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Per Autostopp um die Welt

Ein Jahr unterwegs: Per Autostopp um die Welt von A bis Z

Per Autostopp um die Welt

Seit einem Jahr an den Strassenrändern der Welt: Das A bis Z zum Jubiläum

33 Länder, 523 Fahrer, 37'000 Kilometer – ich bin jetzt seit exakt einem Jahr unterwegs. Hier von A bis Z ein paar Dinge, die mir auf meiner Autostopp-Reise aufgefallen sind, die in meiner Kolumne bisher aber unerwähnt blieben.
04.06.2016, 11:5007.06.2016, 10:11
Thomas Schlittler
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Da ich nach sechs Monaten bereits einen Rückblick auf das erste halbe Jahr gemacht habe, beziehen sich die folgenden Beobachtungen vorwiegend auf China und Südostasien:

A wie aufgeschnittene Hosen

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bild: thomas schlittler

Sechs bis acht Windeln verbraucht ein Kleinkind pro Tag. Ob kleines oder grosses Geschäft – beim US-Konzern Procter & Gamble, der die weltbekannten Pampers herstellt, klingeln die Kassen in jedem Fall.

In China ist das Geschäft mit dem Geschäft von Babys aber nicht so einfach. Denn hier dürfen viele Kleinkinder ohne Windeln herumrennen. Damit sie nicht zu Hosenscheissern werden, haben sie ein Loch im Schritt. Sie können sich deshalb immer und überall gehen lassen – im Park, auf dem Trottoir ...

B wie Buddhismus

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Bild: Thomas Schlittler
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Bild: Thomas Schlittler

Der Buddhismus hat im Westen einen hervorragenden Ruf. Er ist zu einer Art Trendreligion geworden, steht für Bescheidenheit, Toleranz, Friede und Nachhaltigkeit.

Ich habe in Südostasien aber auch viel gesehen, das nicht in dieses Bild passt: Mönche, die protzige Klunker an den Fingern tragen und mit teuren Smartphones sowie Designer-Tragtaschen herumlaufen.

Tempelanlagen, die nur von Männern betreten werden dürfen. Flaschen, Dosen und sonstige Abfälle, die einfach hinters Haus oder in den nächsten Fluss geworfen werden. Tiere, die sehr schlecht behandelt werden.

Theorie und Praxis liegen offenbar auch bei vielen Buddhisten weit auseinander.

C wie China-Knigge

Wer in China nicht negativ auffallen will, muss beim Essen lautstark schlürfen und schmatzen, den Rotz kräftig die Nase hochziehen und dann mit der Spucke auf dem Boden sein Revier markieren.

Mich stört das alles nicht. Aber wenn einer am Tisch nach einem Schluck Bier herzhaft rülpst, kann ich mir ein grinsendes «Cheers!» jeweils nicht verkneifen. Ertappt oder peinlich berührt fühlt sich dadurch niemand.

D wie Damensitz

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Bild: Thomas Schlittler

Edle Damen sassen früher beim Reiten nicht wie Cowboys breitbeinig auf dem Gaul, sondern liessen ihre Beine elegant auf einer Seite des Pferdes herunterhängen. Für die Pferde der Neuzeit – Motorräder und Roller – hat sich dieser Damensitz bei uns nicht durchgesetzt.

In Südostasien aber sitzen viele Frauen auf dem Roller wie einst Sissi auf dem Pferd – zumindest wenn sie nicht selbst fahren. Der Damensitz wirkt auch auf dem Roller elegant, doch bezüglich Sicherheit würden europäischen Verkehrspolitikern vermutlich die Pferde durchgehen.

