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Gasexplosion in Russland: 3 Tote und 79 Vermisste in Magnitogorsk

Putin besucht Verletzte – vier Tote und 79 Vermisste nach Gasexplosion in Russland

31.12.2018, 08:5431.12.2018, 21:14
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Russische Rettungskräfte räumen die Trümmer einer Gasexplosion weg in Magnitogorsk.Bild: EPA/EPA

Eine Gasexplosion in Magnitogorsk mit vier Toten und Dutzenden Vermissten an Silvester hat Russland erschüttert. Selbst Präsident Wladimir Putin flog aus seines Ferien in die Stadt am Ural, um sich über die Rettungsarbeiten zu informieren und mit Opfern zu sprechen.

Die Explosion um 4.00 Uhr Ortszeit (0.00 Uhr MEZ) hatte einen ganzen Aufgang eines grossen Wohnblocks wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lassen. In den Trümmern suchten Retter in einem Wettlauf mit der Zeit nach Verschütteten, weil den Überlebenden bei 20 Grad Frost der Tod durch Erfrieren drohte.

Später wurden drei weitere Leichen in den Trümmern entdeckt. «Wir können Sie aber nicht herausholen», sagte Zivilschutzminister Jewgeni Sinitschew im russischen Fernsehen. Er schätzte, dass die Räumarbeiten weitere zwei Tage dauern werden.

Am Abend (Ortszeit) teilte der Gouverneur des sibirischen Gebiets Tscheljabinsk, Boris Dubrowski, mit, noch immer sei das Schicksal von mehr als 35 Menschen unklar. Dazu zählten leider auch sieben Kinder.

«Die Stadt schaut voller Schrecken auf die wachsende Zahl an Opfern. Statt des Neujahrsfestes steht uns Trauer bevor», schrieb ein Internetnutzer aus Magnitogorsk im sozialen Netzwerk Instagram.

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Bild: EPA/EPA

Zunächst hatten die Behörden von 80 Vermissten gesprochen, diese Zahl wurde später nach der Bergung mehrerer Bewohner nach unten korrigiert.

Die Gasexplosion hatte sich gegen 4.00 Uhr Ortszeit (00.00 Uhr MEZ) ereignet. In dem riesigen Wohnhaus stürzte einer von zwölf Aufgängen in sich zusammen. Vizegouverneur Klimow sagte, in 48 zerstörten Wohnungen seien offiziell 110 Menschen gemeldet gewesen.

Obdachlos bei eiskaltem Wetter

In einem Kraftakt wenige Stunden vor dem neuen Jahr zogen die Behörden Rettungskräfte, Gerät und Hundestaffeln aus weiten Teilen Sibiriens und aus Moskau in Magnitogorsk zusammen. Der Einsatz an der Unglücksstelle war gefährlich, weil der Einsturz weiterer Teile des neunstöckigen Hauses drohte, wie Sinitschew sagte.

In dem 1973 errichteten zwölfstöckigen Plattenbau hatten 110 Menschen gewohnt. Einige konnten die Ruine unverletzt verlassen, andere wurden von den Suchmannschaften verletzt geborgen. Knapp 30 Bewohner meldeten sich unverletzt bei den Behörden. Sie hatten die Nacht anderswo verbracht.

Die Überlebenden standen nun an Silvester bei eiskaltem Winterwetter ohne Wohnung da. In einer nahe gelegenen Schule wurden Notquartiere errichtet. Teile des Wohnblocks wurden als einsturzgefährdet eingestuft, die Menschen mussten auch hier ihre Unterkünfte verlassen. Die Temperatur in der Stadt sollte in der Neujahrsnacht auf unter minus 20 Grad sinken.

Putin beim Krisenstab

Putin traf in Magnitogorsk mit dem Rettungsstab zusammen und besuchte Verletzte im Spital. Ein 13-jähriger Knabe berichtete dem Kremlchef, er habe länger als eine Stunde unter den Trümmern festgesteckt, bis er gerettet worden sei.

«Ich bin so schnell zu euch aufgebrochen, dass ich gar nichts mitgebracht habe», sagte Putin. Er versprach dem Jungen aber für später ein Geschenk, wie die Agentur Interfax meldete.

Auch Gouverneur Dubrowski sagte den Betroffenen schnelle Entschädigungen und Hilfe bei der Beschaffung von neuem Wohnraum zu. Die Staatsführung reagierte damit viel schneller und hilfsbereiter als bei der Brandkatastrophe in einem Einkaufszentrum der sibirischen Stadt Kemerowo im März dieses Jahres mit 64 Toten. Der hartherzige Umgang mit den Opfern hatte den Behörden damals Kritik eingetragen.

Die Justiz leitete nach der Explosion strafrechtliche Ermittlungen ein. In Russland kommt es immer wieder zu Gasexplosionen. Viele Gebäude stammen noch aus der Sowjetzeit und sind in schlechtem Zustand, vielfach werden auch Sicherheitsregeln nicht eingehalten.

Magnitogorsk ist eine grosse Industriestadt im Ural, sie beherbergt das grösste Stahlwerk des Landes. Mitarbeiter beteiligten sich an dem Bergungseinsatz. Der Milliardär Viktor Raschnikow, der das Stahlwerk betreibt, rief zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. «Wir teilen den Schmerz», erklärte er. (sda/dpa/afp)

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