Terrorismus - Sport: Fussball-Länderspiel in Hannover nach Warnung vor Bombe abgesagt

Terrorismus - Sport: Fussball-Länderspiel in Hannover nach Warnung vor Bombe abgesagt

17.11.2015, 21:04

Das Fussball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden ist am Dienstagabend kurz vor dem Anpfiff in Hannover abgesagt worden. Es gab Warnungen vor islamistischen Attentätern mit einem Sprengsatz im Stadion.

«Es war beabsichtigt, einen Sprengsatz im Stadion zu zünden», sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe am Dienstagabend im Fernsehen. «Der entscheidende Hinweis hat uns zirka 15 Minuten nach Öffnung der Tore erreicht.»

Diese Warnung habe man sehr ernst genommen. «Wir haben uns sehr schnell entschlossen, nicht weitere Menschen einzulassen», sagte Kluwe. «Sowohl die Mannschaften befinden sich in Sicherheit als auch die Offiziellen.»

Es habe Hinweise auf einen Anschlag gegeben, der von Islamisten n geplant gewesen sei, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Dienstagabend aus Sicherheitskreisen.

Zum Zeitpunkt der Absage des Spiels gegen 19.15 Uhr waren kaum Zuschauer im Stadion. Sie wurden per Lautsprecher aufgefordert, den Stadionbereich zu verlassen.

«Meine Damen und Herren, meine lieben Fussballfreunde, es tut mir leid, aber das Spiel ist kurzfristig abgesagt worden. Bleiben Sie bitte ruhig! Es ist keine Gefahr im Anmarsch oder sonst irgendwas. Gehen sie einfach ganz normal nach Hause!» lautete die Lautsprecherdurchsage.

Ein Reuters-Fotograf berichtete, die Fussballfans hätten geordnet und ohne Panik das Stadion verlassen. Innerhalb kürzester Zeit sei der Platz vor der Arena so gut wie leer gewesen.

«Die Lage ist sehr ernst»

Die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» berichtete auf Twitter, das Sondereinsatzkommando SEK befinde sich im Stadion. Die Zeitung zitiert Oberbürgermeister Stefan Schostok mit den Worten : «Die Lage ist sehr ernst.» Nach «Spiegel Online»-Informationen wurde am Stadion ein Gefährder gesichtet. Daraufhin habe der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius die Notbremse gezogen.

Knapp eine Stunde zuvor war nach dem Fund eines verdächtigen Gegenstands vor dem Stadion zunächst Entwarnung gegeben worden. Um was es sich genau handelte, wollte eine Sprecherin der Polizei nicht sagen. Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien soll ein herrenloser Koffer die Aufregung verursacht haben. Der Bereich rund um das Stadion war kurzfristig abgesperrt worden.

Medienberichten zufolge wurde am Abend auch die TUI-Arena in Hannover aus Sicherheitsgründen geräumt. Dort sollten die «Söhne Mannheims» ein Konzert geben.

Die Polizei hatte nach den Anschlägen von Paris ihre Präsenz in Hannover stark erhöht, in der Stadt patrouillieren zahlreiche bewaffnete Einsatzkräften mit Maschinenpistolen.

Im U-Bahn-Verkehr in Hannover kam es am Dienstagabend zu Einschränkungen. Es fuhren zwar noch alle Linien, an einigen Haltestellen in der Innenstadt hielten die Bahnen aber nicht mehr. Dies sei auf Wunsch der Polizei angeordnet worden, sagte der Sprecher der Nahverkehrsbetriebe.

Viele hochrangige Gäste

Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel, Innenminister Thomas de Maizière, Justizminister Heiko Maas und zahlreiche andere hochrangige Gäste waren zu dem Spiel erwartet worden. Mehrere Limousinen fuhren nach der Absage mit Blaulicht aus dem Stadionbereich heraus.

Die deutsche Nationalmannschaft war auf dem Weg zur Arena, kehrte dann aber um. Weitere Angaben machte der Deutsche Fussball-Bund zunächst nicht. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw hatte am vergangenen Freitag die Ereignisse in Paris miterlebt. Am Rande des Länderspiels gegen Frankreich hatten Selbstmordattentäter Bomben vor dem Stade de France gezündet.

Nach einigem Zögern hatte sich die Löw-Mannschaft entschlossen, zur Partie gegen die Niederländer anzutreten. Das Spiel sollte ein Signal gegen Fanatismus und Extremismus setzen. (sda/dpa/reu)

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