Apple und Samsung müssen büssen, weil sie die Leistung älterer Geräte gezielt mit Software-Updates gedrosselt haben. Die italienische Kartellbehörde hat am Mittwoch Geldstrafen in Millionenhöhe angekündigt, wobei der iPhone-Hersteller doppelt so viel bezahlen muss wie Samsung.
Pikant: Samsung hatte öffentlich behauptet, es würden keine Geräte per Software-Update verlangsamt. Der südkoreanische Smartphone-Hersteller war mehrmals angefragt worden, nachdem die fragwürdige Praxis im Dezember 2017 bei Apple aufflog respektive vom Konzern bestätigt wurde.
In einem neueren Werbespot macht sich Samsung USA über Apple und das absichtlich verlangsamte iPhone 6 lustig und versucht, dem grossen Rivalen Kunden abspenstig zu machen.
Offensichtlich zu Unrecht, wie nun der Entscheid der italienischen Wettbewerbshüter zeigt.
Schon länger hatten sich Smartphone-Nutzer weltweit über die nachlassende Leistung älterer Geräte beklagt. Ermittlungen der italienischen Kartellbehörde hätten nun ergeben, dass sich Apple und Samsung «unlauterer Geschäftspraktiken» schuldig gemacht hätten, fasst Spiegel Online zusammen. Android- und iOS-Updates verursachten demnach «schwerwiegende Fehlfunktionen» und «reduzierten die Leistung deutlich».
Die betroffenen User seien so gedrängt worden, schneller neue Geräte zu kaufen. Diese höchst umstrittene Geschäftsstrategie wird auch als geplante Obsoleszenz bezeichnet.
Beide Konzerne müssen jeweils eine Strafe in Höhe von 5 Millionen Euro zahlen und auf ihrer Webseite auf die Entscheidung der italienischen Kartellbehörde verweisen.
Gegen Apple wurde eine zusätzliche Strafe in Höhe von weiteren 5 Millionen Euro verhängt, weil die Kunden nach Ansicht der Behörde nicht ausreichend über Möglichkeiten rund um den Akkuwechsel informiert worden seien.
Bei Samsung bemängelt die Wettbewerbsbehörde, der Hersteller habe Käufern des Galaxy Note 4 das Update auf Android 6.0 Marshmallow «beharrlich unterbreitet», ohne diese über «schwere Fehlfunktionen» zu informieren. Dies habe zu hohen Kosten für Reparaturen ausserhalb der Garantie geführt.
Samsung habe noch nicht zur Strafe Stellung genommen, schrieb der normalerweise sehr gut unterrichtete Tech-Blog SamMobile am Mittwochabend. In der Vergangenheit hätten sich viele User beschwert, dass sich ältere Geräte nach grösseren Betriebssystem-Updates langsamer anfühlen, einschliesslich Flaggschiffe wie das Galaxy S8 und das Galaxy Note 8.
Apple tauscht seit Anfang 2018 iPhone-Akkus (ab iPhone 6) für 29 Franken aus. Die Preisreduktion gilt noch bis Jahresende, dann wird der Akkuwechsel wieder teurer.
Die Drosselung solle ein plötzliches Abschalten des iPhones bei schlechtem Akku verhindern, erinnert heise.de, dies gelte von iPhone 6 bis iPhone 7. Bei neueren Modellen ab iPhone X und iPhone 8 scheine dies nicht mehr erforderlich.
Die italienischen Wettbewerbshüter hatten die Untersuchungen wegen geplanter Obsoleszenz im vergangenen Januar eingeleitet, schreibt Spiegel Online. Zeitgleich wurden auch in Frankreich Ermittlungen gestartet, nachdem sich Kunden über die Langsamkeit älterer Handys beklagt hatten. In den USA sehe sich Apple zudem mit einer Sammelklage konfrontiert.
(dsc, via CNET)