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Corona-Tests: Die zweite Welle bringt Schweizer Labore ans Limit

ARCHIV - 31.07.2020, Baden-W
Laborantinnen und Laboranten sind gefordert: Momentan werten sie schweizweit rund 25'000 Corona-Tests pro Tag aus.Bild: DPA

Zweite Welle bringt Labore ans Limit: 7 Dinge, die du jetzt wissen musst

25'000 Corona-Tests werden in der Schweiz täglich durchgeführt. Für Laborangestellte bedeutet das Nachtschichten und Überstunden. Diese sieben Dinge musst du jetzt wissen.
28.10.2020, 14:0428.10.2020, 14:44
Vanessa Hann
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Wie viele Corona-Tests werten Schweizer Labore aktuell aus?

Zwischen dem 19. und 25. Oktober wurden in der Schweiz durchschnittlich 25'000 Tests ausgewertet. Das ist fast doppelt so viel wie zu Beginn des Monats September.

Noch vor einem Monat wollte Gesundheitsminister Alain Berset die Kapazität auf 50'000 Tests pro Tag hochschrauben. Heute klingt es schon anders: Vergangenen Montag sagte er, dass viel mehr als 25'000 Tests nicht drinlägen. Das berichtete das SRF.

Bundesrat Alain Berset besucht ein Labor bei Roche Diagnostics, waehrend einem Besuch im Kanton Zug zur Situation um die Coronavirus Pandemie, Covid-19, am Dienstag, 6. Oktober 2020. Neben einem Austa ...
Alain Berset besucht Anfang Oktober ein Labor bei Roche Diagnostics. Bild: KEYSTONE

Sind die Labore das Nadelöhr?

«Wir sind an der Grenze des Machbaren mit den Coronatests», sagt Markus Jutzi gegenüber watson. Er ist medizinischer Leiter der Mikrobiologie beim Zürcher Labor Analytica. Die genaue Anzahl Tests pro Tag will er nicht nennen. «Momentan kommen wir mit der Arbeit nach und können den Befund innert 24 Stunden nach Probeneingang mitteilen.»

In anderen Schweizer Laboren sieht es ähnlich aus. Nur dank Nacht- und Wochenendschichten hätten sie vergangene Woche die stark gestiegene Zahl an Tests bewältigen können, sagt César Metzger vom Labor Spiez gegenüber der NZZ.

Sind die Laborangestellten am Anschlag?

Viele Laborantinnen und Laboranten kämpfen mit der steigenden Arbeitslast, trauen sich aber nicht, öffentlich darüber zu sprechen. «Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie viel Arbeit hinter einem Corona-Test steht. Wir sind am Anschlag», sagt ein Laborant gegenüber watson.

Würden Schnelltests Labore entlasten?

Momentan liegt viel Hoffnung zur Bekämpfung der Corona-Welle auf den Schnelltests. Wie sehr sie die Laboratorien entlasten würden, sei relativ, sagt der Arzt Markus Jutzi vom Labor Analytica. Es komme darauf an, wie zuverlässig der Test sei und vor allem, was für Entscheide davon abgeleitet werden. «Wenn ein negatives Schnelltest-Resultat zu wenig zuverlässig ist und man dann noch einen PCR-Test durchführen muss, ist die Entlastung für das Labor eher klein.»

Ihm sei aktuell kein zuverlässiger Schnelltest bekannt. Momentan sei das Referenzzentrum Genf daran, solche Tests zu untersuchen. Resultate würden noch keine vorliegen.

Unterscheidet sich die jetzige Situation von der ersten Welle im März?

Im Vergleich zum März werden heute viel mehr Corona-Tests durchgeführt. Das zeigen die Zahlen des BAG. Der Grund: Im März hat die Gesundheitsbehörde eine andere Beprobungsstrategie umgesetzt, sagt Markus Jutzi. Es durfte sich grundsätzlich nur testen lassen, wer die Kriterien erfüllte. «Jetzt testet man einen viel grösseren Personenkreis, mit sehr viel weniger strengen medizinischen Vorgaben.»

Menschen stehen Schlange vor dem Covid-19 Testzentrum des Universit�tsspitals in Basel am vergangenen Freitag. (Archivbild)
Hat es im März noch nicht gegeben: Menschen stehen am vergangenen Freitag Schlange vor dem Covid-19 Testzentrum des Universitätsspitals in Basel.Bild: sda

Ausserdem habe man unterdessen handfestere Informationen. Bei den täglichen Analysen im Labor nütze das zwar wenig, sagt Jutzi. «Aber unsere Arbeit ist nicht fertig, sobald der Befund draussen ist. Häufig erhalten wir Anrufe von Patienten oder Ärzten, die Fragen haben. Und die können wir heute besser beantworten als früher.»

Nach dem Abstrich: Wie läuft die Laborarbeit ab?

Der PCR-Test ist die momentan am meisten angewandte Methode zum Nachweis von Sars-Cov-2. Kann er nicht direkt im Testzentrum oder beim Arzt gemacht werden, holt ein Kurierdienst eines externen Labors die Proben ab.

Im Labor werden die Daten erfasst und die Flüssigkeit für den Test vorbereitet. Ein Gerät vervielfältigt dann das genetische Material der Probe. Durch den Einsatz fluoreszierender Stoffe sieht der Laborant oder die Laborantin, ob die gesuchten Gensequenzen des Virus vorliegen oder nicht. Diese Information geht automatisch oder manuell ins Laborinformationssystem, das einen Befund generiert.

Wie viele Teile dieses Arbeitsprozesses manuell oder automatisch sind, ist von Labor zu Labor unterschiedlich.

Wie lange geht es, bis das Testergebnis da ist?

Bei der PCR-Analyse dauert es in der Regel 24 Stunden, bis der Patient oder die Patientin das Resultat erfährt.

Das Gerät, welches das genetische Material untersucht, braucht dafür etwa dreieinhalb bis fünf Stunden, wie der «Beobachter» schreibt.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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chrissy_dieb
28.10.2020 14:20registriert Januar 2020
"Sind die Laborangestellten am Anschlag?"

Kann man dafür nicht Personal sonstwo abziehen? Es gibt ja wohl noch einige Biochemiker/Chemiker*, die das auch können sollten z.B. bei den kantonalen Laboren, Universitäten usw.

*als Spezialistin einer anderen analytischen Technik (nicht PCR) rede ich mir auch immer ein, dass nur Leute von exakt meinem Fachbereich die Methode beherrschen. Aber sind wir ehrlich: in 2 Tagen habe ich jeden Biochemiker dazu geschult repetitiv die selbe Arbeit zu tun.
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Masus
28.10.2020 15:01registriert Juli 2020
Bei diesen Berichten und Bildern Frage ich mich, ob nicht die Testzentren selbst ein grosses Übertragungsrisiko haben. Hunderte von Leuten stellen sich jeden Tag in eine lange Reihe, viele davon unter Coronaverdacht. Und wenn man dann zum Abstrich kommt ist man schon lange in Kontakt gewesen. 🤷‍♂️
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