Kurz nach Mitternacht in der Nacht auf Montag trat FDP-Chef Christian Lindner vor die Medien. Seine Worte sandten Schockwellen durch Deutschland. Er verkündete, dass seine Partei nicht mehr länger an den Sondierungsgesprächen für eine neue Regierung aus CDU, CSU, Grünen und FDP bereitstehe. Die «Jamaika»-Koalition war gescheitert, bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte.
Praktisch zeitgleich mit Lindners Ankündigung startete die FDP damit, auf den sozialen Medien ein Spruchbild zu den Gründen des Verhandlungsabbruchs zu verbreiten: «Lieber nicht regieren als falsch.»
Den Geist des Sondierungspapiers können wir nicht verantworten. Wir wären gezwungen, unsere Grundsätze aufzugeben und alles das, wofür wir Jahre gearbeitet haben. Wir werden unsere Wähler nicht im Stich lassen, indem wir eine Politik mittragen, von der wir nicht überzeugt sind. pic.twitter.com/Jnw6ukJFRL
— FDP (@fdp) 19. November 2017
Das Motiv wurde unzählige Male geteilt: Auf Twitter, auf Facebook – zum Verhängnis wurde der FDP aber die Verbreitung über den Partei-Account bei Google+.
Lässt man sich dort die Bildinformationen anzeigen, so wird ersichtlich, dass das Bild bereits am Donnerstag 16.11. erstellt wurde – drei Tage vor dem Abbruch der Koalitionsgespräche.
LIebe @fdp, wieso hat eure Grafik das Datum von Donnerstag als Dateinamen? Ach ja, das war der eigentlich letzte Tag der Sondierungen, richtig... Der Abbruch der Gespräche war aber wirklich noch nicht länger geplant, ne, @c_lindner?#JamaikaAbbruch #Jamaika pic.twitter.com/U5CTHpiEZ3
— Ann-Katrin Müller (@akm0803) 20. November 2017
Damit wurde die Frage laut, weshalb sich Liberalen nochmals für drei Tage mit ihren Verhandlungspartner an den Tisch setzten, wenn der Entscheid zum Abbruch der Gespräche bereits am Donnerstag gefallen sei. Auch die Co-Vorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt – selber Verhandlungsteilnehmerin – zeigte sich irritiert.
Interessant, warum haben wir dann noch 3 weitere Tage gearbeitet? #ernstgemeint? #Sondierung #jamaika #lindner https://t.co/RFdvCvAvPJ
— K. Göring-Eckardt (@GoeringEckardt) 20. November 2017
In Erklärungsnot geraten, sah sich die FDP zu einer öffentlichen Erklärung veranlasst. Gemäss dem ursprünglich vorgesehenen Zeitplan hätten die Verhandlungen am Freitag enden sollen. Das Social-Media-Team der Partei habe deshalb bereits alle drei Szenarien vorgedacht. Auf Twitter veröffentlichte die Partei die entsprechenden Motive.
Freitag sollte die Sondierung enden. Wir haben alle Szenarien vorgedacht. Gerne hätten wir gesagt: Ein Anfang ist gemacht. Trendwenden sind aber nicht in Sicht. pic.twitter.com/MmnnwT54hk
— FDP (@fdp) 20. November 2017
Selbstverständlich hat die social media Abteilung der @fdp für alle denkbaren Szenarien verschiedene Plakatlinien vorbereitet, um auf jede Situation schnell reagieren zu können. @Liberale_News #Jamaika #BTW17 https://t.co/1le2yuSGoS
— Nicola Beer (@nicolabeerfdp) 20. November 2017
(cbe)