E wie erwachsene Kinder

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Bild: Thomas Schlittler

Kinder sind überall gleich – bis auf wenige Unterschiede: So wirken Kinder in sehr armen Ländern oft ruhiger, ernster, pflichtbewusster – kurz erwachsener – als bei uns. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie teilweise schon früh etwas zum Unterhalt der Familie beitragen müssen. Sei es durch Arbeiten im Haushalt, auf dem Feld oder im Restaurant.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein 13-Jähriger in Laos, der das kleine Guesthouse der Familie praktisch im Alleingang führte. Zimmer zeigen, Einchecken, Essensbestellung aufnehmen – die Ansprechperson war immer Jack. Er war der einzige der Familie, der etwas Englisch konnte.

F wie Freiheit

Das Wort Freiheit wirkt manchmal ziemlich abgelutscht. Zu allgemein, zu undefiniert – zu selbstverständlich. Was es für ein Privileg ist, in einem freien Land wie der Schweiz zu leben, wird einem erst wieder so richtig bewusst, wenn die eigene Freiheit beschnitten wird.

Wenn man zum Beispiel kein Feierabendbier geniessen darf – wie im Iran.

Wenn man nicht mehr auf Facebook, Google und Youtube kann – wie in China.

Wenn man gar keinen Zugang zum Internet hat – wie in Turkmenistan.

Wenn man als Ausländer nicht in jedem Hotel übernachten darf – wie in Myanmar.

Und das sind nur die Einschränkungen der Freiheit, die ich als Reisender direkt zu spüren bekommen habe. Um alle Gesetze aufzuzählen, mit denen die Einheimischen in vielen Ländern zu kämpfen haben, bräuchte es ein separates A bis Z.

G wie Glücksbringer

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Bild: Thomas Schlittler
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Bild: Thomas Schlittler

In China und Südostasien gibt es kaum ein Auto, in dem nicht am Innenspiegel oder auf dem Armaturenbrett irgendein Glücksbringer mitfährt. Meist sind es religiöse Objekte wie kleine Buddha-Statuen oder Gebetsmühlen. In China erfreuen sich aber auch Mao-Statuen nach wie vor grosser Beliebtheit.

In der Hoffnung auf eine unfallfreie Fahrt vertrauen die Menschen in Asien aber nicht nur auf Objekte. In Thailand sass ich einmal in einem Auto, das direkt von der Segnungsprozession durch einen buddhistischen Geistlichen kam.

H wie Hupen

Ich weiss nicht, ob es stimmt, aber ich habe gehört, dass man in China und Südostasien bei der Fahrprüfung durchrasselt, wenn man nicht mindestens tausendmal hupt. Hier wird vor jeder Kurve, bei jedem Überholmanöver und bei jedem Fussgänger, Velo- oder Motorradfahrer, der auch nur in die Nähe der Fahrbahn kommt, das Horn betätigt.

Meist ist das nur unnötig und nervtötend, bei den Kurven teilweise aber auch fahrlässig. Denn die meisten Fahrer hupen nicht im Sinne von: «Achtung, ich komme. Fahr wie ich ganz vorsichtig, damit nichts passiert.» Nein, sie meinen damit: «Ich habe dich mit meinem Hupen gewarnt. Ich komme in vollem Tempo. Wenn es knallt, ist es deine Schuld.»

I wie in diese Richtung

Das Mühsamste beim Autostöppeln ist das Verlassen grosser Städte. Manchmal dauert es länger, an den Stadtrand zu gelangen, als von dort in den nächsten Ort. Die Busfahrpläne kann ich nicht lesen und wegen der Sprachbarriere kann ich auch niemanden um Hilfe bitten.

Oft setze ich mich deshalb einfach in einen Bus, der in die richtige Richtung fährt – und hoffe, dass er nicht gleich wieder abbiegt. Selbst wenn ich mich von einem günstigen (Roller-)Taxi zu einem geeigneten Autostopp-Platz bringen lassen will, ist das oft mit Schwierigkeiten verbunden. Denn ich kann den Fahrern keine genaue Adresse angeben, sondern nur sagen: «In diese Richtung – bis ich Stopp sage.» Darauf lassen sich aber längst nicht alle Taxifahrer ein. Oft bleibe ich deshalb frustriert am Strassenrand zurück.

