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Zu langsame Offensive? Die Ukraine hat die perfekte Antwort für Kritiker

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Zu langsame Offensive? Die Ukraine hat die perfekte Antwort für Kritiker

Mitten im Informationskrieg, den Putins Russland gegen den Westen führt, liefert die Ukraine so etwas wie ein PR-Lehrstück ab. Allerdings wächst die Bedrohung durch grosse Social-Media-Plattformen.
01.09.2023, 16:2601.09.2023, 18:12
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Stell dir vor, deine Familie und dein Land sind durch faschistische Nachbarn von der Vernichtung bedroht.

Du wehrst dich trotz massiver Unterlegenheit erfolgreich. Und dann gehst du selbst in die Offensive, um die besetzten Gebiete zu befreien, in denen die Invasoren töten, vergewaltigen und plündern.

Trotzdem häufen sich aus sicherer Distanz im Ausland ketzerische Stimmen, die behaupten, die Rückeroberungen kämen viel zu langsam voran. Als Tüpfelchen auf dem i sind einige der lautesten Kritiker ausgerechnet aus den Staaten, die dir nur zögerlich die benötigten Waffen liefern. (Oder die sich hinter der «Neutralität» verstecken, wie die Schweiz).

Willkommen in der Ukraine.

Kein Wunder, liegen die Nerven blank. Das zeigte sich an den undiplomatischen Äusserungen, die der ukrainische Aussenminister am Donnerstag nach einem Treffen mit Vertretern der Europäischen Union (EU) machte.

«Ich würde allen Kritikern raten, den Mund zu halten, in die Ukraine zu kommen und zu versuchen, selbst einen Quadratzentimeter zu befreien.»
Dmytro Kulebaquelle: reuters.com

Angesichts der existenziellen Bedrohung durch Putins Russland und zaudernden Partnern wie dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz sind die Äusserungen nachvollziehbar. Doch in der Sache dürften sie nicht hilfreich sein.

Dass es anders besser geht, stellte das ukrainische Verteidigungsministerium in der Nacht auf Freitag unter Beweis. Über die Online-Plattform X (vormals Twitter) hatten die Verantwortlichen die perfekte Botschaft. Per Video.

«Jeder ist jetzt ein Experte dafür, wie wir kämpfen sollten. Eine sanfte Erinnerung daran, dass niemand diesen Krieg besser versteht als wir selbst.»
Video der ukrainischen Streitkräftequelle: twitter.com

Das kurze Video, auf dessen Pointe wir noch zurückkommen, erzielte allein in den ersten 12 Stunden nach Veröffentlichung bereits über 1,5 Millionen Views.

Und mit dieser PR-Aktion beweist die Ukraine einmal mehr, dass sie gegen Russland auch im Informationskrieg bestehen kann. Ihre wichtigsten Waffen: Herz und Humor.

Natürlich reagierte die NAFO umgehend – also das weltweite Internet-Kollektiv, das russische Troll-Armeen und Propagandisten mit ihren eigenen Waffen schlägt.

Munition und harte Fakten

Die Ukraine sollte überkritischen «Sofa-Kämpfern» keine Beachtung schenken, fanden denn auch viele Online-Kommentatorinnen und -Kommentatoren, und bewiesen, dass die Botschaft der Armeeführung angekommen ist.

Und damit kommen wir zur Pointe des viralen Armee-Videos: Es ist eine direkte Anspielung auf das berühmte 2022er-Zitat von Wolodymyr Selenskyj, wonach er keine Mitfahrgelegenheit (zur Flucht) brauche, sondern Munition.

Tatsächlich ist der Spruch aktueller denn je.

Kiew erbittet mehr Waffen
Angesichts erheblicher Verluste bei der Offensive gegen die russischen Invasoren hat die Ukraine Deutschland und die anderen EU-Staaten um weitere Waffen- und Munitionslieferungen gebeten. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba nannte am Donnerstag bei Gesprächen mit den Aussenministern der europäischen Partner Artilleriemunition, gepanzerte Fahrzeuge und Panzer. Um Russland die Produktion von Raketen und Drohnen zu erschweren, forderte er einen verstärkten Kampf gegen die Umgehung von Sanktionen. Deutschland drängte der Minister erneut zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezifferte den Bedarf seines Landes an westlichen Kampfflugzeugen auf 160 Maschinen. (sda)

Derweil läuft auch der russische Informationskrieg unvermindert weiter. Putins Propagandisten versuchen mit allen Mitteln und schmutzigen Tricks, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Ziel ist es, die Ukraine und ihre Unterstützer zu demoralisieren und die Militärhilfe zu sabotieren.

