Anschlag von St. Petersburg soll Selbstmordattentat sein

Anschlag von St. Petersburg soll Selbstmordattentat sein

04.04.2017, 00:08

Die Explosion in der U-Bahn von St. Petersburg wurde einem Agenturbericht zufolge von einem Selbstmordattentäter ausgelöst. Die verdächtige Person sei 23 Jahre alt und komme aus Zentralasien, berichtete Interfax unter Berufung auf Sicherheitskreise.

«Es gibt eine Version, nach der die Bombe von einem Selbstmordattentäter getragen wurde», sagte eine Quelle innerhalb der Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax am Montagabend. Nach bisherigem Kenntnisstand soll der Mann radikal-islamistische Verbindungen haben.

Die staatliche Agentur Tass zitierte eine Quelle, nach der ein Mann und eine junge Frau aus Zentralasien in die Tat involviert sein könnten. Die Behörden hatten zunächst nach zwei Verdächtigen gesucht, die auf Bildern der Überwachungskameras im Metrobereich entdeckt wurden.

Bei dem Bombenanschlag auf die U-Bahn im Zentrum von St. Petersburg sind am Montagnachmittag mindestens elf Menschen getötet worden. Bis zu 50 Menschen wurden verletzt, zahlreiche davon schwer.

Bombe in Aktentasche

45 Verletzte würden noch in Spitälern behandelt, teilte das Anti-Terror-Komitee nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass am Abend mit. Ein Sprengsatz war in einer fahrenden U-Bahn nahe der Station Sennaja Ploschad unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Stadt explodiert.

Einer der mutmasslichen Täter soll die Bombe in einer Aktentasche unter einem Sitz in der U-Bahn platziert haben, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete.

Der andere soll eine Bombe an der Metro-Station Ploschad Wosstanija deponiert haben. Der zweite Sprengstoff wurde von Sicherheitskräften entdeckt und konnte rechtzeitig unschädlich gemacht werden.

Behördenquellen schätzten die Sprengkraft der Bombe auf 200 bis 300 Gramm TNT. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken.

Präsident Wladimir Putin selbst hielt sich in St. Petersburg zu einem Treffen mit dem weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko auf. Alle Metro-Stationen der Stadt wurden geschlossen.

In der fahrenden U-Bahn

Die Explosion ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit ausserhalb der Hauptverkehrszeit. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen.

Fernsehsender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein grosses Loch zu sehen.

Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: «Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.» In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht.

Betroffenheit weltweit

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres drückte den betroffenen Familien sein tiefes Mitgefühl aus. «Die Verantwortlichen dieser schrecklichen Tat müssen zur Rechenschaft gezogen werden», teilte sein Sprecher mit.

Betroffene Reaktionen und Beileidsbekundungen kamen unter anderen auch von US-Präsident Donald Trump, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel.

Und selbst der Fussball-Weltverband FIFA reagierte betroffen. Die Explosion sei «schockierend und traurig», hiess es in einer Stellungnahme des Verbandes am Montag. St. Petersburg ist als Spielort für die Fussball-WM 2018 und den Confederations Cup in diesem Sommer vorgesehen.

Mehrmals Ziel von Anschlägen

Russland war in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen militanter Tschetschenen. Führer der Rebellen, von denen einige als Islamisten für ein unabhängiges Kaukasus-Kalifat kämpfen, hatten wiederholt mit weiteren Attacken gedroht. 2010 waren 38 Menschen gestorben, als zwei weibliche Selbstmordattentäter ihre Sprengsätze in der Moskauer Metro zündeten.

Tschetschenen kämpfen auch an der Seite der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Dort hat Russland militärisch in den Konflikt militärisch - an der Seite von Präsident Baschar al-Assad. Die Behörden haben daher vor allem Rückkehrer von dort im Auge. (sda/reu/afp)

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