Eines muss man Christian Constantin lassen: Er hat Nerven aus Stahl. Am Vorabend schlägt er in aller Öffentlichkeit mehrfach auf Rolf Fringer ein. Am nächsten Tag fragt er, «wofür soll ich mich entschuldigen?». Und hält dann eine Pressekonferenz, bei welcher er erst – mit heroischer Musik unterlegt – ein Video mit Rolf Fringers Aussagen über ihn zeigt, sich dann abgebrüht als Opfer hinstellt und veranschaulicht, wie böse alle anderen sind. Schamgefühl? Auf dem Niveau von Donald Trump. Höchstens.
Etwas machen, das in der Öffentlichkeit verpönt ist und dann damit rechtfertigen, dass alle mal runterkommen sollen, das sei doch nicht so schlimm gewesen. Hmm. Erinnert ihr euch an Trumps «Pussy Skandal»?
Vielleicht hat Constantin in einem Punkt ja sogar ein bisschen recht. Es ist nicht lustig, wenn man von der gleichen Person im TV immer wieder schlecht geredet wird. Irgendwann würde das jeden aufregen. Da kann man noch lange sagen: «Du bist eine Person des öffentlichen Lebens, du musst damit umgehen können.» Irgendwann kommt die Antwort. So auch bei Constantin. Das ist sein Recht.
Nur: Die Art und Weise war völlig daneben.
Darüber lässt sich nicht diskutieren. Und selbst CC gab zu: «Sicher war meine Reaktion nicht die beste. Es ist nicht schön, wenn man auf jemanden losgeht.» Nur leider hängt der Sion-Boss noch an: «Aber ich kann nicht sagen, dass ich es bereue. ... Ich kann nicht sagen, dass ich nicht heissblütig bin.»
Ich weiss nicht, ob es schlechtere Argumente gibt, um eine schlechte Tat zu begründen. «Ich bin halt so.» So, als ob er sagen will: «Ich weiss, es gibt Regeln und so. Ich würde die ja auch gerne einhalten, aber ich kann leider nicht. Der liebe Gott – oder wer auch immer die Geschicke dieser Welt leitet – hat mich halt so gemacht.» Das ist kindisch.
Er darf – und soll – sich wehren. Teleclub habe ihn nie eingeladen, um zu Fringers Vorwürfen Stellung zu nehmen. Warum meldete er sich denn nicht selbst beim TV-Sender? Die beiden hätten eine Plattform erhalten, die Leute hätten das sehen wollen und man hätte die Probleme aus der Welt schaffen können.
«Ich wollte es beenden und das war der einzige Weg», sagte Constantin in einer Selbstverständlichkeit, als wäre es die ultimative Wahrheit. Aber eigentlich war es der einzige Weg, der nicht ging, um den Konflikt zu beenden.
Da predigt man in der Fussballwelt unablässig von «Respect», «Fair Play» und all den schönen Dingen auf der Welt. Aber dann prügelt ein Präsident im Stadion auf einen Experten ein. Wie will man da glaubwürdig bleiben, wenn man nichts gegen ihn unternimmt? Wie will man so jungen Fussballern weiterhin sagen, sie sollen Gegner, Schiedsrichter und Zuschauer respektieren? Für die Swiss Football League gibt es jetzt wirklich nur noch einen Weg. Constantin gehört gesperrt.