«Whose Line Is It Anyway» ist eine britisch-amerikanische Improvisations-Comedyshow, die 1998 erfunden wurde und heute noch läuft. Der Moderator begrüsst die Fernsehzuschauer jeweils mit dem Satz: «Welcome to Whose Line Is It Anyway, where everything is made up and the points don't matter» – also, wo alles erfunden ist und die Punkte egal sind. Denn der Moderator kann für die verschiedenen Sketches jeweils Punkte verteilen, wie es ihm gerade beliebt. Eine Rangliste gibt es aber dennoch nicht.
So ähnlich fühlt sich momentan auch die Metropolitan Division in der NHL an. Es scheint, als wäre alles komplett egal und jemand habe einfach zufällig die Punkte verteilt. Kaum etwas ist, wie man es vor der Saison erwartet hat. Teams, die man abgeschrieben hat, liegen auf Playoff-Kurs und Favoriten enttäuschen.
Ganz vorne in der Tabelle der Metropolitan Division stehen neben den Columbus Blue Jackets zwei Teams, die man dort nicht unbedingt erwartet hätte.
Die Rangers erhielten vor der Saison von allen «Metro»-Teams am wenigsten Kredit. Logisch, schliesslich befinden sie sich mitten in einem Rebuild. Doch einige Spieler scheinen das Memo nicht erhalten zu haben: Henrik Lundqvist, der schwedische Goalie, überzeugt bislang, erhielt bis zum Spiel von heute Nacht gegen die Islanders (5:7) nur 2,5 Gegentore pro Spiel. Und sein Ersatz Alexandar Georgiyev hat bei drei von seinen vier Einsätzen als Starter gewonnen.
Mika Zibanejad, ebenfalls Schwede, führt das Team in der Skorerliste an. Und auch Chris Kreider, Mats Zuccarello und der junge Stürmer Brett Howden punkten regelmässig. Doch die Fans der «Blueshirts» sollten sich nicht zu früh freuen. Vor einem Jahr standen sie zu diesem Zeitpunkt exakt gleich da und verpassten die Playoffs am Ende trotzdem deutlich.
Auch die New York Islanders, der Rivale der Rangers von Long Island, sind besser gestartet, als man das erwartet hatte. Obwohl sie im Sommer Superstar John Tavares an Toronto verloren haben, grüssen die «Isles» derzeit von einem Playoff-Platz.
Matt Barzal begeistert auch in seiner zweiten richtigen NHL-Saison als brillanter Spielmacher. An seiner Seite blühen Josh Bailey und Anders Lee auf. Auch das deutsch-schwedische Torhüterduo aus Thomas Greiss und Robin Lehner überzeugt. Das müssen sie auch, denn die Islanders lassen auch unter dem neuen Trainer Barry Trotz immer noch sehr viele Schüsse zu. Dennoch sind die Islanders dieses Jahr noch zwei Punkte besser dran als vor einem Jahr – allerdings auch mit einem Spiel mehr.
Wenn es Überraschungen gibt, gibt es natürlich auch Enttäuschungen. Insbesondere zwei Teams, die eigentlich zu den Titelanwärtern gehören, haben bislang noch überhaupt nicht überzeugt.
Ist es der Stanley-Cup-Blues? Ist es das Spiel unter dem neuen Todd Reirden? Die Washington Capitals haben den Tritt auch nach fast einem Viertel der Saison noch nicht nach Wunsch gefunden. Altbewährtes funktioniert immer noch: Yevgeni Kuznetsov verteilt die Pucks, Alex Ovechkin hämmert sie rein.
Doch ansonsten sind die «Caps» noch auf der Suche nach Konstanz. Noch nie schafften die US-Hauptstädter mehr als zwei Siege in Serie. Meist folgte auf einen Sieg gleich wieder eine Niederlage. Torhüter Braden Holtby strahlt nicht mehr die gleiche Sicherheit aus wie noch in den Playoffs im Frühsommer. Beim Stanley-Cup-Sieger weiss man aber, dass man diesen Start noch korrigieren kann. Vor einem Jahr waren sie – genau wie die Rangers – in der gleichen Ausgangslage.
Noch etwas schlechter als Washington steht deren Rivale aus Pittsburgh da. Der Stanley-Cup-Champion von 2016 und 2017 liegt in der Metropolitan Division auf dem letzten Platz. Sidney Crosby, Yevgeni Malkin und Phil Kessel produzieren wie gewohnt. Vom Rest des Teams kommt aber noch zu wenig.
Dazu kommt, dass die «Pens» viele Schüsse zulassen. Mit beinahe 34 gegnerischen Abschlüssen auf das eigene Tor am fünftmeisten der gesamten Liga. Und die Torhüter waren bislang nicht in der Lage, diesen Makel auszumerzen. Ersatz Casey DeSmith hat zwar eigentlich gute Statistiken, aber auch nur drei seiner sieben Einsätze gewonnen. Noch etwas düsterer sieht es bei Matt Murray aus: Er hat von neun Einsätzen vier gewonnen. Seine Fangquote steht aktuell bei 88,6 Prozent. Das bedeutet für Pittsburgh, dass sie deutlich schlechter dastehen als vor einem Jahr. Damals hatten sie sechs Punkte mehr auf dem Konto und standen auf dem dritten Platz in der Division.
Der Start war überragend, danach kam die grosse Enttäuschung. Nachdem die Devils mit den beiden Schweizern Nico Hischier und Mirco Müller die ersten vier Spiele der Saison allesamt gewonnen hatten, mussten sie auf einen langen und erfolglosen Roadtrip.
Von den letzten zehn Spielen haben die Devils nur drei gewinnen können. Bei acht Auswärtsspielen waren es gar sieben Niederlagen. Immerhin gab es zuletzt wieder zwei Siege in Folge. Dennoch steht das Team von Coach John Hynes mit sieben Punkten weniger da als noch vor einem Jahr.
Die anderen Teams liegen in etwa dort, wo man sie vor der Saison erwartet hat. Restlos zu überzeugen vermochten aber auch sie nicht. Die Columbus Blue Jackets sind sicherlich ein Playoff-Team. Doch dass sie gleich die Division anführen, kommt sicherlich überraschend, denn auch sie sind trotz allem noch äusserst inkonstant.
Von Inkonstanz können auch die Philadelphia Flyers ein Liedchen singen. Meist wechselten sich Sieg und Niederlage ab. Erst zuletzt konnte Philly mal drei Erfolge aneinanderreihen.
Und dann sind da noch die Carolina Hurricanes – die «Corsi-Götter» der Liga. Sie dominieren in jedem Spiel das Schussverhältnis. Sie geben durchschnittlich 41,7 Schüsse pro Spiel auf den gegnerischen Kasten ab und lassen nur 26 zu. In beiden Fällen Bestwert der Liga. Doch die Qualität der Schüsse scheint so schlecht zu sein, dass das nichts nützt. Sie haben nach einem guten Start ebenfalls den Tritt verloren und liegen aktuell ausserhalb eines Playoff-Platzes.