greifen: Wer seinen gebuchten Impftermin verpasst, soll 30 Euro Busse zahlen, sprich rund 33 Schweizer Franken. Das fordert SPD-Politiker Karl Lauterbach, nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass in Deutschland fünf bis zehn Prozent aller Impftermine geschwänzt würden.

Allerdings sind nicht alle Parteien Lauterbachs Meinung. So hat etwa FDP-Politikerin Christine Aschenberg-Dugnus vorgeschlagen, Belohnungen wie Gutscheine oder freie Museums-Eintritte auszuschreiben.

In Sachsen werde derzeit bereits an einem solchen Verfahren gefeilt, schreibt der «Spiegel». Wer ins Impfzentrum komme, soll Rabatte für Dienstleistungen oder Produkte erhalten. Details seien aber noch offen.

USA: Gratis Bier trinken, kiffen und jagen

In den USA locken Bundesstaaten und Kommunen gleich mit einer Vielzahl an Impf-Belohnungen:

  • In New York und Washington DC erhalten frisch Geimpfte einen Gratis-Joint. Die Aktion «Joints for Jabs», zu Deutsch «Joints für Spritzen», läuft in Washington noch bis am
    12. Juli 2021.
  • Der Bundesstaat New Jersey warb mit «shot and a beer» und zahlte allen ab 21 Jahren ein Freibier in der nächsten Kneipe. Die Aktion lief einen Monat lang im Mai und galt für die erste Impfung.
  • Die Donut-Kette Krispy Kreme bietet jedem Geimpften täglich einen gratis Donut bis zum Jahresende.
  • In Staaten wie Ohio, Kalifornien oder New York werden Geldpreise verlost. Geimpfte können bei Lotterien mit Namen wie «Vax and Scratch» (New York) oder «Vax for the Win» (Kalifornien) bis zu einer Million US-Dollar gewinnen.
  • Die Behörde in Maine verlost unter Geimpften insgesamt 10'000 Angel- und Jagdlizenzen. Ausserdem gibt es andere Preise wie Freikarten zu Naturparks, Baseballspielen und Autorennen, schreibt der Bundesstaat auf seiner Website.
  • Wie Grossbritannien hat sich auch das Weisse Haus mit mehreren Dating-Plattformen zusammengetan, darunter Tinder, Hinge oder Bumble. Damit erhalten geimpfte Nutzer Vorteile von Premium-Konten.

Rumänien: Eintritt ins Dracula-Schloss

Auch Rumänien will mit Gratis-Eintritten zum Pieks locken: In der «Dracula»-Burg Bran kann man sich impfen lassen und danach gratis den Folterkeller ansehen. Die Burg soll den irischen Autor Bram Stocker zu seinem Grusel-Roman über den Vampir «Dracula» inspiriert haben.

In Rumänien wirbt das «Dracula»-Schloss für Impftermine.
In Rumänien wirbt das «Dracula»-Schloss für Impftermine.Bild: @BranDraculasCastle via facebook

Russland: Moskau verlost Autos

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hat eine Auto-Tombola als Impf-Anreiz gestartet. Bis Mitte Juli werden unter allen Moskauerinnen und Moskauern, die zum ersten Mal die Corona-Impfung erhalten und über 18 Jahre alt sind, jede Woche fünf Autos verlost.

Hongkong: Chance auf 1,3-Millionen-Appartment

In Hongkong winken den Geimpften mehrere Gewinnpreise. Neben Einkaufsgutscheinen und Flugtickets ist auch eine Eigentumswohnung im Wert von 10,8 Millionen Hongkong-Dollar, rund 1,3 Millionen Schweizer Franken, im Pot. Seit dem 15. Juni kann man sich registrieren und die Gewinner würden anfangs September bekannt gegeben, schreibt die «South China Morning Post».

Schweiz: Belohnungen je nach Chef oder Chefin

Hierzulande bieten bisher vor allem Arbeitgebende kleine Vorteile für Geimpfte. So erhalten Angestellte der Gemeinde Lachen im Kanton Schwyz einen Einkaufsgutschein von bis zu 200 Franken für die vollständige Impfung. Auch in Zürich zahlt ein Behindertenheim seinen Mitarbeitenden einen Bonus von 200 Franken.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat nicht vor, monetäre Goodies für die breite Bevölkerung zu schaffen. Man wolle nicht mit Prämien eine Impfung gegen das Coronavirus belohnen, sagte die Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Kantonsärztevereinigung Linda Nartey anfangs Juni. Virginie Masserey ergänzte: Die Leute sollen den Impfentscheid fällen, weil sie den Nutzen sehen und zur Normalität zurückkehren wollen, so die Leiterin der Infektionskontrolle im BAG.

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95 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe Gage
05.07.2021 19:50registriert Juni 2020
Hallo?! Ich bin doppelt geimpft! Wo sind meine Dates, Biere und Joints??? Diktatur! Danke Berset!!!
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Guybrush Threepwood
05.07.2021 18:58registriert April 2018
Mit anderen Worten. Man wird jetzt noch damit belohnt weil man zugewartet hat?
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fools garden
05.07.2021 21:59registriert April 2019
Die Variante Impfwillige zu belohnen, ist mir ungleich sympathischer als Unwillige zu bestrafen.
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