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Der Ruinator Markus Lanz staunt über sich selbst

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Eine halbe Stunde «Wetten, dass ..?»

Der Ruinator Markus Lanz staunt über sich selbst

06.04.2014, 14:3506.04.2014, 16:33
Simone Meier
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Was soll ich sagen? Sonntagmittag war's, mein Liebesleben war unterwegs, die Wäsche gewaschen, das Zmittag hatte sich auch schon vor mich auf den Tisch gestellt und wartete nur noch darauf, dass ich zur Fernbedienung griff. Ich tat's. Ich hoffte, auf eine Wiederholung von «Voice of Switzerland» zu treffen. Ich stiess dagegen auf etwas, das sich «Deutschland sucht wieder einmal verzweifelt einen Superstar» oder so ähnlich hiess, und auf die Wiederholung von «Wetten, dass ..?» 

Eine blonde Dame, die ich nicht kannte, sass auf dem Lanz-Sofa und sagte, Heilung sei wichtiger als Krankheit und deshalb würde ihr neues Album «Resurrection» heissen. Ich erkannte sie immer noch nicht. 

Neben ihr: Veronica Ferres. Auf jedem deutschen TV-Sofa ist immer Platz für Veronica Ferres. Sie und die Resurrection-Frau waren genau gleich gekleidet, oder nicht? Neben ihnen: Guido! Maria Kretschmer, der King, der Shopping-Queens macht, was ich auch gut kenne, weil auch «Shopping Queen» eine jener Sendungen ist, nach denen mein Zmittag vor mir auf dem Tisch zwischen zwölf und eins regelmässig verlangt. Mein Zmittag, nicht ich. Der Guido sagte nichts und schleckte sich irritierenderweise mit seiner Zunge die Lippen ab. Neben ihm sass Harpe Kerkeling, zu dem es nichts zu sagen gibt, weil er immer behäbiger und biederer wird. 

Anastacia, Veronica Ferres, Maria Kretschmer und Hape Kerkeling.
Anastacia, Veronica Ferres, Maria Kretschmer und Hape Kerkeling.Bild: Getty Images Europe

Bei der Resurrection-Frau handelte es sich um die Sängerin Anastacia, bei der Krankheit, von der sie sprach, um ihren Krebs, das begriff ich allmählich. Markus Lanz zwang sie dann zur Wettpatenschaft, nämlich von einem Münchner, der mit einer Peitsche Eier köpfen wollte und dies auch tat. Weil ihm seine Tochter Stella (10), das so eingeredet hatte. «Stella freut sich wie ein Schnitzel, weil Papa Eier schlägt. Wo rohe Kräfte sinnlos walten», sagte Markus Lanz und lauschte sich selbst ganz entgeistert nach, weil ihm ein so sagenhaft intelligentes Wortspiel eingefallen war. Was für ein geistiges Gemächt! Der Hecht! 

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Lanz geht dann mal.
Lanz geht dann mal.Bild: Getty Images Europe

Sofort setzte sich eine dritte Blondine aufs Sofa, sie sah Veronica Ferres und Anastacia zum Verwechseln ähnlich, es war die Schauspielerin Annette Frier die am Sonntagabend im ZDF-Film «Die Mütter-Mafia» spielt, und Markus Lanz fragte: «Kennst du das auch, diese Stilldemenz? Dass man Dinge vergisst, weil man so in diesem Mütterwahn ist?» Annette Frier sagte, ja, sie habe mal ein Pfund Hackfleisch mit ihrem Baby verwechselt. Sie wurde zur Wettpatin von drei jungen Männern, die Salti über eine Theke schlagen und dabei Cocktails trinken wollten. Was sie auch taten. 

Es erinnerte mich an Vorführungen der Männerriege in der Mehrzweckhalle meiner Jugend. «Da fliegen die Studenten wieder tief heute, zack, ein Schluckspecht», sagte Markus Lanz, eine Bemerkung ohne jede innere Logik. 

Adios, die Gäste sind weg, die Sendung auch bald.
Adios, die Gäste sind weg, die Sendung auch bald.Bild: Getty Images Europe

Am Ende mussten alle Sofasitzer aufs Powertrampolin, Veronica Ferres zickte, der Saal tobte, die Promis hüpften, es sah zum Umfallen doof aus. Zum Glück war da Wettpatin Cameron Diaz schon lang nicht mehr anwesend, sonst hätte sie wie einst Tom Hanks die Kunde nach Amerika getragen, dass die öffentlich-rechtliche Unterhaltung am deutschen Fernsehen nichts anderes heisst als «Untergang in Unwürde».

Ich sah selbstverständlich auch, wie Markus Lanz, dieser ungemein effiziente «Wetten, dass ..?»-Ruinator, sagte, man sehe sich im Herbst wieder zu den «drei letzten Folgen» und dazu drei Finger in die Höhe streckte. Und wie ein Wettkandidat in der Rückblende weiche, weisse Toastscheiben mit Pfeil und Bogen erlegte. Und treffender kann man die weissbrothafte Sinnlosigkeit dieser Sendung gar nicht ausdrücken: Auf Toastscheiben schiessen.  

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