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Nun stehen wir ganz nackt da. Wir haben keine Ausreden mehr. Das ist gut so. Die unsäglich, rufschädigende Ausrede, unsere Liga, unser Hockey seien halt nicht gut genug und das Jammern über zu wenig gute Vorbereitung haben sich – Gott sei Dank – in Luft aufgelöst. Den Deutschen sei Dank. Wenigstens schadet die sportliche Pleite nicht auch noch unserer Liga.
Zu wenig Intensität in der Liga? Zu viele Spiele in der Liga? Einfach eine faule Ausrede. Die Deutschen rekrutieren ihre Mannschaft aus der Operetten-Liga DEL und die Spieler haben 49 Qualifikationspartien in den Beinen.
Wir brauchen mehr Vorbereitungszeit? Ach was, bloss Gejammer. Die Deutschen hatten noch weniger Nationalmannschafts-Termine. Im Dezember und im Januar spielte die Liga bis zum Abflug nach Südkorea durch. Keine Pause. Auch nicht in der Altjahrswoche.
Ungemach bei der Vorbereitung? Die Schweizer jammerten hier nach der Ankunft erst einmal über zu harte Betten. Nichts symbolisiert die Verweichlichung, die sich unter Patrick Fischer und seiner Entourage breitgemacht hat, besser, als dieses offizielle Jammern über die Betten. Kein Wunder schlugen wir zum Schluss hart auf dem Boden der Realität auf.
Die Deutschen warteten wegen einer technischen Panne sechs Stunden am Flughafen auf den Abflug. Klagen waren keine zu hören.
Unter dem freundlichen Titanen Marco Sturm, einer ehemaligen NHL-Grösse, einer Autoritäts- und Respektsperson, spielen die Deutschen gut geordnetes, taktisch schlaues und erstaunlich hochklassiges Hockey.
Das «Transition-Game» – also das schnelle Umschalten von Defensive auf Offensive – beherrschen sie meisterhaft. Fast so gut wie wir, als wir noch Nationaltrainer wie Ralph Krueger uns Sean Simpson hatten. Und sie können Powerplay. Mit weniger talentierten Spielern als die Schweizer. Wir können Powerplay nicht.
Zwischen dem naiven, wilden «Pausenplatzhockey» der Schweizer und dem klugen, auf die eigenen Fähigkeiten zugeschnittenen, einfachen «Lego-Hockey» der Deutschen liegen Welten.
Die Deutschen haben die richtige Mischung aus «Eishockey arbeiten» und «Eishockey spielen» gefunden. Sie haben weniger Talent, aber mehr taktischen Verstand als die Schweizer. Und ihr Durchsetzungsvermögen in den Zweikämpfen ist im Quadrat höher.
Die Deutschen führen uns hier vor, was wir mit unserem Potenzial hätten erreichen können, hätten erreichen sollen, hätten erreichen müssen. Wir können es noch anders sagen: Kein einziger Spieler der Deutschen ist individuell gut genug, um in unserer Liga eine dominierende Rolle in der Ausländerposition zu spielen. Das ist wahrlich Salz in unsere olympischen Hockey-Wunden.
Die Schweden sind von den Deutschen für ihre Arroganz bestraft worden. Wie 2002, als sie im olympischen Viertelfinale sensationell an den Weissrussen gescheitert waren (3:4). Wir haben soeben die grösste Sensation des olympischen Hockeys seit eben dieser Schweden-Pleite von 2002 erlebt. Und den grössten Triumph des teutonischen Hockeys seit der olympischen Bronze-Medaille von 1976 in Innsbruck.
Unsere Liga ist bei weitem gut genug. Dafür gibt es noch ein Beispiel. Kanadas Verteidigungsminister Maxim Noreau ist der beste Skorer seines Teams. Er hat Kanada mit einem Weitschuss gegen Finnland (1:0) ins Halbfinale befördert. In unserer Liga ist er beim SCB als 5. Ausländer oft überzählig.
Der Abstieg in die Mittelklasse hat hier in Südkorea begonnen. Nach der Halbfinalqualifikation haben uns die Deutschen in der Weltrangliste bereits überholt. Wir werden nach dem Turnier vom 7. auf den 8. Platz zurückfallen. Da sich die Norweger immerhin für die Viertelfinals qualifiziert haben, kommen sie uns in der Weltrangliste näher. Fallen wir aus den «Top 8», dann verlieren wir auch die automatische Qualifikation für die olympischen Spiele 2022 in Peking. Wir müssen uns dann das Ticket über ein Qualifikationsturnier sichern.
Deutschland im Halbfinale, Deutschland darf zweimal um eine Medaille spielen und unsere Spieler sind schon auf der Heimreise. Das Eishockey-Herz blutet.