Schweiz
Gesellschaft & Politik

Rapper Besko: Nach Ausschaffung raubt er Post in Dübendorf aus.

Besko rappt über seine kriminelle Vergangenheit. Jetzt wurde er rückfällig.
Besko rappt über seine kriminelle Vergangenheit. Jetzt wurde er rückfällig. screenshot: youtube / CÜS HELVETIA

Aufgerafft, ausgeschafft, abgestürzt – der Fall Besko in 5 Akten

In Gefangenschaft arbeitete er seine kriminelle Vergangenheit auf und wurde so zum schweizweit bekannten Rapper. Nun stürzte Besko abermals tief. Ein Drama in 5 Akten.
01.03.2019, 06:2101.03.2019, 19:41
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Der Fall des Zürcher Rappers Besko bewegt die Schweiz. Seit sieben Jahren zeichnen die Medien in ihrer Berichterstattung den Weg des 33-Jährigen nach. Vom schwierigen Jugendlichen, zum Vorzeigehäftling, der trotz grosser Solidarität in den Kosovo ausgeschafft wurde. Vergangene Woche nun soll Besko in Dübendorf (ZH) eine Postfiliale überfallen haben. Damit dürfte er an seinem finalen Tiefpunkt angelangt sein. Ein Scheitern in 5 Akten.

Auf der schiefen Bahn

Beskos grösstes Problem ist, dass er die falsche Staatsbürgerschaft hat. Seine Mutter lebt bereits einige Jahre in der Schweiz, befindet sich allerdings bei der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1985 gerade im Kosovo, ihrem Heimatland. Er ist noch ein Baby, als die Mutter mit ihm in die Schweiz zurückkehrt.

Über die Kindheit und Jugendjahre von Besko ist wenig bekannt. Tatsache ist: Beskos Leben gerät früh schon in eine Schieflage. Bis zu seinem sechsten Lebensjahr lebt er bei einer Schweizer Pflegefamilie in Uster (ZH), später bei seiner Mutter. Seine Jugend ist geprägt von der Abwesenheit seines Vaters und den Schlägen des Stiefvaters.

Seine kriminelle Laufbahn beginnt im Zürcher Kreis 4. Mit 14 klaut er das Auto seiner Mutter und fährt damit zur Schule, um seine Freunde abzuholen. Er betrinkt sich, macht Einbrüche und prügelt sich mit rivalisierenden Fussballfans. Er selbst gehört zu einer Fangruppe des FC Zürich. In der Schule hat er Probleme, eine Lehre tritt er nie an. Seine einzige Ausbildung: Eine Weiterbildung zum Croupier bei der Migros-Klubschule.

Die Verhaftung

Er eröffnet einen illegalen Spielsalon und setzt dort nach eigenen Angaben 15'000 Franken pro Abend um. Die Zahl der Straftaten wird mit den Jahren grösser. Auf Beskos Konto gehen mehrere bewaffnete Raubüberfälle, Körperverletzung, Nötigung und Hausfriedensbruch.

Bereits fünf Mal musste er in einem Schweizer Gefängnis einsitzen, als Besko mit 24 Jahren wieder verhaftet wird. Nach einem Überfall auf ein Geschäft in Zürich, bei dem er 50'000 Franken erbeutet, ist er international zur Fahndung ausgeschrieben. In Norddeutschland geht Besko der Polizei in die Fänge.

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Er wird 2009 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Zudem verfügt das Migrationsamt seine Ausschaffung in das Heimatland seiner Eltern, sobald er seine Strafe in der Schweiz abgesessen hat. Aber Besko will nicht in den Kosovo. Weder ist albanisch seine Muttersprache, noch hat er dort Familienangehörige oder Freunde, zu denen er ziehen könnte. Er ficht den Entscheid an und zieht das Urteil an die nächste Instanz weiter.

Wandlung und Solidarität

Von der Justizvollzugsanstalt Pöschwies wird er irgendwann ins Massnahmenzentrum in Uitikon versetzt. Im halb offenen Vollzug kann Besko eine Lehre als Koch machen. Und: Er beginnt, Musik zu machen.

Besko schreibt auf, was er in seiner Jugend erlebt hat, schildert, wie er mit seiner Vergangenheit hadert, dass er Menschen Leid angetan hat und ihm das jetzt leid tut. Er rappt: «Es seg e Sach vo Stolz, dass mer kei Reui zeigt, ich gib en Figg uf de Stolz, ich bereu de Scheiss.» In einem Tonstudio nimmt er die Songs auf, er bringt ein erstes Album heraus.

Seine Fangemeinde wächst. Von seiner Gefängniszelle aus avanciert Besko zu einer kleinen Sensation. Ein verurteilter Straftäter, der sich in Gefangenschaft zu einem besseren Menschen wandelt und seine Taten so gekonnt und ehrlich reflektiert – über diese Geschichte wollen alle berichten. Er wird in Fernsehshows eingeladen, Journalisten bitten ihn zum Interview.