J wie jeder tanzt mit

Wer braucht schon Fitnessstudios oder Turnhallen, wenn es in der Stadt grosse Plätze und Parks gibt? Dort halten sich die Chinesinnen jung und fit, indem sie in Gruppen zu lauter Musik tanzen.

Vor allem morgens und abends trifft man im ganzen Land auf diese tanzenden Frauen, die zu ihren Treffen meist in ganz normalen Alltagskleidern erscheinen. Manchmal wagen sich auch ein paar mutige Männer auf die Tanzfläche und versuchen die eleganten Bewegungen der Frauen nachzuahmen.

K wie K-Pop

Bei den Gruppentänzen wird zwar – soweit ich das beurteilen kann – chinesische Musik gespielt, aber sonst ist in China und auch in Südostasien koreanischer Pop, kurz K-Pop, hoch im Kurs.

Während die meisten Europäer bei K-Pop wohl ausschliesslich an das Lied «Gangnam Style» denken, stürmen in Asien unzählige koreanische Bands seit Jahren die Charts. Das Magazin «Time» hat K-Pop bereits 2012 als «South Korea's Greatest Export» beschrieben.

L wie leere Kassen

In Südostasien haben sie immer leere Kassen. Auch wenn ich mit kleinen Noten bezahle, müssen die Verkäufer stets zu einem Nachbarladen rennen, um Rückgeld aufzutreiben. Ich verstehe das nicht. Selbst wenn ich der einzige bin, der nicht immer den exakten Betrag parat hat, so müsste doch von den vorherigen Kunden trotzdem etwas Kleingeld vorhanden sein.

M wie Milchkuh-Initiative

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Bild: Thomas Schlittler

Chinesische Autofahrer könnten sich mit Fug und Recht als Milchkühe bezeichnen: Nach einer rund 300 Kilometer langen Fahrt auf der Autobahn muss unser Fahrer 205 Yuan (32 Franken) hinblättern.

Diesen Luxus können sich in China nur wenige leisten. Das erklärt, wieso auf chinesischen Autobahnen fast ausschliesslich schicke Karrossen herumkurven und diese meist freie Fahrt haben – zumindest in jenen Teilen des Landes, die ich bis jetzt gesehen habe.

N wie Namenswechsel

«Hi, ich bin Nicole», sagt eine junge Chinesin und streckt mir mit einem freundlichen Lächeln die Hand entgegen. Sie heisst natürlich nicht wirklich Nicole, aber sie geht davon aus, dass ich als Europäer ihren richtigen Namen eh nicht korrekt aussprechen kann. Deshalb erwähnt sie ihn gar nicht erst.

Vor allem Chinesen, die etwas Englisch sprechen, legen sich für den Kontakt mit Ausländern gerne einen Zweitnamen zu. Mir ist das jeweils unangenehm, weil ich sie gerne bei ihrem richtigen Namen nennen würde. Aber oft scheitere ich dann tatsächlich bei der Aussprache und nenne mein Gegenüber trotzdem Andy, Toni, Peter, Jacky – oder Nicole.

O wie ohne Worte

Das Phänomen ist nicht mehr ganz neu, aber immer wieder schockierend: Junge Paare, die gemeinsam in die Ferien fahren – und dann ganze Abende lang ins Smartphone starren. «Leute, redet miteinander – oder mit anderen!», möchte ich dann schreien. Ich weiss, es geht mich eigentlich nichts an, aber ich kann einfach nicht verstehen, wie man in ein fremdes Land fahren kann, nur um dann ständig mit den Leuten zu Hause zu kommunizieren.

P wie platte Pneus

In Ländern wie Laos und Kambodscha sind die Strassen teilweise so schlecht, dass platte Pneus vorprogrammiert sind. Die Menschen sind darauf aber vorbereitet, in jedem grösseren Dorf gibt es einen Garagisten, der den Platten im Nu repariert.

