Der TV-Sender «Fox News» gilt zusammen mit dem Onlineportal «Breitbart» und der Talkradio-Station «Infowars» als feste Grösse im Trump-Lager. Der Präsident kann sich darauf verlassen, dass Hassprediger wie Sean Hannity und Alex Jones täglich ihre Zuschauerinnen und Hörer davon überzeugen, er bringe eine hervorragende Leistung. Jede Kritik an Trump sei eine gigantische Verschwörung von Linken, Liberalen und anderen dubiosen und unpatriotischen Menschen.
Doch nun weist selbst bei «Fox News» die Trump-Verteidigungsfront Risse auf. Der Starmoderator Chris Wallace hat über das Wochenende den Präsidenten massiv kritisiert. Anlass war Trumps Tweet, in dem er andeutet, dass er die Gespräche mit dem gefeuerten FBI-Chef James Comey heimlich aufgenommen habe. «Es scheint mir, dass Sie ein sehr gefährliches Spiel mit der Glaubwürdigkeit des Präsidenten der Vereinigten Staaten spielen», sagte Wallace an die Adresse Trumps.
Wallace ist ein TV-Mann mit Gewicht. Er gilt als nüchtern, sachlich und unparteiisch. Deswegen hatte er auch die Ehre, das dritte Duell zwischen Hillary Clinton und Trump zu moderieren. Der inzwischen 70-Jährige hat eine lange und distinguierte Journalistenkarriere hinter sich. Dabei war er bei allen bedeutenden amerikanischen TV-Sendern tätig. 1987 hat er Ronald Reagan in der Irangate-Affäre in grösste Schwierigkeiten gebracht.
Seit 2003 arbeitet Wallace für «Fox News». Jeden Sonntagmorgen moderiert er dort eine viel beachtete Polit-Sendung, in der er jeweils die wichtigsten Themen der Woche aufgreift. Am vergangenen Sonntag war dies selbstredend die Entlassung von Comey. Dabei schlug Wallace Töne an, die man sich bei «Fox News» nicht gewohnt ist.
Wallace nahm Bezug auf die Pressekonferenz von Sean Spicer vom vergangenen Freitags. Der bedauernswerte Pressesprecher des Weissen Hauses hatte auf eine Frage eines Journalisten, ob der Präsident nun Comey abgehört habe oder nicht, dreimal geantwortet: «Ich habe dazu nichts anzufügen.»
«Als ich das gehört habe, hat es mir den Atem verschlagen», so Wallace. «Das ist, was man im Watergate-Skandal ein Nicht-Dementi-Dementi nannte. Spicer hätte ganz einfach mit ‹Ja› oder ‹Nein› antworten können. Warum tut er das. Warum will der den ohnehin schon angeschlagenen Ruf des Weissen Hauses noch verschlechtern?»
Tags darauf wiederholte Wallace diese Kritik in der Morgenshow «Fox & Friends». Es handelt sich dabei um die beliebteste TV-Show der USA. Sie ist absolut Trump-hörig. Der Präsident hat sie denn auch schon mehrmals als seine Lieblingssendung bezeichnet. Den drei Moderatoren von «Fox & Friends» war die Kritik ihres Polit-Doyens sichtlich unangenehm, ja sie litten geradezu körperlich.
Beim Trump-Team müssten nun alle Alarmlampen blinken. Wenn der Präsident selbst bei «Fox & Friends» kritisiert wird, dann steckt er in Schwierigkeiten. Die Entlassung Comeys erweist sich immer mehr als gigantischer Fehler. Wenn Trump damit erreichen wollte, dass die leidige Russland-Affäre endlich vom Tisch ist, dann hat er genau das Gegenteil erreicht.
Jüngste Umfragen zeigen zudem, dass die Zustimmung zu seiner Amtsführung auf katastrophale 36 Prozent gesunken ist. Schlimmer noch: Selbst ein Teil seiner Hardcore-Fans, die ungebildeten weissen Männer, wenden sich von ihm ab.