Haitis Ministerpräsident tritt nach tödlichen Unruhen zurück

Haitis Ministerpräsident tritt nach tödlichen Unruhen zurück

15.07.2018, 02:36

Haitis Ministerpräsident Jack Guy Lafontant ist nach gewaltsamen Protesten gegen inzwischen zurückgenommene Preiserhöhungen auf Treibstoffe zurückgetreten. Er habe seinen Abdankungsgesuch beim Präsidenten eingereicht, der «meinen Rücktritt angenommen hat».

Dies sagte Lafontant im Unterhaus des haitianischen Parlaments am Samstag. Er habe das Rücktrittsgesuch von Jack Guy Lafontant und dessen Kabinett angenommen, schrieb auch Haitis Präsident Jovenel Moïse am Samstag (Ortszeit) auf Twitter.

Auslöser der Unruhen war die Ankündigung drastischer Erhöhungen der Preise für Benzin und Diesel in dem karibischen Inselstaat vor einer Woche gewesen. Die Regierung hatte angesichts der Proteste die Preiserhöhungen wieder zurückgenommen. Lafontant zog nun die Konsequenz aus den Geschehnissen. Damit kam er einem möglichen Misstrauensvotum im Parlament zuvor.

Hunderte Demonstranten zogen am Samstag dennoch durch die Hauptstadt Porte-au-Prince und forderten auch den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse.

Die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geforderten Preisanhebungen um 38 Prozent für Benzin und 47 Prozent für Diesel sowie um 51 Prozent für Kerosin hatten Krawalle in mehreren Städten ausgelöst, bei denen mindestens vier Menschen starben. In Porte-au-Prince waren Barrikaden aus brennenden Reifen errichtet worden. Geschäfte wurden geplündert, Autos in Brand gesetzt.

Um Geduld geworben

Schon vor dem Konflikt über die Treibstoffpreise war Lafontant politisch angeschlagen gewesen. Der politische Quereinsteiger hatte bei der Bevölkerung vergeblich um Geduld geworben, damit seine Regierung «eine Vision, ein klares Programm» umsetzen könne.

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Die Bevölkerung leidet unter Massenarbeitslosigkeit und seit drei Jahren unter einer Inflationsrate von mehr als 13 Prozent.

Das Land hat sich noch nicht von dem verheerenden Erdbeben erholt, bei dem 2010 etwa 200'000 Menschen ums Leben gekommen waren. In der Folge starben tausende weitere durch eine Cholera-Epidemie. Der Hurrikan «Matthew» im Jahr 2016 richtete weitere schwere Schäden in dem bitterarmen Karibikstaat an. (sda/afp/dpa)

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