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EM 2020: Das sagt die Schweizer Nati nach der Achtelfinal-Qualifikation

Switzerland's midfielder Granit Xhaka, left, and Switzerland's forward Breel Embolo, right, react during a training session for the Euro 2020 soccer tournament at the Tre Fontane sports cent ...
Aufgeräumte Stimmung im Schweizer Training am Dienstagmorgen in Rom – einzig Nico Elvedi fehlt leicht angeschlagen.Bild: keystone

«Nicht Favorit, aber sehr hungrig»: Die Schweizer Nati wartet aufs Achtelfinale

Die Schweiz übt sich im Warten. Doch es lebt sich gerade leicht im Camp der Nationalmannschaft.
23.06.2021, 07:3823.06.2021, 07:47
christian brägger, rom / ch media
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Die Sonne kennt schon morgens um 10.30 Uhr kein Erbarmen. Doch sie ist nicht der Grund, weshalb die öffentliche Trainingseinheit der Schweizer im «Tre Fontane» wenig auf einen EM-Achtelfinalisten hindeutet. Spieler drehen hier gemächlich Runden, halten Schwätzchen, suchen wieder und wieder die Nähe der Rasenbewässerungsanlage.

Die EM-Viertelfinals
Freitag, 2. Juli, 18.00 Uhr
Spanien – Schweiz
Freitag, 2. Juli, 21.00 Uhr
Italien – Belgien
Samstag, 3. Juli, 18.00 Uhr
Dänemark – Tschechien
Samstag, 3. Juli, 21.00 Uhr
England – Ukraine

Ein paar Minuten lang in drei Gruppen noch ein Fünf gegen Zwei, das nur dann intensiv ist, wenn Trainerassistent Antonio Manicone und Konditionstrainer Oliver Riedwyl in der Mitte sind. Eine letzte Trinkpause, ein paar Spritzer aus der Flasche auf die Mitspieler.

epa09292997 A water jet sprays the soccer field in front of the Switzerland's soccer players during a training session for the Euro 2020 soccer tournament at the Tre Fontane sports centre, in Rom ...
Die Bewässerungsanlage als willkommene Erfrischung.Bild: keystone

Das ist es bereits gewesen für die einen, die, kaum ist die Müdigkeit aus den Beinen geschüttelt, den schützenden Schatten der Trainerbank suchen. Oder barfuss wie Steven Zuber sich im Kunstschiessen versuchen, während Xherdan Shaqiri an seinem Effet feilt. Für die anderen gibt es Abschlussübungen nach Flanken. Die einen, das sind die Stammspieler der Schweizer Nationalmannschaft. Und später wird Breel Embolo sagen:

«Wir brauchen alle, wir sind eine Einheit und wollen die Gruppendynamik hochhalten.»

Geballte Fäuste, etwas Musik

In Baku hatte es am Montag nach dem Sieg gegen die Türkei kein Auslaufen mehr gegeben, dafür kurzfristige technische Probleme beim Flieger, die letztlich eine dreistündige Wartezeit abverlangten. Nach einer Weile durften die Schweizer wenigstens den Rumpf wieder verlassen und an die frische Luft, drinnen war es unerträglich warm geworden. Im Warten und in einer passiven Rolle zu sein, darin sind sie ja geübt – bis am Donnerstag, wenn das letzte Resultat der anderen EM-Gruppen bekannt ist.

Als die Schweizer Delegation spätabends nach viereinhalbstündigem Flug landete im Airport Rom-Fiumicino, wussten sie längst von den Österreichern, und die Belgier belagerten gerade in ihrem dritten Gruppenspiel die Finnen. Während der Passkontrolle, die etwas länger dauerte als üblich, folgte die absolute Gewissheit: Mit den vier Punkten steht die Schweiz als Gruppendritte definitiv im Achtelfinal. Fäuste wurden geballt, es gab «Yes»-Rufe und im Basiscamp einen kleinen Empfang, einen Teller Pasta, womöglich mit einem Glas Wein. Und Breel Embolo liess ein bisschen Musik laufen, Hip-Hop und R&B.

