International
Indien

Wahlen in Indien: Narendra Modi triumphiert mit grossem Vorsprung

epa07593470 Bharatiya Janta Party workers celebrate as the BJP party leads the election results in Mumbai, India, 23 May 2019. The Lok Sabha, the lower house of Parliament, elections, which began on 1 ...
Anhänger von Premierminister Modi feiern das Wahlresultat in Mumbai.Bild: EPA/EPA

Die grösste Demokratie der Welt hat gewählt – so ist es herausgekommen

23.05.2019, 18:18
Mehr «International»

Der indische Premierminister Narendra Modi hat seine Partei zur Siegerin der Parlamentswahlen erklärt. «Zusammen wachsen wir, zusammen gedeihen wir, zusammen bauen wir ein starkes und einbindendes Indien - Indien siegt erneut», schrieb Modi am Donnerstag auf Twitter, nachdem erste Auszählungsergebnisse auf einen Erdrutschsieg seiner hindu-nationalistischen BJP hindeuteten.

Für Modis Herausforderer von der oppositionellen Kongress-Partei, Rahul Gandhi, dürfte sich die Hoffnung auf ein Comeback der Gandhi-Dynastie damit zerschlagen haben.

Nach Auszählung von rund der Hälfte der 600 Millionen abgegebenen Stimmen kommt Modis Bharatiya Janata Party auf etwa 300 der 543 Parlamentssitze

BJP-Parteichef Amit Shah erklärte aut Twitter, das Ergebnis sei «Indiens Entscheidung gegen die Propaganda, Lügen, persönlichen Angriffe und unbegründete Politik der Opposition.»

Bestätigt sich das Ergebnis, würde die BJP ihr Wahlergebnis aus dem Jahr 2014 noch übertreffen. Im Unterhaus dürften die BJP und ihre Verbündeten dann mit knapp 50 Sitzen mehr über eine komfortable Mehrheit verfügen. Im Oberhaus hingegen wird ihnen weiterhin die Mehrheit fehlen.

epa07594580  Bhartya Janta Party (BJP) leader and Indian Prime Minister Narendra Modi  gestures a victory sign at the party headquarters in New Delhi, India, 23 May 2019. The Lok Sabha, the lower hous ...
Premierminister Narendra Modi: Seine Partei schnitt noch besser ab als 2014. Bild: EPA/EPA

Für die oppositionelle Kongress-Partei bedeutet das sich abzeichnende Ergebnis eine herbe Enttäuschung: Den vorläufigen Ergebnissen der Wahlkommission zufolge kommt die Partei nur auf 49 Sitze.

Gandhi verliert seinen Sitz

Parteichef Gandhi räumte ein, dass er seinen Sitz im lange von seiner Familie gehaltenen Wahlkreis an die BJP verloren hat. Er gratulierte der BJP-Kandidatin, der das Volk die Stimme gegeben habe. Nachwahlbefragungen, die bereits auf einen deutlichen Sieg von Modis Partei hingedeutet hatten, hatte Gandhi am Mittwoch als gefälscht bezeichnet.

epa07594744 Congress party president Rahul Gandhi speaks during a press conference in New Delhi, India, 23 May 2019. Rahul Gandhi, conceding defeat has congratulated Indian Prime Minister Narendra Mod ...
Muss eine deutliche Niederlage einstecken: Rahul Gandhi von der Kongress-Partei.Bild: EPA/EPA

Kongress-Anhänger Rajesh Tiwari sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag nach Bekanntgabe der vorläufigen Ergebnisse: «Wir sind traurig, aber wir werden wieder aufstehen.» Modi habe «wegen seiner Lügen und falschen Versprechen gewonnen». Das Land sei nun «in Gefahr».

Die Wahlen in der grössten Demokratie der Welt hatten sich über mehrere Wochen erstreckt. Am Sonntag war die Mammutwahl nach sechs Wochen zu Ende gegangen. An der Wahl beteiligten sich nach Angaben der Wahlbehörde rund 65 Prozent der 900 Millionen Stimmberechtigten. Experten schätzen die Kosten auf umgerechnet mehr als sieben Milliarden Franken.

epa07593461 Election officials use electronic voting machines to tally ballots for the Lok Sabha election at a counting center in Bhopal, India, 23 May 2019. The Lok Sabha, the lower house of Parliame ...
Wahlbüro in Bhopal: An der Wahl in Indien nahmen rund 600 Millionen Menschen teil.Bild: EPA/EPA

Wegen der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen und der gewaltigen Grösse des Landes mit seinen 1.3 Milliarden Einwohnern fand die Wahl in sieben Phasen statt. Gezählt werden sollten die über Wochen hinweg abgegebenen Stimmen innerhalb eines einzigen Tages.

Gratulation aus Pakistan

Der 68-jährige Modi ist nicht unumstritten. Kritiker werfen seiner Partei vor, die Gesellschaft zu spalten und die 170 Millionen Muslime im Land und andere religiöse Minderheiten zu diskriminieren.

So wurden während Modis Amtszeit etwa Städte mit historisch muslimischen Namen umbenannt. Zudem stieg die Zahl der Menschen, die wegen der Aufzucht von Rindern und des Verzehrs von Rindfleisch gelyncht wurden. Einige Schulbücher wurden umgeschrieben, um den Beitrag von Muslimen zur indischen Geschichte und Kultur zu minimieren.

Modi selbst gestaltete die Wahl als Referendum über seine Führung und stellte sich selbst als den einzigen Politiker dar, der Indien verteidigen könne - etwa im Kaschmir-Konflikt mit Erzfeind Pakistan.

Pakistans Regierungschef Imran Khan gratulierte Modi und dessen Partei am Donnerstag zum Wahlsieg. Er freue sich darauf, gemeinsam mit Modi für «Frieden, Fortschritt und Wohlstand in Südasien» zu arbeiten, twitterte Khan. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nelson Muntz
23.05.2019 20:25registriert Juli 2017
Auch stark christlich geprägte Städte wurden unötigerweise umbenannt. Christen und Parsis werden von der Regierung, Hindus UND Moslems schikaniert. Grundlos brennen Kirchen und es gibt immer wieder Todesopfer.
2410
Melden
Zum Kommentar
5
Brückeneinsturz mit Folgen – so wichtig ist der Hafen von Baltimore

Riesige Brückenteile versperren seit Dienstag die Zufahrt zum Hafen Baltimore an der Ostküste der USA. Die mehr als 2,5 Kilometer lange Francis Scott Key Bridge war in der Nacht eingestürzt, nachdem das rund 290 Meter lange Containerschiff «Dali» steuerlos einen Stützpfeiler der vierspurigen Brücke gerammt hatte. Zwei Tote wurden inzwischen aus dem Wasser geborgen, vier weitere Opfer wurden noch nicht gefunden.

Zur Story