Donald Trump kann es offensichtlich kaum erwarten, die streng geheimen JFK-Akten heute Donnerstag endlich zu publizieren. «So interessant!», twitterte der US-Präsident. Wann genau die Dokumente heute durch das Nationalarchiv in Washington veröffentlicht werden, ist indes noch unklar.
The long anticipated release of the #JFKFiles will take place tomorrow. So interesting!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 25, 2017
Der damalige US-Präsident John F. Kenndy wurde am 22. November 1963 in Dallas von Lee Harvey Oswald erschossen. Zumindest in der offiziellen Version des Warren-Report.
Gab es einen zweiten Schützen? Steckte die CIA oder die Russen hinter dem Mord? Das Attentat ist bis heute Gegenstand von wildesten Spekulationen und Verschwörungstheorien. Nicht zuletzt, weil der Tatverdächtige Oswald zwei Tage nach dem Mord von einem Nachtklubbesitzer vor laufenden Kameras erschossen wurde. Oswald stand also nie vor Gericht.
Nun werden 3000 geheime Dokumente und Tausende geschwärzte Seiten veröffentlicht, die sich mit dem Kennedy-Attentat befassen.
Eigentlich undenkbar, dass sich darunter keine spannenden neuen Fakten finden. Aber: Insgesamt gibt es über 5 Millionen Seiten an Dokumenten. 99 Prozent der Akten sind bereits der Öffentlichkeit zugänglich. 88 Prozent sind vollständig, bei den restlichen elf Prozent wurden heikle Inhalte vorher entfernt. 1991 hatte der Kongress beschlossen, dass die Akten für weitere 25 Jahre unter Verschluss bleiben. Diese Frist läuft heute ab. Trump hätte die Publikation jedoch mit einem Veto erneut verhindern können.
Archivare haben die Erwartungen aber bereits gedämpft. Es befinde sich keine «Bombe» in den Dokumenten.
Experten sind überzeugt, dass nicht restlos alle Dokumente ans Tageslicht kommen. Der Geheimdienst CIA setzte Trump laut dem Magazin Politico massiv unter Druck, einige Dokumente weiter unter Verschluss zu halten, um Zeugen oder noch lebende Agenten zu schützen. Ob er eingeknickt ist, werden wir sehen.
Denn eine grosse Frage ist: Wie ist die US-Regierung bei ihren Ermittlungen tatsächlich vorgegangen. Welche Fehler haben die Geheimdienste gemacht? Die Akten könnten laut Experten neue Hinweise darauf liefern.
Professor Larry Sabato sagte zu ABC News, er sei besonders gespannt, ob die Sicherheitsdienste und Behörden wussten , dass Lee Harvey Oswald auf einer Baustelle arbeitete, die sich auf der Strecke des US-Präsidenten Kennedy befand.
Es gibt aber auch 54 Jahre nach dem Mord noch viele Unklarheiten. Wenige Wochen vor dem Attentat machte Lee Harvey Oswald einen ominösen Trip nach Mexiko-City, wo er die kubanische und sowjetische Botschaft aufsuchte. Dort habe er bereits geprahlt, den Präsidenten zu töten. Während des Kalten Krieges hatten CIA und FBI die Botschaften ihres Feindes rund um die Uhr überwacht und Oswald deshalb auf dem Radar. Es ist möglich, dass die neuen Dokumente den Verdacht verstärken, dass die Geheimdienste im Vorfeld versagt hätten.
Denn die eine Theorie hält sich bis heute hartnäckig. Oswald soll bei dem Attentat nicht alleine, sondern im Auftrag der Russen gehandelt haben. In den Geheimakten befindet sich offenbar ein 167-seitiges CIA-Dokument über das Treffen mit den Russen.
Für Donald Trump kommt die Veröffentlichung der Kennedy-Akten eigentlich wie gerufen. Mit den JFK-Akten als «Nebelpetarde» kann er von der Eskalation bei den Republikanern ablenken.
Aber: Die Akten könnten auch eine Lüge Trumps zum Vorschein bringen. Im Wahlkampf hat Donald Trump behauptet, die Familie seines Konkurrenten Ted Cruz hätte eine Verbindung zum mutmasslichen Attentäter Lee Harvey Oswald. Ted Cruz hat dies immer bestritten. Da bleiben wir gespannt, welche Twitter-Salven der amtierende Präsident nach der Veröffentlichung der JFK-Akten abfeuert. (amü)