Diese Woche rügte die Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) die Bank Coop wegen Kursmanipulationen und verhängte ein Berufsverbot gegen ihren Ex-CEO Andreas Waespi. «Die Kleinen lässt man hängen», klagt G.K. ein ehemaliger Kunde der Bank Coop. Er verlor mit Aktien der Tochter der Basler Kantonalbank rund 10'000 Franken. Vom Finanzinstitut fühlte er sich falsch beraten. Deshalb wandte sich der Kunde aus Rheinfelden AG im Sommer 2013 an SVP-Nationalrat Maximilian Reimann.
Dessen Erfahrungen schilderte der Politiker in seinem auf seiner Internetseite und Lokalblättern erscheinenden «Geldratgeber». Der Kunde wechselte im Mai 2009 von einer Grossbank zur Bank Coop. Dessen Berater empfahl ihm den Kauf von Aktien des Finanzinstituts. Als Neukunde erhielt er gleich noch eine gratis obendrauf.
Damals zahlte er für die Titel laut Reimann Fr. 71.50. Nach einem kurzen Aufschwung kam der Kurs ins Rutschen. Bei Fr. 66.25 kaufte er weitere Aktien. Deren Wert schrumpfte weiter. Er wandte sich schliesslich an seinen Berater. Der soll ihn mit dem Hinweis beschwichtigt haben, der Kurs falle nicht «unter 50 Franken».
Dazu sagt Bank-Coop-Sprecherin Natalie Waltmann: «Dies können wir nicht kommentieren, weil wir den konkreten Fall nicht kennen.» Der Kunde könne sich aber bei der Bank melden: «Dann prüfen wir den Fall.» Reimann sagt: «Das darf ein Berater einem Kunden nicht zusichern, schon gar nicht, wenn es sich um Aktien der betreffenden Depotbank handelt.»
Wie falsch die Behauptung war, zeigt sich im Verlauf des Junis 2013. Da stürzte der Kurs auf Fr. 38.90 ab. Kurz davor trennte sich der Kunde von seinen Aktien. Dafür löste er noch Fr. 41.30 pro Stück. 43 Prozent seines Einsatzes hätte er verloren, schrieb Reimann. Als die Bank Coop Mitte Juli das Halbjahresresultat publizierte, fühlte sich G.K. «übers Ohr gehauen». Das Finanzinstitut erlitt einen Gewinneinbruch um 24 Prozent wegen der Ausfinanzierung der hauseigenen Pensionskasse. Kurz nach der Bekanntgabe des Halbjahresresultats schnellte der Wert des Titels wieder in die Höhe.
Reimann schrieb in seinem «Geldratgeber» vom 31. Juli 2013: «Verfolgt man den Kurs der Bank-Coop-Aktie, so wird man den Verdacht nicht ganz los, dass hier ein ‹Manipulator› am Werk gewesen sein könnte.» Der Politiker intervenierte zusammen mit dem Kunden bei der Finanzmarktaufsicht (FINMA): «Diese bestätigte mir den Eingang des Antrages auf Abklärung der Sachlage.»
Was Reimann nicht wissen konnte: Die FINMA untersuchte das bereits. Am letzten Dienstag machten die Aufseher publik, dass sie die Bank Coop wegen «Marktmanipulation» rügt. Das Finanzinstitut hatte seit Sommer 2009 den Kurs ihrer Aktie mit Käufen gestützt. Reimann kommentiert: «Der FINMA-Entscheid bestätigt, dass ich den richtigen Riecher hatte.»
Gemäss Waltmann wurde «der Eigenhandel mit Bank-Coop-Aktien am 19. Juli 2013 eingestellt». Bis zu diesem Datum gab es gemäss Informationen der «Nordwestschweiz» weitere Aktienkäufe. Diese Kursunterstützungen hatten aber nur noch ein minimales Ausmass. Insgesamt erhöhte sich der Eigenbestand zwischen 2009 und 2013 um rund 8000 auf 13'000 Aktien. Gebracht hat's wenig: Der Kurs sackte kontinuierlich von 75 auf gegen 40 Franken ab.
Als Hauptverantwortlichen des Verstosses «gegen das aufsichtsrechtliche Verbot der Marktmanipulation» bezeichnete die FINMA Andreas Waespi. Der Ex-Chef der Bank Coop kassierte ein dreijähriges Berufsverbot. Rechtskräftig ist es noch nicht. Dennoch wird Waespi 2015 nicht wie geplant Direktionspräsident der Aargauischen Kantonalbank (AKB). G.K. bleibt frustriert. Er schrieb diese Woche an Maximilian Reimann: «Der Verlust hinterlässt einen fahlen Nachgeschmack.»