Elvis Merzlikins konnte einem nur noch leidtun. Überall schlugen die Pucks in seinem Tor ein. Unten links, unten rechts, oben im Winkel, sie wurden über die Linie gewürgt und geschlagen. Es war von jeder Sorte etwas dabei. Der Goalie des HC Lugano versuchte sein Bestes. Doch das war in diesem ersten Halbfinal-Duell gegen den EHC Biel bei weitem nicht genug.
Die Tessiner waren trotz gutem Beginn und zweimaliger Führung letztlich chancenlos gegen einen entfesselt auftretenden EHC Biel. Und nach dem sechsten Gegentor war auch der Arbeitstag von Merzlikins frühzeitig beendet.
Dabei sah es für die Luganesi lange Zeit gar nicht so schlecht aus. Sie wandten wieder das Rezept an, welches schon in der Viertelfinalserie gegen Fribourg so gut funktioniert hatte. Sie liessen den Gegner anrennen und schlugen auf der anderen Seite gnadenlos zu. Biel-Goalie Jonas Hiller sah bei den beiden Gegentreffern durch Fazzini und Johnston nicht sonderlich gut aus. Dafür hielt hinten Merzlikins dicht. Zumindest so lange, bis der Druck der Seeländer schlicht zu gross wurde.
Die Mannschaft von Headcoach Antti Törmänen bewies dabei einmal mehr ihre Coolness, liess sich vom zunächst ungünstigen Lauf der Dinge nicht beirren und schlug schliesslich vor der zweiten Drittelspause viermal innerhalb einer knappen Viertelstunde zu.
Die Bieler profitierten dabei nicht nur von zahlreichen individuellen Fehlern, sondern auch von den zunehmenden Undiszipliniertheiten der «Bianconeri», welche sogar das im Viertelfinal gegen Davos noch so harmlose Powerplay der Seeländer reanimierte. Und so war die Partie schon nach zwei Dritteln und dem Stand von 5:2 entschieden.
Der EHC Biel unterstrich in diesem ersten Halbfinal-Duell eindrücklich, dass er ein heisser Anwärter auf einen Finalplatz ist. Diese Mannschaft ist in der Offensive unberechenbar und vor allem dank ihrem blitzschnellen Umschalten von der Defensive in die Offensive ständig brandgefährlich.
Die Hintermannschaft des HC Lugano war jedenfalls permanent überfordert. Da müssen sich Headcoach Greg Ireland und sein Staff im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Serie etwas einfallen lassen. Sonst könnte dieses Halbfinal-Duell für die Luganesi schneller vorbei sein, als ihnen lieb ist.
Immerhin: aus Sicht der Tessiner bleibt der kleine (und altbekannte) Trost, dass die Bieler Torflut letztlich nicht mehr wert ist als ein erknorzter 1:0-Sieg. Zu denken geben muss den Luganesi aber auch die Tatsache, dass ihre Ausländer-Fraktion im Vergleich zu jener des EHC Biels im ersten Halbfinal mindestens eine Klasse schlechter war.
Ryan Johnston zeigte bei seinem Treffer seine spielerischen und stocktechnischen Vorzüge. Aber weder Dauerprovokateur Maxim Lapierre noch die unsichtbaren Linus Klasen und Emerson Etem vermochten Akzente zu setzen. Besonders der Ausfall des defensivstarken Finnen Jani Lajunen könnte den Luganesi – nebst all den anderen Absenzen (Brunner, Bürgler, Chiesa) – zum Verhängnis werden. Den Bielern ist das allerdings egal. Sie feiern die Feste, wie sie fallen.