Ohnehin ist die Reparier-Kultur in vielen Ländern deutlich ausgeprägter als in der Schweiz. In Mazedonien bringt ein Tech-Freak meinen Laptop für ein paar Franken wieder auf Vordermann und selbst in Turkmenistan laufe ich mit einem meiner Fahrer ins Einkaufszentrum, um sein Smartphone reparieren zu lassen. Weggeworfen und neu gekauft werden die Dinge erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.

Q wie qualvolle Nächte

Als meine Freundin Lea und ich von einer Chinesin zum Übernachten eingeladen werden, rennt eine Ratte über die Bettdecke. In einem Hostel im tibetischen Hochland ist es Ende Dezember so kalt, dass der Boden im Badezimmer gefroren ist und wir etwa fünf Decken brauchen, um nicht zu frieren. Und in einer Absteige in Myanmar merke ich schon während der schlaflosen Nacht, dass es mich am nächsten Tag am ganzen Körper jucken wird, weil ich das Bett offensichtlich mit irgendwelchen Insekten teile.

Doch die schlimmste Nacht erlebe ich ausgerechnet in einem recht gemütlichen Massenschlag in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Eine Gruppe junger Briten kommt um zwei Uhr morgens sichtlich betrunken nach Hause. Um vier Uhr morgens wache ich auf, weil ich Wasser plätschern höre: Einer der jungen Briten, der eigentlich oben auf dem gegenüberliegenden Kajütenbett schlafen sollte, pinkelt über die Bettdecke seines Kollegen, der unter ihm schläft. «Hey man, what are you doing?!», rufe ich ihm entsetzt zu. Er reagiert nicht und pinkelt weiter. Als er fertig ist, klettert er seelenruhig wieder auf sein Bett.

Ob er Schlafwandler ist oder einfach total besoffen war, weiss ich nicht. Auf jeden Fall ist meine Nacht gelaufen. Ich befürchte, dass der Typ nochmals für kleine Jungs muss und sich das nächste Mal mein Bett als Toilette aussucht. Am Morgen muss die Gruppe um 6.30 Uhr raus, ihr Bus wartet. Hektisch und ungeduscht stolpern sie aus dem Zimmer. Ausser mir hat scheinbar niemand etwas gemerkt.

R wie ruheloses Rentnerleben

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Bild: Thomas Schlittler

Kinderarbeit ist auf dem Radar der Weltöffentlichkeit – zum Glück! Was dagegen kaum Aufmerksamkeit erregt, aber ebenfalls sehr traurig mit anzusehen ist, sind all die Frauen und Männer, die in armen Ländern auch im hohen Alter noch harten körperlichen Arbeiten nachgehen müssen. Es gibt Millionen zerbrechlicher Omas und Opas, die auf ihrem krummen Rücken schwere Lasten den Berg hinaufschleppen, Reisfelder beackern oder die Strassen von Müll befreien. Von einem ruhigen Rentnerleben können sie nur träumen.

S wie Statussymbol

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Bild: Thomas Schlittler

In China scheinen viele nach dem Motto zu leben: Mach Kohle und zeig es! Bei Autos, Kleidern und Smartphones ist das ja auch bei uns weit verbreitet, im Reich der Mitte taugen aber sogar Zigaretten als Statussymbol. Die Preisspanne der Lungenbrötchen reicht an jedem Kiosk von 5 bis 50 Yuan (0.75 bis 7.70 Franken). Ich habe gar schon Packungen gesehen, die 100 Yuan (15.40 Franken) kosteten.

Die teuersten Zigaretten schmecken natürlich nicht zwanzig Mal besser, sondern machen einfach mehr Eindruck, wenn man sie jemandem anbietet. Einige tragen sogar zwei verschiedene Marken bei sich: Eine günstige zum Rauchen und eine teure, um finanziellen Reichtum vorzugaukeln.

