Wenn du nicht mit Nunchakus umgehen kannst, dann verwende einfach einen Dildo als Kampfwaffe. Aber was, wenn du Hot-Dog-Finger hast?
«Everything Everywhere All At Once» – ein Film voller Wahnsinn – beantwortet Fragen, auf die du schon lange eine Antwort wolltest – und lässt dich wohl mit noch mehr Fragen zurück.
Es ist ein Film, der diverse Themenbereiche abhandelt und sich einer einfachen Beschreibung widersetzt. Ein Versuch ist es trotzdem wert:
Evelyn Wangs (Michelle Yeoh) Leben läuft nicht unbedingt so, wie sie es sich einst ausmalte. Die gebürtige Chinesin lebt nicht everywhere, sondern in den USA. Dort betreibt sie mit ihrem Ehemann nicht everything, sondern bloss einen kleinen Waschsalon, der kaum rentiert. Täglich muss sie sich Reklamationen ihrer unzufriedenen Kunden anhören. Doch diese sind nur das kleinste Übel ihres Lebens.
Gestresst fühlt sich Evelyn auch abseits der Arbeit. Ihr Mann will sich scheiden lassen. Ihr Vater will die USA besuchen und mit ihrer Familie seinen Geburtstag feiern. Mit dem Steueramt befindet sie sich auf Kriegsfuss, weil ihr bei der Steuererklärung ein Fehler unterlaufen ist.
Und dann ist da noch Evelyns lesbische Tochter, die ihre Freundin zum Geburtstagsfest ihres konservativen Vaters mitnehmen will. All at once: ein verzwickter Lebensabschnitt.
Als sie sich mit ihrer unbarmherzigen Steuerberaterin trifft, taucht sie in eine ganz andere Welt ab. Es ist der Beginn eines neuen Lebens – in wirren Paralleluniversen. In denen Menschen Hot-Dog-Finger haben und mit Dildos kämpfen.
Die Macher wollten, dass sich die Zuschauer fragen: «Was zum Teufel ist das?». Doch darauf sucht man vergeblich eine Antwort. «Wir versuchen alles zu bekämpfen, was eine Kategorisierung erzwingt,» schrieben die beiden Regisseur Daniel Kwan und Daniel Scheinert auf Twitter.
Und um nicht in die Sparte Drama, Action oder Mafia zu fallen, tauschten die Macher Dildos mit asiatischen Waffen, Finger mit Hot-Dogs und Bindi, den roten indischen Punkt auf der Stirn, mit klebenden Kulleraugen. Abgesehen dieser Absurditäten beleuchtet der Film diverse gesellschaftskritische Aspekte – vom Platz im Universum, über gespaltene Beziehungen bis hin zum Umgang mit der Informationsflut im Internet.
Im Zentrum steht das Verhältnis von drei komplett verschiedenen Generationen, die den Kreislauf von Generationenkonflikten auf eine nicht ganz so Alltags-übliche Weise (in Parallelwelten und so) aufzeigen.
Für die Macher sei es ein Traum gewesen, die grösseren Fragen zu beantworten und Widersprüche in Einklang zu bringen. «Wir wollten uns in alle Richtungen ausdehnen, um die Kluft zwischen den Generationen zu überbrücken, die oft in Generationentraumata zerfällt», gab Daniel Kwan bekannt.
Es ist nicht das erste Projekt der beiden Daniels. Gemeinsam haben sie schon die groteske Tragikomödie «Swiss Army Man» – mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle – produziert.
— Daniel Kwan (@dunkwun) April 8, 2022
Der Film ist erst in den amerikanischen Kinos kürzlich angelaufen. Er gilt aber bereits als Must-See des Jahres – gerade wegen seiner guten Bewertung. Auf der Rezensionen-Plattform Rotten Tomatoes hat der Film von Kritikern und Medien eine Bewertung von 97 Prozent erzielt. Die Zuschauerquote liegt bei 92 Prozent.
Dies entspricht einer Bewertung, die sonst nur die erfolgreichsten Filme geniessen, wie beispielsweise der südkoreanische Spielfilm «Parasite», der mit über 250 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet wurde. (Bewertung auf Rotten Tomatoes: 98 Prozent bei Kritikern und 90 Prozent bei den Zuschauern.)
In ein anderes Universum geworfen wird im Film die malaysische Schauspielerin Michelle Yeoh, welche die Hauptrolle der Evelyn Wang spielt. Yeoh hat bereits in den unterschiedlichsten Filmen wie «James Bond 007 – Der Morgen stirbt» und «Kung Fu Panda» mitgewirkt. Die gehässige Steuerprüferin wird von der US-amerikanischen Schauspielerin Jamie Lee Curtis verkörpert.
Die US-amerikanische Schauspielerin Stephanie Hsu (The Marvelous Mrs. Maisel) ergatterte sich die Rolle als Tochter. Jonathan Ke Quan spielt den Familienvater und der 93-jährige Schauspieler James Hong verkörpert den konservativen Grossvater.
In der Deutschschweiz feiert «Everything Everywhere All At Once» am 4. Juni 2022 seine Premiere. Der Film dauert knapp zweieinhalb Stunden. (cst)
Ich werde ins Kino gehen, auf jeden Fall. Danke für den Tipp.
Und Jamie Lee Curtis mal wieder in einem Film zu sehen, ist auch schön...