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Nach der Annektion der Krim wurde Russland aus der G-8, dem Club der mächtigsten Länder der Welt, verbannt. Bei den G-20-Treffen musste Wladimir Putin am Katzentisch Platz nehmen, geächtet und gemieden von Obama, Merkel, Hollande & Co.
Der Terroranschlag in Paris hat dies geändert. Neuerdings dürfen rechtskonservative Politiker ihre Bewunderung für den russischen Macho-Präsidenten wieder offen zur Schau tragen, und am letzten Treffen der G-20 im türkischen Badeort Antalya kam es zu einem medienwirksamen Treffen zwischen Putin und Obama.
Russland und der Westen kommen sich wieder näher. Schuld daran sind die Terroranschläge des sogenannten «Islamischen Staates»: Am 31. Oktober starben 224 Menschen – die meisten davon russische Touristen –, als ein Flugzeug der Metrojet über der Wüste von Sinai explodierte. In Paris wurden mindestens 130 Menschen Opfer eines Anschlages fundamentalistischer Terroristen.
Gilt nun also die alte Stammeslosung: Der Feind deines Feindes ist dein Freund? Muss der Westen mit Putin gemeinsame Sache machen, um den sogenannten «Islamischen Staat» in die Knie zu zwingen?
Das wäre ein fataler Fehler, warnt Garri Kasparow. Die Schachlegende hat kürzlich in einem Kommentar im «Wall Street Journal» geschrieben: «Sollten sich die USA und der Westen mit dem Iran, Putins Russland und dem Assad-Regime verbünden, wäre dies moralisch abstossend, strategisch eine Katastrophe und zudem vollkommen unnötig.»
Kasparow verweist darauf, dass Putin einmal mehr mit zwei Zungen spricht: Einerseits habe er grosses Interesse daran, dass noch mehr Flüchtlinge aus Syrien nach Europa kommen und so der Konflikt in der Ukraine aus den Schlagzeilen verdrängt wird. Andererseits hoffe er, dass der Westen im Zeichen der neuen Partnerschaft die Wirtschaftssanktionen gegen Russland aufheben wird.
Ein Zweckbündnis mit Putin wird gelegentlich verglichen mit dem Pakt, den die westlichen Alliierten mit Stalin eingegangen sind, um Hitler zu besiegen. Unsinn, sagt Kasparow:
Garri Kasparow stellt in diesen Tagen sein Buch «Warum wir Putin stoppen müssen» vor. Darin beschreibt er Putins Aufstieg zum Präsidenten und legt eine Analyse der Verhältnisse in Russland vor. Er hat Putin anfänglich unterstützt und in ihm einen Hoffnungsträger für ein demokratisches Russland gesehen. Der ehemalige Schachweltmeister ist zudem kein Linker, sondern ein überzeugter Neoliberaler und glühender Reagan-Fan.
Um Putin zu verstehen, empfiehlt Kasparow nicht die Lektüre von Politologen und Ökonomen, sondern Mario Puzos Roman «Der Pate»:
Karen Dawisha, Professorin für Politologie an der Miami University in Oxford (Ohio) kommt in ihrem Buch «Putin’s Kleptocracy» zum gleichen Schluss. Putins Aufstieg sei keinesfalls – wie oft kolportiert wird – ein Zufall im wilden Osten der russischen Neunzigerjahre gewesen. Vielmehr sei er das Resultat einer gezielten Zusammenarbeit gewesen, die schon in St.Petersburg begonnen hatte:
Um an die Macht zu gelangen, musste Putin zunächst einen grausamen Krieg in Tschetschenien anzetteln. Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Bombenanschläge auf Moskauer Wohnhäuser im Herbst 1999 nicht von Terroristen, sondern vom russischen Geheimdienst FSB verübt wurden, um so den Krieg zu rechtfertigen.
Das mag Spekulation sein. Tatsache ist, dass Putin – kaum an der Macht – sofort begann, die Medien gleichzuschalten und diejenigen Oligarchen zu entmachten, die sich ihm nicht unterwarfen.
Wirtschaftlich hatte Putin vor allem eines: unglaubliches Glück. In seiner Amtszeit stieg der Ölpreis unaufhörlich. Von diesem Segen profitierte allerdings vor allem eine schmale Elite. Russland verwandelte sich nicht in eine dynamische liberale Wirtschaft, wie ursprünglich erhofft, sondern in eine üble Art von Staatsfeudalismus.
Putin selbst soll inzwischen unendlich reich sein. Sein Vermögen wird von unterschiedlichen Quellen auf zwischen 70 und 2000 Milliarden Dollar geschätzt. Auch Putin hat eine Datscha am Schwarzen Meer. Es handelt sich um einen riesigen Palast.
Daren Dawisha und Garri Kasparow kommen übereinstimmend zum Schluss, dass Putins einziges Ziel darin besteht, seine Macht zu erhalten. Es kann daher nicht darum gehen, mit Putin gegen den sogenannten «Islamischen Staat» zu kämpfen.
Kasparow fordert, dass der Westen gleichzeitig gegen beide vorzugehen hat: