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Gott foult nicht – er schlägt nur zurück

Valentino Rossi hört einfach nicht hin.
Valentino Rossi hört einfach nicht hin.
Bild: OLIVIA HARRIS/REUTERS

Valentino Rossi muss um seinen 10. WM-Titel bangen: Gott foult nicht – er schlägt nur zurück

Valentino Rossi (36) ist der grösste Töffrennfahrer aller Zeiten. Er kann am Sonntag seinen 10. WM-Titel holen. Aber mit einem Foul an seinem designierten Nachfolger hat er seine Titelchancen arg reduziert.
05.11.2015, 13:3605.11.2015, 15:26
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Pelé oder Franz Beckenbauer wegen einer gemeingefährlichen «Blutgrätsche» vom Platz gestellt? Wayne Gretzky oder Slawa Bykow setzen einen Gegenspieler mit einem brutalen Crosscheck ausser Gefecht? Roger Federer schlägt seinem Gegenspieler das Racket um den Kopf? Unvorstellbar.

Rossi verliert vor dem CAS
Valentino Rossi muss das letzte Saisonrennen in Valencia vom letzten Startplatz aus in Angriff nehmen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne bestätigte die Strafe gegen den WM-Leader. Der CAS-Richter sah keinerlei Gründe, um die Strafe gegen Rossi zu annullieren oder zu mildern.

Aber genau so etwas ist im zweitletzten MotoGP-Rennen der Saison passiert. Und deshalb könnte Valentino Rossi am Sonntag seinen 10. WM-Titel verpassen.

Was ist passiert? Im Zeitraffer die Szene, welche die Töffwelt – abgesehen von tragischen Unfällen – aufwühlt wie noch keine andere. Beim GP von Malaysia, dem zweitletzten Rennen, spitzt sich der Zweikampf zwischen Valentino Rossi (36) und Marc Marquez (22) immer mehr zu. In der 7. Runde bringt Rossi seinen Gegner zu Fall. Er kann weiterfahren und wird noch Dritter. Die TV-Bilder weisen die Schuld des Italieners eindeutig nach. Es war eines der heftigsten Duelle aller Zeiten.

Für diese gefährliche Aktion ist der Italiener mit drei Strafpunkten gebüsst worden. Mit seinem Rekurs unterlag er vor dem internationalen Sportgericht und muss zum letzten Rennen am Sonntag in Valencia vom letzten Startplatz aus losfahren. Das kann ihn die WM-Führung und damit im letzten Moment den Titel kosten.

Seit diesem «Foul» von Malaysia hat Valentino Rossi auch neben der Rennpiste gezeigt, warum er der Grösste aller Zeiten ist. Kein anderer «Asphaltcowboy» der Geschichte (seit 1949) ist weltweit je so verehrt worden wie Valentino Rossi. Auch Giacomo Agostini, Mike Hailwood, Barry Sheene, Kenny Roberts und Kevin Schwantz nicht. Valentino Rossi ist im besten Sinne ein «Töffgott».

Abgesehen von einem Steuerskandal in seiner italienischen Heimat ist seine Karriere makellos. Was Franz Beckenbauer und Pelé im Fussball, Roger Federer im Tennis oder Wayne Gretzky im Hockey – das ist Valentino Rossi im Motorradrennsport. Eine Lichtgestalt. Er vermag durch sein Charisma einen dunklen Raum zu erhellen.

Mit Jorge Lorenzo duelliert sich Rossi in Valencia um den WM-Titel.
Mit Jorge Lorenzo duelliert sich Rossi in Valencia um den WM-Titel.
Bild: Shizuo Kambayashi/AP/KEYSTONE

Der Italiener ist nicht nur der talentierteste von allen. Er ist auch ein Geschöpf des 21. Jahrhunderts. Geschickt wie kaum ein anderer Weltsportler ist er in den sozialen Netzwerken präsent und beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung. Ja, heute könnte er, abgesehen vom Fernsehen, beinahe ohne klassische Medien auskommen – so geschickt verbreitet er über seine eigenen Kanäle seine Botschaften.

Der «Töffgott» hat sich provozieren lassen

Rossi ist ein globaler Medienstar und in den letzten Tagen vor dem grossen Showdown steht er mehr und mehr wieder als Lichtgestalt da – und Marc Marquez als Bösewicht. Und Jorge Lorenzo (28), sein letzter Rivale und Yamaha-Teamkollege, ist fast zur Randfigur verkommen. Zu Recht hat ihm die Universität von Urbino die Ehrendoktorwürde in Kommunikation und Publicity verliehen. Dr. h.c. Valentino Rossi ist der einzige Akademiker im Töff-Zirkus.

