Die beiden haben nicht nur keinen Umweg genommen, sie haben auf dem direkten Weg sogar noch eine Etappe übersprungen. Ohne Einsatz in der U21-Nationalmannschaft wurden Simon Sohm und Becir Omeragic ins A-Team berufen.
«Ich lag zuhause auf dem Bett, als mich mein Trainer Ludovic Magnin anrief und mir zum Aufgebot gratulierte – für die Nationalmannschaft», sagte Sohm vor dem Abflug mit der SFV-Auswahl am Dienstag in die Ukraine, wo am Donnerstag das erste Spiel in der Nations League ansteht.
Dass Ludovic Magnin die beiden Teenager über die Beförderung in die Nationalmannschaft informierte, passte zur bisherigen Karriere der beiden Youngsters. Ihren Trainer beim FC Zürich erwähnen beide unisono als den wichtigsten Begleiter in dieser ersten Phase der Profi-Karriere. «Ich habe vor zwei Jahren von Servette zum FC Zürich gewechselt, weil ich wusste, dass Magnin die jungen Spieler einsetzt in der Super League», erklärte Omeragic.
So kam es, dass der 18-jährige Genfer Omeragic in der abgelaufenen Saison zu 24 Einsätzen in der Super League kam. 19 Mal spielte er von Beginn weg. Der um ein Jahr ältere Zürcher Sohm absolvierte bisher 37 Spiele in der höchsten Liga. In der letzten Saison gehörte er zum Stammpersonal beim FCZ. Beide waren sie Teil einer Mannschaft, die im Kollektiv oft enttäuschte, viele Niederlagen und noch mehr Gegentore kassierte. «Aber man weiss beim FCZ als junger Spieler, dass man im Team bleibt, auch wenn man zwischendurch eine schlechte Leistung zeigt», so Sohm.
Die Berufung von Sohm und Omeragic ins Nationalteam ist auch eine Würdigung für die Philosophie des FCZ. Nämlich konsequent auf den eigenen Nachwuchs zu setzen sowie auf einen Trainer, der diesem das Vertrauen schenkt. «Wir investieren viel in die Ausbildung und waren der erste Verein, der vom SFV als Leistungszentrum zertifiziert wurde. Wir wissen, wie man junge Spieler ausbildet, wie sie zu fördern und zu fordern sind. Wir reden nicht nur davon, wir machen das auch», sagte FCZ-Präsident Ancillo Canepa unlängst.
In dieses Bild passte auch, dass Sohm das erste wichtige Spiel von Beginn weg für den FCZ vor anderthalb Jahren in der Europa League auswärts gegen Napoli absolvierte. In der Super League hatte er zuvor noch nie in der Startformation gestanden. Dennoch lobten die italienischen Medien hinterher den Auftritt des damals 17-jährigen Zürchers. Seine Ruhe am Ball und seine Härte im Zweikampf beeindruckten die Beobachter. «Mein Vorbild ist Paul Pogba. Er bringt alles mit: Technik, Athletik, Offensivdrang», sagte Sohm.
Der italienische Spielerberater Tommaso Manicone, der Sohn von Petkovics Assistenten Antonio Manicone, sagte kürzlich gegenüber der italienischen Presse, Omeragic und Sohm gehörten zu den interessantesten Nachwuchsleuten der Schweiz. Über Omeragic meinte er sogar: «Er ist ein Hochbegabter. In seinem Alter gibt es auch international nicht viele, die besser sind.» Der Boden für einen Transfer ins Ausland ist bestellt. Es scheint klar, dass Sohm und Omeragic nicht mehr Jahre beim FCZ bleiben werden.
Die nahe internationale Zukunft ist vorerst aber wohl auf das einwöchige SFV-Camp und die Länderspiele gegen die Ukraine und Deutschland beschränkt. In der Nationalmannschaft werden Sohm und Omeragic zunächst kaum dauerhaft bleiben. Das wissen die beiden. Sie absolvieren sozusagen eine Schnupperlehre. Ihre Nomination wurde begünstigt durch die Absenz von acht Spielern, die sonst zum Kader von Nationalcoach Vladimir Petkovic gehören. Auf der Position von Omeragic in der Innenverteidigung mussten Fabian Schär und Eray Cömert absagen. Im zentralen Mittelfeld, da, wo Sohm eingesetzt wird, fehlen Denis Zakaria und Remo Freuler.
Vorerst aber freuen sie sich beim FCZ darüber, wieder einmal Spieler im Kreis der Nationalmannschaft untergebracht zu haben. Im Doppel ist dies seit einem Länderspiel im Juni 2013 und der Nomination der Stürmer Mario Gavranovic und Josip Drmic nicht mehr geschehen. (abu/sda)