Michael Rubertus, der Direktor des Massnahmenzentrums sagt damals gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Besko macht eine sehr gute Entwicklung.» Die Solidarität für den Rapper wird grösser. In den sozialen Medien fordern Anhänger seine Freilassung. «Free Besko» heisst der Song, in dem die bekannten Schweizer Rapper Skor, EKR, Baba Uslender oder Milli 54 an Beskos Seite auftreten. Sie wollen mit dem Lied auf seine drohende Ausschaffung aufmerksam zu machen.

Die Ausschaffung

Im Oktober 2014 kommt Besko auf freien Fuss. Er macht weiter Musik, engagiert sich an Schulen und referiert zum Thema Kriminalität und Jugendgewalt. In einer Metzgerei findet er eine Anstellung. Seine Verlobte erwartet ein Kind.

Doch so sehr Besko sich in die Normalität zurückzukämpfen versucht, am finalen Entscheid lässt sich zuletzt nicht mehr rütteln: Seine Rekurse gegen die Ausschaffung werden von allen Instanzen abgeschmettert. Besko muss die Schweiz verlassen.

Im Herbst 2016 wird er in den Kosovo gebracht, an den Ort, an dem ihn nichts erwartet. Seine Mutter ist inzwischen gestorben, das Haus seiner Grosseltern während des Kosovokrieges abgebrannt. Zurück in die Schweiz darf er für die nächsten fünf Jahre nicht mehr. Ihm wird ein Einreiseverbot für den gesamten Schengenraum auferlegt. Dagegen legt sein Anwalt Beschwerde ein. Besko will zumindest seinen Sohn besuchen können.

«Was, wenn nicht das, ist ein Härtefall?»
SVP-Nationalrat Lukas Reimann

Unerwartete Unterstützung erhält Besko aus der Politik. SVP-Nationalrat Lukas Reimann verteidigt in einem Beitrag der SRF-«Rundschau» den ausgewiesenen Rapper. Sein Eindruck von ihm sei zwar gespalten, aber Besko habe auch sehr viel Gutes getan. Es sei eine verpasste Chance, weil er andere Jugendliche davon abhalten könne, kriminell zu werden. Er habe deshalb beim Chef des Staatssekretariates für Migration interveniert. «Was, wenn nicht das, ist ein Härtefall?», fragt er in der Sendung.

Der Absturz

Ein Jahr nach seiner Ausschaffung besucht der «Blick» Besko in Pristina. Er habe Fuss gefasst, verdiene sein Geld mit dem Übersetzen von Texten von Albanisch auf Deutsch und coache Mitarbeiter in einem Callcenter. So verdiene er etwa 700 Euro im Monat, was für kosovarische Verhältnisse ein stolzer Lohn sei.

Seine neuen Freunde sind ebenfalls ehemalige Straftäter, die von der Schweiz in den Kosovo ausgeschafft wurden. «Wir sind eine Gemeinschaft», lässt sich Besko vom «Blick» zitieren. Er hat die Idee, eine Auffangstation für Ausgeschaffte und Ex-Kriminelle einzurichten. Denn für einige sei hier die Versuchung gross, rückfällig zu werden.

Im Februar dieses Jahres erhält Besko die Erlaubnis, in die Schweiz einzureisen, um seinen Sohn besuchen zu können. Dieser feiert Mitte des Monats den fünften Geburtstag. Offenbar nutzt der Rapper den Besuch aber nicht nur, um Geschenke zu überreichen. Am 19. Februar bedroht ein bewaffneter Mann in der Poststelle in Dübendorf zwei Angestellte und erbeutet mehrere Hundert Franken. Bei dem mutmasslichen Täter soll es sich um Besko handeln.

Seither sitzt er wieder dort, wo er bereits so viele Jahre verbracht hat: Im Gefängnis. Wie lange Besko dieses Mal eingesperrt sein wird, ist unklar. Tatsache ist allerdings, dass sich der Rapper mit dem Überfall jegliche Sympathie verspielt haben dürfte. Auch, dass er sich bald wieder in der Schweiz bei seiner Familie niederlassen darf, ist unwahrscheinlich.

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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demian
01.03.2019 07:16registriert November 2016
Ich glaube nicht, dass sein grösstes Problem die falsche Staatsbürgerschaft ist. Seine Kindheit ist wohl eher das grössere Problem.
Ausserdem zeugt es nicht gerade von Intelligenz, bei einem Kurzbesuch gleich wieder eine Straftat zu begehen. Unbelehrbar ist wohl das richtige Wort.
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Shaska
01.03.2019 08:09registriert Oktober 2018
Sorry, aber ich fand den Hype um die Ausschaffung schon lächerlich. Es ist ja nicht so, dass Besko nur einmal straffällig geworden ist. Er hat zum Beispiel einen Kollegen von mir grundlos übel zugerichtet. Da sollte man auch an die Opfer denken
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DerRaucher
01.03.2019 11:01registriert Januar 2016
Ein typischer Fall von unbelehrbar. Da hat es ausnahmsweise mal nicht den falschen getroffen mit der Ausschaffung. Was für ein Vollidiot. Genau solche Menschen ruinieren den Ruf anderer Secondos.
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