Geraint Thomas heisst der erste Träger des Maillot Jaune der diesjährigen Tour de France. Der Waliser entschied überraschend den Prolog in Düsseldorf für sich, er schlug um fünf Sekunden den Thurgauer Stefan Küng. Mit Vasil Kirjenka (4.), Chris Froome (6.) und Michal Kwiatkowski (8.) fuhren drei weitere Fahrer des Sky-Teams in die Top Ten.
Aber der Erfolg wurde von der Konkurrenz sofort hinterfragt. Stein des Anstosses: das Zeitfahr-Dress. Bei genauem Hinschauen fallen kleine Noppen an den Oberarmen auf. Sofort wurden Vergleiche mit einem Golfball aufgestellt, der auch Kerben hat, damit er weiter fliegt. Grundsätzlich ist es im Radrennsport nicht erlaubt, sich durch zusätzliche Elemente an oder unter der Kleidung einen aerodynamischen Vorteil zu verschaffen.
Nicolas Portal, Sportdirektor des Team Sky, wehrte sich gegen Anschuldigungen, dass man mit diesem Anzug gegen das Reglement verstosse. «Wir halten es ein», sagte er zur BBC. Jurypräsident Philippe Marien befand, dass die Noppen ein Bestandteil des Trikots seien.
Ausserdem, so ergänzte Portal, würden auch andere Teams diese «Büggeli» verwenden. «Sie sind kein riesiger Vorteil, aber eines von vielen kleinen Details. Wieso sollten wir es nicht nutzen, wenn wir davon wissen und es legal ist?»
Ein Detail am Rande, das viel über den Stellenwert der Tour de France im Vergleich mit den anderen Rundfahrten aussagt: Sky hatte den Noppen-Anzug wie auch die Konkurrenz von Movistar (mit Tour-Favorit Nairo Quintana) schon beim Giro d'Italia vor einigen Wochen eingesetzt. Damals erkannte offenbar niemand einen Verstoss gegen das Reglement.
Geraint Thomas fährt nach dem gestrigen Etappensieg durch Marcel Kittel weiter im Gelben Trikot. Die 3. Etappe der Tour de France endet heute – erstmals in diesem Jahr – in Frankreich. In Longwy an der Grenze zu Belgien und Luxemburg wartet ein «Klassiker-Finale» mit einer 1,6 Kilometer kurzen, aber im Schnitt 5,8 Prozent steilen Schlussrampe auf die Fahrer.
Stefan Küng hofft, das Leadertrikot in der Wertung des besten Jungprofis verteidigen zu können. Er ist überzeugt, dass er mit den Besten mithalten kann, «wenn ich zu Beginn des Anstiegs gut positioniert bin». Der 23-jährige Thurgauer war gestern in einem Massensturz zu Boden gegangen, er kam mit einigen kleinen Schürfungen davon.