Schweiz
Coronavirus

Was das Covid-Zertifikat für die Ausgangsbevölkerung bedeutet

Emily Baumgartner, left, and Luke Finley, second from left, join friends from their church group in a birthday toast to one of the members, upper right, during their weekly "Monday Night Hang&quo ...
In New York geht es an der Upper West Side bereits wieder feucht-fröhlich zu und her. Bild: keystone

Was das Covid-Zertifikat für unseren Ausgang bedeutet

Grüne und orange Ampeln im Ausgang: Club- und Barbetreiber sind vom Covid-Zertifikat noch nicht vollends überzeugt. Es stellen sich Fragen zur Praktikabilität.
20.05.2021, 19:3221.05.2021, 14:56
Mehr «Schweiz»

Bis im Juli will der Bundesrat ein Covid-Zertifikat ausarbeiten. Geimpfte, Genesene oder Getestete können sich damit ausweisen und Zutritt zu Orten erhalten, die während der Pandemie geschlossen oder nur unter strengen Schutzmassnahmen zugänglich waren. Davon betroffen sind insbesondere die Betreiber von Clubs, Bars und Restaurants.

Für Alexander Bücheli, Sprecher der Schweizer Bar- und Clubkommission ist der Entscheid ein erstes positives Signal nach Monaten der Perspektivlosigkeit. «Damit wird uns ein Instrument in die Hand gegeben, mit dem wir zumindest im Ansatz zu einem Normalbetrieb zurückkehren können.» Doch noch seien zu viele Fragen offen, als dass sich ein konkretes Szenario abzeichnet.

«Ich rechne damit, dass zumindest am Anfang zwanzig bis dreissig Prozent der Gäste nicht bereit sein werden, sich mit einem Zertifikat auszuweisen.»
Alexander Bücheli, Schweizer Bar- und Clubkommission

Clubs zum Beispiel gehören zu dem vom Bundesrat definierten «roten Bereich». Wollen sie öffnen, dürfen nur Personen hineingelassen werden, die ein Covid-Zertifikat vorweisen können. Der Vorteil ist dann, dass drinnen keine Schutzkonzepte eingehalten werden müssen. Doch was ist, wenn eine Person vor einem Event positiv getestet wird, das Ticket aber schon gekauft hat? «Wer haftet dann? Solche Fragen sind noch völlig ungeklärt», sagt Bücheli.

Sowieso werde sich zeigen müssen, wie gross die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Zertifikate ausfallen werde. «Ich rechne damit, dass zumindest am Anfang zwanzig bis dreissig Prozent der Gäste nicht bereit sein werden, sich mit einem Zertifikat auszuweisen.» Nicht alle wollten sich impfen. Und gerade junge Leute hätten nicht das Geld, sich vor jeder Partynacht testen zu lassen. Darum fordert Bücheli mit der Bar- und Clubkommission einen niederschwelligen Zugang zu Tests.

Für Bars ist das Zertifikat für den Einlass kein Muss. Der Bund will es den Gastronomen überlassen, ob sie ein solches von ihren Gästen verlangen wollen oder nicht. Wenn nicht, gelten Schutzbestimmungen wie das Tragen von Masken, Abstand und eine Kapazitätsbeschränkung bei der Zahl der Gäste. Bücheli findet diese Freiwilligkeit gut. «Ich könnte mir vorstellen, dass eine Bar so unter der Woche den Betrieb mit herkömmlichen Schutzmassnahmen laufen lässt und am Wochenende, wenn mehr Andrang ist, einen Nachweis des Zertifikats verlangt.» Doch auch hier hänge es davon ab, wie praktikabel und wie einfach in der Handhabung die Covid-Zertifizierung sei, so Bücheli.

«Es gibt viele Leute, die sich nicht impfen lassen wollen. Und die werden dann ausgesperrt.»
Dirk Hany, Betreiber der «Bar am Wasser»

Dirk Hany, der in Zürich die «Bar am Wasser» betreibt, hat ein ambivalentes Gefühl bei der Idee mit dem Covid-Zertifikat. Einerseits sieht er darin eine Möglichkeit, dass die Clubbetriebe wieder geöffnet werden, die Mitarbeiter wieder zurückkommen und das Partyvolk wieder die Nächte durchtanzen kann, ohne Abstand und ohne Maske. Auf der anderen Seite warnt er vor einer Zweiklassengesellschaft. «Es gibt viele Leute, die sich nicht impfen lassen wollen. Und die werden dann ausgesperrt.»

Er sei in der glücklichen Lage, dass in seiner Bar die Sitzplätze so oder so einen genügend grossen Abstand hätten. Er werde in seinem Betrieb vorerst also nicht auf ein Zertifikat bestehen. «Aber wenn sich herausstellt, dass wir finanzielle Probleme bekommen, weil wir nur mit einer Beschränkung öffnen können, muss ich eine Lösung mit dem Zertifikat in Betracht ziehen.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
19 Gesundheitstipps vom schlechtesten Arzt der Welt
1 / 21
19 Gesundheitstipps vom schlechtesten Arzt der Welt
«Wenn du Bauchschmerzen hast, bedeutet das, dass dein Magen etwas Öl braucht, um wieder wie geschmiert zu funktionieren. Iss viel Frittiertes und du wirst dich sofort besser fühlen!»
bild: twitter

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Was junge TikTok-Stars zur Pandemie zu sagen haben
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
120 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
stadtzuercher
20.05.2021 20:07registriert Dezember 2014
"Nicht alle wollten sich impfen. Und gerade junge Leute hätten nicht das Geld, sich vor jeder Partynacht testen zu lassen."

Impfen ist gratis. Man kann halt nicht immer s foifi und s weggli haben.
20267
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pflichtfeld ☝
20.05.2021 19:47registriert April 2018
«Ich rechne damit, dass zumindest am Anfang zwanzig bis dreissig Prozent der Gäste nicht bereit sein werden, sich mit einem Zertifikat auszuweisen.» 🤔

«Es gibt viele Leute, die sich nicht impfen lassen wollen. Und die werden dann ausgesperrt.»

JA, logisch 🙃
16453
Melden
Zum Kommentar
avatar
Randy Orton
20.05.2021 21:12registriert April 2016
Ich denke, die 30% die gegen so einen Pass sind, werden locker wettgemacht, wenn dafür in Innenräumen wieder unbeschränkt Leute sein können.
7732
Melden
Zum Kommentar
120
Alpen-Geheimtreffen mit den Amerikanern: Wie die Schweiz einen Angriff abwehren würde
Über 400 Cyberangriffe erwarten die Schweiz, Österreich und die USA in diesen Tagen. Die drei Länder bilden ein Team an der globalen Cyberabwehr-Übung «Locked Shields 2024». Auch Post, SBB und Börsenbetreiberin SIX machen mit.

Die Spannung im «Main War Room» ist mit Händen greifbar. Still, ernsthaft und hoch konzentriert lauschen die teils uniformierten und teils zivil gekleideten Cyberspezialisten aus der Schweiz, aus Österreich und den USA den Worten des Schweizer Offiziers. Er erklärt im Detail, wie die Kommunikation in der Gruppe in den nächsten Tagen abläuft während der Übung zur Cyberabwehr. Auf Englisch. Das ist die Übungssprache.

Zur Story