Switzerland's soccer react during a training session for the Euro 2020 soccer tournament at the Tre Fontane sports centre, in Rome, Italy, Tuesday, June 22, 2021. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Ausruhen im Schatten.Bild: keystone

Es hat also durchaus seine Richtigkeit, dass die Schweizer mit dem Erreichen ihres Minimalziels einen ruhigen Dienstag einlegten nach all den Strapazen und Turbulenzen vergangener Tage. Und sich für Stunden in einem Übergangsmodus befinden, bevor spätestens am Mittwoch die Spannung wieder aufgebaut wird; diese Kurve sollte im Idealfall ansteigen, nicht wie an der WM in Russland, als die Schweizer emotional leer waren. Vielleicht kam diese Leere auch deswegen, weil die Schweden nicht wirklich der prestigeträchtige Widersacher waren. Diese Gefahr besteht heuer jedenfalls nicht.

Petkovic und der Rekord – Frankreich, Deutschland?

Nachdem Trainer Vladimir Petkovic den eigenen Rekord verbessert und das Team zum dritten Mal in Serie in den K.-o.-Modus geführt hat, müssen sich die Schweizer wieder in Geduld üben; noch sind vier Gegner im Achtelfinal möglich. Wobei Belgien am Sonntag in Sevilla der unwahrscheinlichste Widersacher ist.

epa09292946 Switzerland's head coach Vladimir Petkovic in action during a training session for the Euro 2020 soccer tournament at the Tre Fontane sports centre, in Rome, Italy, 22 June 2021. EPA/ ...
Trainer Petkovic hat gute Laune.Bild: keystone

Es dürfte am Montag in Bukarest eher ein Rivale aus der Gruppe F und dem Trio Frankreich, Deutschland oder Portugal werden. Und damit ein Kaliber, gegen das die Spannungskurve von sich aus ansteigen wird, wenngleich für Verteidiger Loris Benito das Warten eine spezielle Note hat. «Ich bin aber froh, ist wieder Ruhe ins Team eingekehrt und herrschen die positiven Themen vor.» Und Embolo glaubt an den Exploit, indem er sagt:

«Für mich spielt der Gegner keine Rolle. Wir werden nicht Favorit sein, sind aber sehr hungrig. Nun müssen wir einen raushauen. Ich weiss, dass das Team das bringen kann.»

In die gestrige Übergangsphase passte auch der freie Nachmittag perfekt. Gut möglich, dass es eine Runde Golf gab, Ruben Vargas beherrscht diesen Sport im Schweizer Kader am besten. Vielleicht auch etwas Tischtennis, bei dem Christian Fassnacht fast unbezwingbar ist. Oder eine Partie Billard, in der Benito kaum zu schlagen ist. Danach ist wieder Fussball König – und der Traum vom Viertelfinal.

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rodolofo
23.06.2021 07:43registriert Februar 2016
Das ist doch genau die "Schweizer Rolle":
Als (heimlifeisser) Kleinstaat und Aussenseiter Einem der "Ganz Grossen" ein Bein stellen und sich fies ins Fäustchen lachen, bzw. endlich mal richtig laut und dominant werden: "Gooooool!"
Und wenn "der Coup" wieder mal misslingen sollte?
Mäkel, mäkel, nörgel, nörgel, schimpf, zeter, keif.
Alle auf die mit den blond gefärbten Haaren!
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Toerpe Zwerg
23.06.2021 09:15registriert Februar 2014
Einfach Spass haben wollen und als Team auftreten ist der Schlüssel. Weiterkommen ist sekundär. Spielen dürft ihr. Einfach spielen.
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AnCap
23.06.2021 10:03registriert Februar 2021
Und es ist auch völlig in Ordnung! Keiner erwartet einen Sieg. Aber wir alle erwarten, dass sich die Nati den Arsch aufreisst. Gegen FR, DE oder PT zu verlieren ist keine Schande, gar nicht erst mitzuspielen aber schon.
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Rekord-Nati-Spieler Ambühl: «Wir lassen nach einer Niederlage nicht den Kopf hängen»
Sein erstes Länderspiel für die A-Nationalmannschaft absolvierte Andres Ambühl 2004. Mittlerweile sind es bereits über 300 und an der kommenden Endrunde in Tschechien könnte der Davoser mit der 19. WM-Teilnahme seinen eigenen Rekord ausbauen. Wir haben ihn im Nati-Training getroffen.

Andres Ambühl weiss gar nicht mehr genau, an wie vielen Weltmeisterschaften er schon teilgenommen hat. Ein Blick ins Archiv zeigt: Falls er es auch in diesem Jahr in den endgültigen Kader für die WM in Tschechien schafft, wird er seine 19. WM-Endrunde bestreiten. Kein anderer Spieler war so oft dabei wie der Bündner.

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