Valentino Rossi und Marc Marquez.
Valentino Rossi und Marc Marquez.
Bild: Shizuo Kambayashi/AP/KEYSTONE

Marc Marquez hat als Titelverteidiger die WM bereits seit Monaten verloren. Valentino Rossi argwöhnt nicht ganz zu Unrecht, dass der Spanier nun für seinen Landsmann Jorge Lorenzo fährt und es im zweitletzten Rennen bewusst darauf angelegt hat, den Eklat herbeizuführen. Der «Töffgott» hat den Fehler gemacht, sich provozieren zu lassen.

Aber Gott hat nicht gefoult. Nur zurückgeschlagen. Es muss schon viel Wahnsinn im Spiel sein, wenn sich Gott provozieren lässt.

So kann Rossi Weltmeister werden

Wegen seiner Attacke gegen Marc Marquez muss Valentino Rossi am Sonntag von der letzten Position aus zum Rennen starten. So kann er trotzdem Weltmeister werden.

  • Siegt Lorenzo, muss Rossi Zweiter werden.
  • Wird Lorenzo Zweiter, muss Rossi Platz drei erreichen.
  • Wird Lorenzo Dritter, muss Rossi mindestens Sechster werden.
  • Wird Lorenzo Vierter, muss Rossi mindestens den neunten Platz sichern.
  • Wird Lorenzo Fünfter, muss Rossi mindestens Elfter werden.
  • Wird Lorenzo Sechster, muss Rossi mindestens Zwölfter werden.
  • Wird Lorenzo Siebter, muss Rossi mindestens 13. werden.
  • Wird Lorenzo Achter, muss Rossi mindestens 14.werden.
  • Wird Lorenzo Neunter, reicht Rossi der 15. Platz zum Titelgewinn.
Jubelt am Ende der «Dottore»?
Jubelt am Ende der «Dottore»?
Bild: Lai Seng Sin/AP/KEYSTONE

Schafft es Lorenzo beim Valencia-GP nur auf Platz 10 oder schneidet schlechter ab, dann ist Rossi auch Weltmeister, wenn er punktlos bleibt.

Die Ausgangslage fürs Rennen: Valentino Rossi wird wohl aus der letzten Reihe starten, Jorge Lorenzo und Marc Márquez mit ziemlicher Sicherheit aus der ersten. Nach menschlichem Ermessen wird es da zu keinen Zweikämpfen zwischen den Titanen kommen.

Alle Schweizer Töff-GP-Sieger

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Alle Schweizer Töff-GP-Sieger
Tom Lüthi: Zwischen 2002 und 2021 17 Siege, 64 Podestplätze und 1 WM-Titel (125 ccm). (Stand: 27.11.2023).
quelle: semedia / luciano bianchetto/semedia
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Miauzgenau
05.11.2015 16:37registriert März 2014
Leider werden nach diesem Rennen alle Beteiligten (Rossi, Lorenzo, Marquez, Dorna) verlieren.
Lorenzo holt sich zwar den Titel, alle werden aber behaupten er hätte den Titel nie unter "normalen" Bedingungen geholt.
Rossi verliert leider seinen 10. Titel im letzten Rennen...
Marquez hat sich auch viele Feinde "erfahren".
Zu guter Letzt wird die Dorna/MotoGP an Glaubwürdigkeit in Sachen Fairness und Sportsmanship einbüssen.
Schade.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt #FORZAVALE
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saukaibli
05.11.2015 15:40registriert Februar 2014
Lorenzo wird wohl mindestens Zweiter werden, höchstens Dani Pedrosa könnte noch vor ihm sein, denn Marquez wird ihn, wie zuletzt in Malaysia, einfach vorbei lassen. Pedrosa hingegen sehe ich als fairen Sportsmann, Marquez kann man diesen Titel auf jeden Fall nicht mehr geben. Nicht dass er gegen das Reglement verstossen hätte, einem anderen absichtlich im WM-Kampf zu schaden ohne selber noch darin verwickelt zu sein, ist grob unsportlich. Entweder man überholt und zieht davon, oder wenn man das nicht schafft, hält man sich raus, aber absichtliches Einberemsen des Gegners ist extrem unfair.
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