T wie todlangweilige Museen

Wir Journalisten neigen ja zu Zuspitzungen und Vereinfachungen, damit eine Geschichte besser daherkommt. Zugegeben, manchmal übertreiben wir es. Aber es gibt eine Spezies, die sich von uns eine Scheibe abschneiden könnte: Museumsverantwortliche. Ich habe auf meiner Reise zwar auch ein paar hervorragende Museen gesehen, allzu oft aber fühlte ich mich zwischen all den alten Goldketten, Tontöpfen, Statuen und verrosteten Werkzeugen ziemlich verloren. Diese werden oft einfach hinter eine Glasscheibe gestellt, wenn man Glück hat noch mit einer Jahreszahl versehen, und das wars dann.

Zusammenhänge herstellen? Geschichten erzählen? Fehlanzeige! So muss man sich nicht wundern, wenn nur Archäologen in Museen pilgern.

U wie Unkompliziertheit

Unkompliziert – oder doch eher fahrlässig? Die Grenzen sind fliessend: Es ist unkompliziert, dass ich in Südostasien für fünf Franken und ohne schriftlichen Vertrag einen Roller mieten kann. Geht das Motorrad aber kaputt oder wird gestohlen – und ich muss den Schaden berappen – dann wird der umkomplizierte Deal plötzlich fahrlässig.

Dasselbe gilt für die über 50 Fahrten auf den Ladeflächen von Lastwagen, Pickup Trucks und den Rücksitzen von Rollern: Solange nichts passiert, ist es toll, dass sich niemand darum schert, ob ich einen Helm oder Sicherheitsgurt habe. Kommt es jedoch zu einem Unfall, sagen alle: selbst schuld! Da bis jetzt aber alles gut ging, bleibe ich dabei: U wie Unkompliziertheit!

V wie Verstädterung

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Bild: Thomas Schlittler

Freitagabend in der thailändischen Provinzstadt Pak Chong, 150 Kilometer (!) nordöstlich von Bangkok: In Richtung Hauptstadt ist die Autobahn leer, in die Gegenrichtung stockt es. Umgekehrtes Bild am Sonntagnachmittag: Wer Richtung Bangkok will, hat viel Verkehr, wir geniessen dagegen freie Fahrt.

Ein Jahr «On the Road»: Hier findest du alle Etappen

Die Verstädterung in fast allen Ländern ist augenfällig. Da sich die grossen Firmen meist in den grossen Zentren ansiedeln, müssen die Menschen auch dorthin ziehen, um einen Job zu finden. Am Wochenende besuchen sie dann ihre Familie in der Provinz.

Natürlich ist die Urbanisierung auch bei uns in der Schweiz eine Herausforderung, durch die gut ausgebaute Infrastruktur und Kleinräumigkeit ist die Gefahr bei uns jedoch geringer, dass Dörfer aussterben.

W wie weisse Haut

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Bild: Thomas Schlittler

Während die Europäer ins Solarium oder an den Strand rennen, um eine «gesunde» Bräune zu erhalten, kaufen sie in Asien fleissig Crèmes, die weissere Haut versprechen. Nüchtern betrachtet ist beides gleich idiotisch. Wir zeigen damit, dass wir nicht ständig im Büro hocken und uns Ferien leisten können. Sie, dass sie im Büro und nicht auf dem Feld arbeiten.

Der einzige Unterschied: Die Asiaten eifern mit ihrer Sehnsucht nach weisser Haut auch den reichen Nordeuropäern nach. Eine Verpackung lockt mit «German Skin» – deutscher Haut.

X wie x-tausend Baustellen

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Bild: Thomas Schlittler

Die wirtschaftliche Aufholjagd Chinas ist unübersehbar. Selbst in abgelegenen Regionen werden unzählige Hochhäuser aus dem Boden gestampft und gewaltige Autobahnen quer durch die Landschaft gezogen. Auf die Umwelt und kleine Dörfer wird dabei keine Rücksicht genommen.

