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Schalker wurden von den Fans gejagt – die Reaktionen auf den Abstieg

epa09148088 (L-R) Sead Kolasinac, Klaas Jan Huntelaar and Goncalo Paciencia of FC Schalke 04 react during the German Bundesliga soccer match between Arminia Bielefeld and FC Schalke 04 at Schueco Aren ...
Auch gestern konnten es Klaas-Jan Huntelaar (m.) und Co. nicht richten.Bild: keystone

«Das war pure Angst, wir sind nur noch gerannt» – Schalke-Profis wurden von Fans gejagt

Nach der Niederlage in Bielefeld vom Dienstag steht der Abstieg des FC Schalke 04 fest. Die Leistungen der Spieler riefen teils heftige Reaktionen hervor – einige hundert Fans erwarteten die Mannschaft vor dem eigenen Stadion und liessen ihrer Wut freien Lauf.
21.04.2021, 14:42
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Bereits auf dem Rückweg aus dem knapp 140 Kilometer entfernten Bielefeld erfuhren die Schalker Spieler, dass sie von Fangruppen erwartet werden würden. Die Mannschaft entschied sich dazu, sich der unangenehmen Diskussion zu stellen. Als die Spieler aus dem Bus stiegen, ergriffen Führungspersönlichkeiten der Fangruppierungen das Wort. Die Profis und auch einzelne Spieler wurden beleidigt, doch es blieb zunächst bei Worten.

Bis einzelne Gewalttäter aus der Gruppe hervortraten und die Spieler körperlich angriffen. In einem Video ist zu sehen, wie einige Personen, mutmasslich Schalke-Spieler, vor einem grösseren Mob wegrennen und von diesem beleidigt werden. Angeblich soll es sich bei den Gejagten um Mark Uth und Amine Harit handeln.

Ein Schalker Spieler, der anonym bleiben möchte, schilderte die Geschehnisse der Nacht gegenüber «Sport1»: «Die Fans sind auf uns losgegangen. Wir sind ab dann nur noch gerannt. Das war Angst, pure Angst! Einige von uns haben Tritte und Schläge abbekommen. Ich bin schockiert und weiss nicht, wie wir die nächsten Spiele noch bestreiten sollen.» Zudem warf er den Verantwortlichen des Klubs vor, die Spieler den Fans ausgeliefert zu haben. Es sollte eigentlich nur einen kurzen Austausch geben, doch dann eskalierte die Situation.

Die Mannschaft sei ausserdem mit Eiern beworfen und beschimpft worden. Die Spieler, die im nächsten Jahr nicht mehr im Verein sein würden, sollten sich sofort verpissen. «Passiert das nicht, würde uns das Leben richtig zur Hölle gemacht» berichtete der anonyme Profi. Der Klub äusserte sich am Mittwochmorgen in einem Statement zu den Geschehnissen vom vergangenen Abend.

«Der Verein wird es niemals akzeptieren, wenn die körperliche Unversehrtheit seiner Spieler und Mitarbeiter gefährdet wird. Genau das ist in der vergangenen Nacht aber durch die Handlungen von Einzelpersonen geschehen. Der Klub verurteilt dieses Verhalten aufs Schärfste und stellt sich selbstverständlich vor seine Mitarbeiter.»
Auszug aus dem Statement von Schalke 04.

Ausserdem wurde der Absteiger angeblich vom ewigen Rivalen aus Dortmund verspottet. Nach der Niederlage zündeten Fans von Borussia Dortmund ein Feuerwerk über Gelsenkirchen.

Die weiteren Reaktionen:

  • Klublegende Gerald Asamoah kämpft nach dem Spiel im Interview mit den Tränen. Asamoah spielte zwischen 1999 und 2011 279 Mal für die Königsblauen.
Gerald Asamoah nach dem Spiel.Video: YouTube/Shot Goal Interviews
  • Peter Knäbel blickt nach vorne und sagt: «Da kommen wir wieder raus. Wir werden alles dafür tun, den Verein wieder dort hinzubringen, wo er hingehört.»
Sportvorstand Peter Knäbel.Video: YouTube/Shot Goal Interviews
  • Der Ex-Schalker Mesut Özil meldete sich auf Twitter zu Wort. Der Spieler von Fenerbahce wünscht sich einen baldigen Wiederaufstieg.
  • Die Nürnberger und die Schalker verbindet schon lange eine Freundschaft. Der 1. FC Nürnberg weiss, wie es ist, abzusteigen und schickt den «Königsblauen» eine aufmunternde Botschaft.
  • Der Twitteraccount von Eintracht Frankfurt dachte nach dem Sieg gegen Augsburg ebenfalls an den Absteiger.
  • Sogar aus Spanien bekamen die Schalker nach dem Abstieg nette Worte: «Kumpels, fahrt bald aus dem Schacht.» Seit dem UEFA-Cup-Halbfinale 2006 verbindet die beiden Vereine eine Freundschaft.
  • Ein Twitteruser grub einen älteren Tweet der Schalker nach der 0:8-Niederlage gegen Bayern aus, in dem sie dem Zweitligisten Hamburg antworteten: «An eurer Stelle wären wir immer noch lieber wir!»
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quelle: www.imago-images.de / jane barlow
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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jonaman
21.04.2021 12:47registriert Oktober 2017
Diese Idioten verdienen es nicht, Schalke Fans zu sein!
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Magnum
21.04.2021 13:24registriert Februar 2015
Ein Account mit dem Namen «ichbinstolzeinschalkerzusein» findet, dass tätliche Angriffe auf Spieler «etwas zu weit gehen».

Ich meine, dass dies eine inakzeptable Verharmlosung von Gewalt ist - und dass es keinen Grund für Schalker gibt, auf irgendetwas stolz zu sein. Zuerst die sportliche Bankrotterklärung, dann die Selbstdisqualifikation dieser «Fans».
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Knety
21.04.2021 13:16registriert Mai 2016
Asamoah ist voll der Ehrenmann!
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