Delegationen von fast 200 Staaten beginnen Arbeit an Klimakonferenz

Delegationen von fast 200 Staaten beginnen Arbeit an Klimakonferenz

06.11.2017, 11:24

In Bonn hat am Montag die 23. UNO-Klimakonferenz ihre Arbeit aufgenommen. Bei den zweiwöchigen Beratungen verhandeln die Delegationen über die konkrete Umsetzung des Pariser Klimaabkommens.

Gastgeberland sind die Fidschi-Inseln. Da die Unterbringung und Finanzierung der Konferenz mit bis zu 25'000 Konferenzteilnehmern die Kapazitäten des Pazifikinselstaats übersteigen, findet das Treffen in Bonn statt, dem Sitz des UNO-Klimasekretariats.

Das Treffen soll den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben. Es geht vor allem um die Festlegung von verbindlichen Regeln zur Eingabe und Kontrolle der jeweiligen nationalen Klimaziele. So soll künftig etwa verhindert werden, dass einzelne Länder bei ihren Angaben über den Ausstoss von Treibhausgasen schummeln.

Geplant ist für Bonn, möglichst konkrete Textvorschläge zu erarbeiten. Diese sollen dann bei der nächsten Weltklimakonferenz in einem Jahr in Polen in Form eines Regelbuchs verabschiedet werden können.

Für die Konferenz am Rhein werden Klimapolitiker, Wissenschaftler und Aktivisten erwartet. Auch Staats- und Regierungschefs haben sich angekündigt, etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Anrechnung von Reduktionen im Ausland

Für die Schweiz wird in der zweiten Konferenzwoche auch Bundespräsidentin Doris Leuthard zur rund 15-köpfigen Schweizer Delegation stossen. Die Schweiz will sich in Bonn für solide, gemeinsam Regeln zur Messung, Kontrolle und Meldung der Klimaziele einsetzen.

Auch wichtig für die Schweiz sind internationale Mechanismen, mit welchen im Ausland erzielte CO2-Reduktionen angerechnet werden dürfen. Diese Mechanismen sind Gegenstand der Bonner Verhandlungen.

Der Bundesrat hatte vorgeschlagen, sich bis zu 20 Prozent der Senkung von Treibhausgasemissionen im Ausland anrechnen zu lassen. NGO fordern aber von der Schweiz, alle Emissionssenkungen im Inland zu erreichen. Die Schweiz ist nach erfolgter Ratifikation seit vergangenem Sonntag, einen Tag vor Beginn der Klimakonferenz, das 169. Mitglied des Pariser Klima-Abkommens.

Das vor zwei Jahren in Paris verabschiedete Übereinkommen sieht vor, die gefährliche Erderwärmung in einem weltweiten Kraftakt in den nächsten Jahrzehnten zu bremsen und so dramatische Folgen wie Dürren und einen Anstieg der Weltmeere zu mildern. Einzigartig ist der Pakt, weil sich fast alle Länder beteiligen wollen - bis auf die USA, die ihren Ausstieg bekannt gegeben haben, und Syrien.

Schlechte Bilanz

Co-Gastgeber Deutschland steht in Bonn unter Druck, mit dem guten Beispiel voranzugehen. Dies ist allerdings schwierig geworden, da Deutschland wahrscheinlich seine Klimaziele verfehlen wird. Auch lässt der bisherige Verlauf der Sondierungsgespräche für eine neue Koalitionsregierung nicht auf drastische Änderungen im Klimaschutz hoffen.

Die bald abtretende Umweltministerin Barbara Hendricks von der SPD zog kurz vor Konferenzbeginn eine verheerende Bilanz der deutschen Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung. In den letzten 20 Jahren sei von keiner Regierung genug getan worden, «um dahin zu kommen, wo wir hinkommen wollen», sagte Hendricks am Montag dem Portal t-online.de.

Hendricks rief Union, FDP und Grüne auf, sich bei den laufenden Sondierungen über ein Jamaika-Bündnis zu den geltenden deutschen Klimazielen zu bekennen. Dazu gehöre auch die Abschaltung weiterer Kohlekraftwerke. Deutschland exportiere viel Kohlestrom, und «das verhagelt uns die Klimabilanz». (sda/afp/dpa)

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