Trotzdem finde ich es heikel, im zugepflasterten und gut erschlossenen Europa zu sitzen und die Chinesen für ihren Bauwahn zu kritisieren. Von Kashgar im Westen der Volksrepublik sind es rund 4400 Autokilometer bis nach Peking. Um über solche Distanzen einen funktionierenden Waren- und Personenverkehr sicherzustellen, sind riesige Investitionen in die Infrastruktur unerlässlich – zumal sich mehr und mehr Chinesen ein Auto leisten können.

Ob allerdings immer am richtigen Ort gebaut wird, ist fraglich. Teilweise bin ich auf neuen, fast leeren Strassen gefahren, während nebenan bereits eine noch viel grössere Strasse gebaut wurde. Und auch die Hochhäuser sahen vielerorts noch ziemlich unbewohnt aus.

Y wie Yangons Spezialgesetz

Sobald die Ampeln von rot auf grün springen, rattern die Motorräder wie Bienenschwärme durch die Metropolen Südostasiens. Ausser in Yangon, der bevölkerungsreichsten Stadt Myanmars. Hier sind Motorräder verboten. Das Verbot hat angeblich etwas damit zu tun, dass die Motorradfahrer bei einem hohen General in Ungnade gefallen sind. «Sein Sohn ist von einer Motorrad-Gang umgebracht worden», sagt eine meiner Fahrerinnen.

Im Internet kursieren aber auch andere Theorien: Der Sohn dieses Generals sei bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Ein Motorradfahrer habe gegenüber dem General eine bedrohliche Geste gemacht. Motorradfahrer hätten Flugblätter verteilt, die mehr Demokratie forderten.

Was auch immer der wahre Grund ist: Auf jeden Fall ist in Yangon ein eigenes Fortbewegungsmittel jenen Kreisen vorbehalten, die sich ein Auto leisten können.

Z wie Ziegenkopf

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Bild: Thomas Schlittler

Wer in der Schweiz ein Pouletbrüstli kauft, braucht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass dieses Stück Fleisch tatsächlich einmal ein Huhn war. Dieses Problem gibt es in Asien nicht: Bei Hühnerfüssen, Schweinshaxen, Ganzkörper-Enten und Ziegenköpfen erkennt man sofort, welches Tier da auf dem Teller liegt. Auf dem Markt werden die Tiere gar vor den Augen der Käufer in ihre Einzelteile zerlegt.

Das ist wenig appetitlich, aber wer wie ich gerne Fleisch isst, muss das aushalten. So wird einem zumindest bewusst, dass Steaks nicht auf Bäumen wachsen – und wie wählerisch wir sind, wenn es darum geht, welche Teile der Tiere wir auf unserem Teller haben wollen.

Ein Jahr! Hier stand ich, als ich gestartet bin:

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«Mein Gepäck»: Das ist das ganze Hab und Gut, das Thomas Schlittler im folgenden Jahr bei sich im Rucksack trägt.
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30 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
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Bloody Mary
04.06.2016 13:40registriert Januar 2015
Ich gratuliere zu 1 Jahr ! Wow! Unglaublich in einem Jahr nach China getrampt. Viel Spass weiterhin.
Das mit dem besoffenen Typen der Nachts einfach übers Bett seines Kumpels gepinkelt hat, hab ich auch mal erlebt! Hässlich!!!
Dein Blog ist genial! Freu mich jeden Samstag drauf.
Take care
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Tilia
04.06.2016 12:19registriert Oktober 2014
Ich liebe deinen blog!! Gratuliere, 1 jahr überlebt :-)
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Marco4400
04.06.2016 12:51registriert April 2014
Nur emol us gwunder. Wenn gohsch du richtig Japan, Russland oder Alaska?
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