Seit 2011 zeichnet die Serie «Black Mirror» ein meist düsteres Bild unseres zukünftigen Alltags und hält damit Millionen Menschen in Atem. Erschreckend ist dabei, dass die Geschichten sehr glaubhaft darstellen, was unter Umständen in wenigen Jahren Realität sein könnte.
Ein Video eines Journalisten sorgt im Netz nun für Aufregung, denn es zeigt ziemlich deutlich auf, dass zumindest eine Folge von «Black Mirror» in China bereits jetzt Realität ist. Im Clip ist ein Zugabteil zu sehen, in welchem gerade eine Durchsage zu hören ist. Eine Stimme warnt die Passagiere davor, dass regelwidriges Verhalten Konsequenzen hat und zu einem Abzug beim Sozialkredit-System führen kann.
Here's a dystopian vision of the future: A real announcement I recorded on the Beijing-Shanghai bullet train. (I've subtitled it so you can watch in silence.) pic.twitter.com/ZoRWtdcSMy
— James O'Malley (@Psythor) 29. Oktober 2018
Das Sozialkredit-System ist sowas wie ein digitales Führungszeugnis, das in China seit 2014 aufgebaut wird und ab 2020 flächendeckend zum Einsatz kommen soll. Dank dem Zugriff auf unzählige Datenbanken aus den verschiedensten Bereichen erstellt das System von jedem Bürger eine Art Reputations-Profil. Verhält sich ein Bürger vorbildlich, erhält er Punkte, verstösst er gegen Regeln, verliert er Punkte. Dank Kameraüberwachung und Gesichtserkennung können die Leute sogar in Echtzeit überwacht und allenfalls bestraft werden.
Hat ein Bürger zu wenig Punkte in seinem digitalen Führungszeugnis, muss er mit Einschränkungen rechnen. Konsequenzen können zum Beispiel das Beschneiden der Reisefreiheit sein, schlechtere Chancen bei der Jobsuche, oder es wird sogar der Zugang zu Bildung erschwert.
Das erinnert natürlich sehr stark an die Folge «Nosedive» aus der dritten Staffel von «Black Mirror». Auch dort haben Bürger anhand eines sozialen Bewertungssystems verschiedene Privilegien in der Gesellschaft. Wer sich dem System verweigert, wird automatisch ausgegrenzt und gehört zum Bodensatz der Gesellschaft.
Aus China trudeln unterdessen schon erste Berichte zu Bestrafungen durch das Sozialkredit-System ein. Beispielsweise soll laut Business Insider einem Studenten die Aufnahme an einer Universität verweigert worden sein, weil der Sozialkredit seines Vaters zu niedrig war. Dieser hatte es versäumt, einen Kredit rechtzeitig zurückzubezahlen. (pls)