Bei einem schweren Zugunglück im US-Bundesstaat Washington sind drei Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt worden. Das teilten die Behörden am Montagabend (Ortszeit) mit.
Die Ursache des Unglücks blieb weiterhin unklar. In US-Medien wurde darüber spekuliert, ob zu hohe Geschwindigkeit eine Rolle gespielt haben könnte.
Der Zug war am Montag um kurz nach 7.30 Uhr Ortszeit nahe der Stadt Tacoma entgleist und teilweise auf eine Autobahn gestürzt. Nach neusten Angaben des Betreibers Amtrak befanden sich etwa 80 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord des Zuges.
Kopfüber auf die Autobahn
Luftaufnahmen zeigten einen zusammengefalteten Zug, die Waggons lagen wie von einer gewaltigen Faust angehalten entlang der Gleise. Ein Waggon war von einer Brücke auf eine Autobahn gestürzt und lag kopfüber auf dem Asphalt der im morgendlichen Berufsverkehr viel befahrenen Interstate 5. Autos und Lastwagen wurden getroffen. Ein zweiter Waggon hing von der Brücke.
Der Passagier Chris Karnes schilderte der «Seattle Times» den Unfall so: Der Zug sei in voller Fahrt gewesen. Dann sei man plötzlich zu einer Art Biegung in den Gleisen gekommen und entgleist.
«Wir haben ein Bersten und ein Zerbrechen gehört, und die Wagen sind zerrissen. Menschen haben geschrien, dann sind die Lichter ausgegangen», berichtete Karnes. Sie hätten die Fenster eingetreten und seien aus dem Zug in eine Böschung gesprungen.
Erneuerungen nötig
US-Präsident Donald Trump nahm das Unglück zum Anlass, um via Twitter für Investitionen in die US-Infrastruktur zu werben. Brücken, Tunnel und Gleise seien marode. «Nicht mehr lang!», schrieb Trump. Allerdings befuhr der Unglückszug zum ersten Mal eine nagelneue Strecke, als er entgleiste. Einen Infrastrukturplan der US-Regierung gibt es bisher nicht. Später schob Trump auf Twitter Beileid für die Opfer nach.
Der Abschnitt war nach Angaben des Verkehrsministeriums des Staates Washington seit dem Jahr 2010 mit 181 Millionen Dollar ausgebaut worden, um Kurven zu vermeiden. Dies sollte laut Amtrak eine Zeitersparnis von zehn Minuten bringen.
Sorgen im Vorfeld
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde entsandte Experten, um die Unfallursache aufzuklären. In den vergangenen Monaten hatten Lokalpolitiker und Behördenvertreter mehrfach Sicherheitsbedenken geäussert: Sie sorgten sich besonders um die Geschwindigkeit der Züge in den Kurven, die bis zu 127 Stundenkilometer erreichen sollte. Die Verkehrsbehörde des Bundesstaates versicherte, es habe wochenlang Inspektionen und Versuche gegeben.
Die neuen Lokomotiven sind zwar mit einer Technologie ausgestattet, welche die Geschwindigkeit der Züge kontrolliert und sie in Gefahrensituationen automatisch abbremst. Die Technologie sollte den Behörden zufolge aber erst im kommenden Jahr genutzt werden, wenn sie auf der gesamten Strecke einsatzbereit ist. (sda/dpa)