Sport
Fussball

EM 2020: Marcus Rashford entschuldigt sich emotional für Penalty-Patzer

England's Marcus Rashford reacts after missing his shot during a penalty shootout at the Euro 2020 soccer championship final between England and Italy at Wembley stadium in London, Sunday, July 1 ...
Marcus Rashford nach seinem Penalty-Fehlschuss im EM-Final.Bild: keystone

«Ich werde mich nie dafür ent­schul­digen, wer ich bin und woher ich komme»

13.07.2021, 08:0313.07.2021, 12:28
Mehr «Sport»

Marcus Rashford war einer von drei Engländern, dem im EM-Final gegen Italien im Penaltyschiessen die Nerven versagten. Der Engländer wurde in der 120. Minute eigens dafür eingewechselt, um vom Punkt anzutreten, doch der 23-jährige Stürmer von Manchester United traf nur den Pfosten.

Neben Rashford scheiterten auch Jadon Sancho und Bukayo Saka. Alle drei Spieler wurden anschliessend im Internet Opfer von massiven rassistischen Beleidigungen, dass selbst Premierminister Boris Johnson dazu Stellung nahm.

Am Montagabend hat sich nun auch Marcus Rashford in den sozialen Medien geäussert. In einem emotionalen Statement erzählt er von mangelndem Selbstvertrauen, dem riesigen Druck und seiner Herkunft.

«Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll und ich weiss nicht einmal, wie ich in Worte fassen soll, wie ich mich in diesem Augen­blick fühle. Ich hatte eine schwie­rige Saison, ich denke, das war für alle klar und ich bin wahr­schein­lich mit einem Mangel an Selbst­ver­trauen in dieses Finale gegangen. Ich habe mich stets für einen Elf­meter gemeldet, aber irgend­etwas hat sich nicht richtig ange­fühlt. Mit dem langen Anlauf habe ich mir etwas Zeit ver­schafft, aber leider endete es nicht so, wie ich es wollte.

Ich hatte das Gefühl, meine Team­kol­legen im Stich gelassen zu haben. Ich hatte das Gefühl, alle im Stich gelassen zu haben. Einen Elf­meter für das Team auszuführen, war alles, worum ich gebeten wurde. Ich kann im Schlaf Elf­meter ver­wan­deln, warum also nicht diesen? Es spielt sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab, seit ich den Schuss abgegeben habe, und es gibt wahr­schein­lich kein Wort, um zu beschreiben, wie es sich anfühlt. Finale. 55 Jahre. 1 Elf­meter. Geschichte. Ich kann nur sagen, es tut mir leid.

Ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Wäh­rend ich mich wei­terhin ent­schul­dige, möchte ich meine Team­kol­legen loben. Dieser Sommer war eines der besten Camps, die ich je erlebt habe und ihr habt dabei alle eine Rolle gespielt. Es ist eine Gemein­schaft ent­standen, die unzer­brech­lich ist. Euer Erfolg ist mein Erfolg. Eure Fehler sind meine.

Ich bin in einer Sportart auf­ge­wachsen, in der ich davon aus­gehen muss, Dinge zu lesen, die über mich geschrieben werden. Sei es meine Haut­farbe, wo ich auf­ge­wachsen bin oder zuletzt wie ich meine Zeit abseits des Platzes ver­bringe. Ich kann den ganzen Tag Kritik an meiner Leis­tung ver­tragen, mein Elf­meter war nicht gut genug, er hätte rein­gehen sollen, aber ich werde mich nie dafür ent­schul­digen, wer ich bin und woher ich komme.

Ich war nie stolzer, diese drei Löwen auf meiner Brust zu tragen und zu sehen, wie meine Familie mich in einer Menge von Zehn­tau­senden anfeuert. Von sol­chen Tagen habe ich geträumt.

Die Nach­richten, die ich heute erhalten habe, waren über­wäl­ti­gend und die Reso­nanz in Wit­hington brachte mich an den Rand der Tränen. Die Gemein­schaft, die mich immer unter­stützt hat, hält mich wei­terhin. Ich bin Marcus Rash­ford, ein 23-jäh­riger Schwarzer aus Wit­hington und Wythens­hawe, South Man­chester. Wenn ich nichts anderes habe, habe ich das.

Danke für all die lieben Nach­richten. Ich komme stärker zurück. Wir kommen stärker zurück.»

Weiter postete Rashford aufmunternde Nachrichten, die er von Fans erhalten hat. Darin schreiben Kinder, dass er grossartig und ihr Held sei – nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch bezüglich seines sozialen Engagements.

Eine Antwort auf Rashfords Statement gab es nicht nur von Rashfords Klub Manchester United, sondern auch von Stadtrivale Manchester City: «Ganz Manchester und ganz England ist stolz auf dich, Marcus.»

(zap)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die unglaubliche Penalty-Saga der Engländer
1 / 12
Die unglaubliche Penalty-Saga der Engländer
WM 1990: Halbfinal gegen Deutschland 1:1 n.V., 3:4 n.P.
Der Inbegriff des englischen Penalty-Traumas! Der WM-Final ist so nah, doch erst scheitert Stuart Pearce im Elfmeter-Krimi an Bodo Illgner, dann hämmert Chris Waddle den Ball weit übers Tor. Natürlich treffen alle Deutschen und Englands «goldene Generation» um Gary Lineker, Paul Gascoigne und David Platt geht leer aus.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«It's NOT coming home»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
36 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
OBJ
13.07.2021 08:42registriert September 2015
Von Marcus Rashford können 99% der Fussballer noch ganz viel lernen! Auf dem Boden geblieben und absolut sympatisch. Setzt sich für das gute ein und hat auch seine Herkunft nicht vergessen. (unterstützt Kinder aus armen Verhältnissen)
Die Reaktionen auf die Penaltys sind absolut nicht zu akzeptieren. Aber dieser Junge wird wieder aufstehen und noch stärker zurückkommen!
1666
Melden
Zum Kommentar
avatar
PHILIBERT
13.07.2021 08:38registriert Januar 2021
Hätten die 3 die Penaltys versenkt, wären sie gefeiert worden und die Hautfarbe hätte keine Rolle gespielt - asoziale Fans... deren Denken ist wie die Insel - sehr begrenzt...
12111
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cindy Campbell
13.07.2021 08:52registriert Februar 2021
Bin dann mal 10min auf dem Klo am Heulen. Die Briefe der Kinder und der Support, den er erhält sind absolut rührend und wundervoll!
616
Melden
Zum Kommentar
36
3 Millionen besser investiert – das Erfolgsmodell der ZSC Lions
Die ZSC Lions sind erfolgreich, weil sie seit 1997 ein System entwickelt haben, das Spieler wie Justin Sigrist hervorbringt. Titelgewinne sind dadurch nicht garantiert. Aber es ist eine solide Basis, um in der Liga seit Jahrzehnten vorne mitzuspielen.

Ein erfolgreiches Geschäftsmodell, erklärt an einem Spieler: Justin Sigrist (25) steht als Beispiel für eine kluge Millionen-Investition der ZSC Lions. Die Zürcher und die Zuger sind die Dominatoren der letzten fünf Jahre im Deutschschweizer Hockey. In den nächsten Jahren könnten die von den ZSC Lions anders investierten drei Millionen die Vormachtstellung sichern.

Zur Story