Nebel
DE | FR
Schweiz
Kommentar

Kommentar zur Ehe für alle: Wie die Homosexuellen der Kirche helfen

Kommentar

Warum die Frömmler den Schwulen und Lesben dankbar sein sollten

Die Ehe für alle ist bald auch in der Schweiz Realität. Trotz Widerstand aus religiös-konservativen Kreisen. Dabei müssten gerade diese den Schwulen und Lesben dankbar sein.
26.09.2021, 15:3927.09.2021, 16:47
Mehr «Schweiz»

Nach Jahrhunderten der Verfolgung, Denunziation und Diskriminierung sind Schwule und Lesben in rechtlichen Belangen den heterosexuellen Paaren endlich auch hierzulande gleichgestellt.

Das ist eine historische Leistung, die letztlich nicht nur ihnen, sondern paradoxerweise auch ihren erbittertsten Gegnern zu Gute kommt.

Das komfortable Abstimmungsergebnis könnte den Eindruck erwecken, als wäre die Ehe für alle eine Selbstverständlichkeit. Als wären rechtliche und religiöse Fragen endlich entflochten, Sex und Religion Privatsache. Aber das sind sie nicht.

Die Widerstände gegen die Ehe für alle waren gross. Der Weg dazu auch in der vorgeblich säkularen Schweiz ein langer und steiniger.

Besonders das Sträuben von konservativer Seite war hartnäckig. Noch 2016 versuchte die katholisch-konservative CVP mittels Heiratsstrafe-Initiative, die Ehe als «Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau» in die Verfassung zu drücken.

Zum Glück ist es nicht gelungen.

Religion und (Sexual-)Moral haben im Straf- und Zivilrecht eines säkularen Staates nichts zu suchen. Die Gesetze müssen bloss die Regeln eines sicheren und diskriminierungsfreien Zusammenlebens aller Individuen festschreiben und durchzusetzen.

Wer mit wem aus welchen Gründen auch immer zusammen schlafen, essen und leben will, geht ausser die Beteiligten niemanden etwas an. Genauso, wie es niemanden etwas angeht, wer in was für einem Gebäude mit was für Türmen welche Gottheiten anbetet.

Traditionellerweise fühlten sich nicht wenige kirchliche Würdenträgerinnen und Würdenträger bemüssigt, ihre Meinung und Haltung zu einer rein zivilrechtlichen Frage wie der Ehe für alle zum Besten zu geben.

Das hätten sie besser nicht getan.

Es sei denn, um die Gleichstellung von Schwulen und Lesben bedingungslos zu verteidigen. Denn die haben mit ihrem erfolgreichen Kampf für ihre Ehe auch die Religion ein Stückchen weiter aus der Politik gedrängt.

Und damit auch die Freiheit der Religion gestärkt, die oft genug genauso zum Vorwand für Verfolgung, Denunziation und Diskriminierung herhalten muss, wie die sexuelle Orientierung.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Länder haben die «Ehe für alle» bereits eingeführt
1 / 39
Diese Länder haben die «Ehe für alle» bereits eingeführt
Niederlande
Als erstes Land überhaupt, ermöglichen die Niederlande 2001 die «Ehe für alle».
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Die registrierte Partnerschaft ist ein Outing» – 70-Jähriger zur «Ehe für alle»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
92 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fisherman
26.09.2021 16:07registriert Januar 2019
Ich bin froh, dass die Ehe für alle gut angenommen wurde.
Und ich bin für komplette Trennung von Kirche und Staat. Das wäre überfällig.
Diese kirchliche Einmischung hat noch nie gut getan.
23617
Melden
Zum Kommentar
avatar
gmacht
26.09.2021 16:04registriert Mai 2021
Wer im 21.Jahrhundert noch irgendwelchen Religionen und ihren moralischen Blödsinn nachhängt, sollte es vielleicht mal mit Logik und Wissenschaft versuchen.
16151
Melden
Zum Kommentar
avatar
thomas1
26.09.2021 17:22registriert Februar 2014
Wenn man bedenkt mit was für Argumenten die Frömmler auf gleichgeschlechtliche Paare losgegangen sind, muss man sich fragen, wo die die Augen haben.
Sexueller Missbrauch von Kindern zum Beispiel. Wie kommt man darauf dies homosexuellen Paaren anzulasten. Vielleicht um abzulenken, dass gerade in streng gläubigen Familien oftmals Kinder sexuell missbraucht werden?

Vielleicht wäre es an der Zeit auch auf solche Fälle einen Scheinwerfer zu richten...
655
Melden
Zum Kommentar
92
FCZ-Rowdy steht wegen Fackelwurf auf GC-Fans vor Gericht
Ein 23-jähriger Schweizer muss sich am heutigen Dienstag wegen versuchter schwerer Körperverletzung vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Der FCZ-Fan soll beim Zürcher Fussballderby im Oktober 2021 eine brennende Seenotfackel in den GC-Fanblock geworfen haben.

Die Ausschreitungen im Stadion Letzigrund nach dem Spiel GC Zürich gegen den FC Zürich am 23. Oktober 2021 sorgten für Schlagzeilen. Sogar von der «Schande von Zürich 2.0» war in einem «Blick»-Artikel die Rede, in Anlehnung an die schweren Ausschreitungen beim Skandalderby im Oktober 2011, die als «Schande von Zürich» in die Fussballgeschichte eingingen.

Zur Story