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Pelé oder Franz Beckenbauer wegen einer gemeingefährlichen «Blutgrätsche» vom Platz gestellt? Wayne Gretzky oder Slawa Bykow setzen einen Gegenspieler mit einem brutalen Crosscheck ausser Gefecht? Roger Federer schlägt seinem Gegenspieler das Racket um den Kopf? Unvorstellbar.
Aber genau so etwas ist im zweitletzten MotoGP-Rennen der Saison passiert. Und deshalb könnte Valentino Rossi am Sonntag seinen 10. WM-Titel verpassen.
Was ist passiert? Im Zeitraffer die Szene, welche die Töffwelt – abgesehen von tragischen Unfällen – aufwühlt wie noch keine andere. Beim GP von Malaysia, dem zweitletzten Rennen, spitzt sich der Zweikampf zwischen Valentino Rossi (36) und Marc Marquez (22) immer mehr zu. In der 7. Runde bringt Rossi seinen Gegner zu Fall. Er kann weiterfahren und wird noch Dritter. Die TV-Bilder weisen die Schuld des Italieners eindeutig nach. Es war eines der heftigsten Duelle aller Zeiten.
Für diese gefährliche Aktion ist der Italiener mit drei Strafpunkten gebüsst worden. Mit seinem Rekurs unterlag er vor dem internationalen Sportgericht und muss zum letzten Rennen am Sonntag in Valencia vom letzten Startplatz aus losfahren. Das kann ihn die WM-Führung und damit im letzten Moment den Titel kosten.
Seit diesem «Foul» von Malaysia hat Valentino Rossi auch neben der Rennpiste gezeigt, warum er der Grösste aller Zeiten ist. Kein anderer «Asphaltcowboy» der Geschichte (seit 1949) ist weltweit je so verehrt worden wie Valentino Rossi. Auch Giacomo Agostini, Mike Hailwood, Barry Sheene, Kenny Roberts und Kevin Schwantz nicht. Valentino Rossi ist im besten Sinne ein «Töffgott».
Abgesehen von einem Steuerskandal in seiner italienischen Heimat ist seine Karriere makellos. Was Franz Beckenbauer und Pelé im Fussball, Roger Federer im Tennis oder Wayne Gretzky im Hockey – das ist Valentino Rossi im Motorradrennsport. Eine Lichtgestalt. Er vermag durch sein Charisma einen dunklen Raum zu erhellen.
Der Italiener ist nicht nur der talentierteste von allen. Er ist auch ein Geschöpf des 21. Jahrhunderts. Geschickt wie kaum ein anderer Weltsportler ist er in den sozialen Netzwerken präsent und beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung. Ja, heute könnte er, abgesehen vom Fernsehen, beinahe ohne klassische Medien auskommen – so geschickt verbreitet er über seine eigenen Kanäle seine Botschaften.
Rossi ist ein globaler Medienstar und in den letzten Tagen vor dem grossen Showdown steht er mehr und mehr wieder als Lichtgestalt da – und Marc Marquez als Bösewicht. Und Jorge Lorenzo (28), sein letzter Rivale und Yamaha-Teamkollege, ist fast zur Randfigur verkommen. Zu Recht hat ihm die Universität von Urbino die Ehrendoktorwürde in Kommunikation und Publicity verliehen. Dr. h.c. Valentino Rossi ist der einzige Akademiker im Töff-Zirkus.
Marc Marquez hat als Titelverteidiger die WM bereits seit Monaten verloren. Valentino Rossi argwöhnt nicht ganz zu Unrecht, dass der Spanier nun für seinen Landsmann Jorge Lorenzo fährt und es im zweitletzten Rennen bewusst darauf angelegt hat, den Eklat herbeizuführen. Der «Töffgott» hat den Fehler gemacht, sich provozieren zu lassen.
Aber Gott hat nicht gefoult. Nur zurückgeschlagen. Es muss schon viel Wahnsinn im Spiel sein, wenn sich Gott provozieren lässt.
Wegen seiner Attacke gegen Marc Marquez muss Valentino Rossi am Sonntag von der letzten Position aus zum Rennen starten. So kann er trotzdem Weltmeister werden.
Schafft es Lorenzo beim Valencia-GP nur auf Platz 10 oder schneidet schlechter ab, dann ist Rossi auch Weltmeister, wenn er punktlos bleibt.
Die Ausgangslage fürs Rennen: Valentino Rossi wird wohl aus der letzten Reihe starten, Jorge Lorenzo und Marc Márquez mit ziemlicher Sicherheit aus der ersten. Nach menschlichem Ermessen wird es da zu keinen Zweikämpfen zwischen den Titanen kommen.
Lorenzo holt sich zwar den Titel, alle werden aber behaupten er hätte den Titel nie unter "normalen" Bedingungen geholt.
Rossi verliert leider seinen 10. Titel im letzten Rennen...
Marquez hat sich auch viele Feinde "erfahren".
Zu guter Letzt wird die Dorna/MotoGP an Glaubwürdigkeit in Sachen Fairness und Sportsmanship einbüssen.
Schade.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt #FORZAVALE