Türkei: Suche nach den Hintermännern nach Anschlag von Ankara

Türkei: Suche nach den Hintermännern nach Anschlag von Ankara

18.02.2016, 06:04

Nach dem verheerenden Terroranschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara sucht die Regierung nach den Hintermännern. «Uns liegen bisher noch keine Informationen darüber vor, wer diesen Angriff getätigt hat», sagte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus.

Beim Anschlag auf einen Konvoi mit Bussen der Armee am Mittwochabend wurden nach seinen Angaben mindestens 28 Menschen getötet und 61 weitere verletzt worden. Kurtulmus sprach von einem Angriff «auf die gesamte Nation».

Die türkische Luftwaffe bombardierte am Mittwochabend Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak, wie der irakische Fernsehsender Al Sumaria berichtete. Unklar war zunächst, ob die Luftschläge im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Ankara standen, zu dem sich zunächst niemand bekannte.

Die PKK greift aber immer wieder türkische Sicherheitskräfte an. Sie hat zudem angekündigt, Angriffe auf staatliche Institutionen auszuweiten.

Busse transportierten Soldaten

Ziel des Anschlags im Regierungsviertel Cankaya in der Nähe des Parlaments waren nach Angaben der Armee Busse, die Angehörige der Streitkräfte transportierten. Das Militär bestätigte, dass unter den Toten Soldaten seien, machte aber keine Angaben zu deren Anzahl. Nach Angaben des Provinzgouverneurs detonierte vermutlich eine Autobombe.

Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte nach dem Anschlag seinen Besuch in Brüssel zu Gesprächen über die Flüchtlingskrise ab, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Davutoglu wollte am Donnerstag in Brüssel mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras zusammenkommen.

Entsetzen im Westen

Merkel reagierte entsetzt auf den Bombenanschlag. «Die Bundesregierung verurteilt diesen neuerlichen terroristischen Akt auf das Schärfste», liess sei sich in einer Mitteilung zitieren.

Auch die EU und die USA verurteilten die Tat. Das Aussenministerium in Washington teilte mit, man bestätige dem NATO-Partner Türkei im Kampf gegen die gemeinsame Bedrohung durch den Terrorismus aufs Neue die starke Partnerschaft beider Länder.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hofft, dass die Verantwortlichen rasch zur Rechenschaft gezogen würden. «In dieser tragischen Zeit stehen die Vereinten Nationen den Menschen und der Regierung der Türkei solidarisch zur Seite.»

Regierung verhängt Nachrichtensperre

Die türkische Regierung verhängte aus Gründen der «nationalen Sicherheit» eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft. Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP - der Erdogan eine Nähe zur PKK vorwirft - verurteilte den Anschlag.

Türkische Sicherheitskräfte sind in den vergangenen Monaten vor allem in der Südosttürkei immer wieder Ziel von Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK geworden. Im September starben bei einem PKK-Anschlag im südosttürkischen Ort Daglica 16 Soldaten.

Die Armee geht seit Mitte Dezember mit einer Offensive gegen PKK-Kämpfer vor, die sich in Städten im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten der Türkei verschanzt haben. In mehrere Bezirken gelten seitdem Ausgangssperren.

Zuletzt hatte die Armee ihren Einsatz in der Nacht zum Mittwoch auf die Stadt Idil ausgeweitet. Ein mehr als zwei Jahre anhaltender Waffenstillstand zwischen PKK und türkischer Regierung war im Juli gescheitert. Seitdem eskaliert der Konflikt.

Andere Terroristen

In der Vergangenheit kam es jedoch auch immer wieder zu Anschlägen, die nicht von der PKK verübt wurden, sondern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder linksterroristischen Gruppen angelastet wurden. Im vergangenen Monat riss ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen mit in den Tod. Die Regierung machte den IS für diese Tat verantwortlich.

Im Oktober waren in Ankara beim schwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte der Türkei mehr als Hundert Menschen getötet worden. Ziel waren damals Teilnehmer einer regierungskritischen Friedensoperation. Die Regierung machte auch dafür den IS verantwortlich. (sda/dpa)

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