Die Desinformations-Kampagnen verlaufen dem Anschein nach vor allem dank grosser Social-Media-Plattformen wie Facebook, X (vormals Twitter) und TikTok relativ erfolgreich. Dies belegt eine aktuelle Fake-News-Meldung zu angeblich hohen ukrainischen Opferzahlen, die sich über dubiose Kanäle in Windeseile verbreitete. Betroffen war der ukrainische Mobilfunk-Provider Kyivstar, der daraufhin klarstellte:

«Die Information, dass Kyivstar dazu aufruft, SMS-Nachrichten an die Nummern der gefallenen Soldaten zu senden, ist erfunden und zielt offensichtlich darauf ab, den Angehörigen der Opfer absichtlich Leid zuzufügen und einen öffentlichen Aufschrei zu verursachen. Wir bitten Sie dringend, keine gefälschten Informationen zu verbreiten.»
quelle: twitter.com (übersetzt mit deepl)

Alarmierende Erkenntnisse

Eine kürzlich von der EU-Kommission veröffentlichte Studie bestätigt, dass die Betreiber der grossen Online-Plattformen Putin in die Hände spielen. Zwar existieren Regeln zur Löschung von problematischen Inhalten, doch diese werden nicht konsequent oder gar nicht durchgesetzt.

Insbesondere Facebook und Instagram, aber auch YouTube (Google) und Telegram steigern so die Fähigkeit des Kremls, einen Informationskrieg gegen uns zu führen.

Eine besonders schlechte Falle macht offenbar auch X (vormals Twitter), das unter Elon Musk die aktive Bekämpfung von Desinformation und Fake-News praktisch eingestellt hat.

«Im ersten Jahr des illegalen Krieges Russlands in der Ukraine ermöglichten Social-Media-Unternehmen dem Kreml eine gross angelegte Desinformationskampagne gegen die Europäische Union und ihre Verbündeten, die insgesamt mindestens 165 Millionen Menschen erreichte und mindestens 16 Milliarden Aufrufe generierte.

Vorläufige Analysen deuten darauf hin, dass die Reichweite und der Einfluss von Online-Konten, die vom Kreml unterstützt werden, in der ersten Hälfte des Jahres 2023 weiter zugenommen haben, was insbesondere auf die Abschaffung der Sicherheitsstandards von Twitter zurückzuführen ist.»

Die russischen Bemühungen beschränken sich gemäss Untersuchung nicht darauf, die Meinungsbildung über die russische Aggression in der Ukraine zu manipulieren.

Ziel ist es, Europa und Nordamerika politisch und sozial zu destabilisieren, indem ethnische Konflikte geschürt, Isolationismus gefördert und die Aufmerksamkeit von der Ukraine auf innenpolitische Angelegenheiten gelenkt wird.

Dieser Beitrag soll aber positiver enden als mit der Bedrohung, die russische Desinformation für unsere demokratischen Gesellschaften darstellt: Eine Social-Media-Nutzerin aus den Vereinigten Staaten drückte das aus, was viele Menschen im (vermeintlich) sicheren Westen angesichts des anhaltenden russischen Angriffskrieges umtreibt:

«Ich bin jeden Tag aufs Neue erstaunt über den Mut des ukrainischen Volkes. Ich weiss nicht, ob ich auch nur die Hälfte von dem ertragen könnte, was sie durchgemacht haben. Demokratie und Freiheit sind etwas, das viele von uns Nicht-Ukrainern manchmal für selbstverständlich halten.»
quelle: twitter.com

Und jetzt du!

Was hältst du von der relativ laut gewordenen Kritik aus dem Westen, die ukrainische Offensive sei zu langsam?

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Quellen

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90 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
01.09.2023 16:35registriert Oktober 2019
Es wird Zeit, dass wir die "sozialen" Medien umbenennen.
Die haben mit sozial etwa so viel am Hut, wie wir Schweizer mit der Neutralität.

Eigentlich müsste man nur ein "a" davor setzen...
19918
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Lausannois86
01.09.2023 16:49registriert November 2018
Ich habe bereits eine langjährige Freundschaft gekündigt weil dieser Sachen rausliess, wie "der Krieg ist auch die Schuld der NATO, ich hab mich informiert!". Die Ignoranz, Selbstgefälligkeit und inoffiziell durch ruZZland korrumpierte eigene Meinung so vieler im Westen kotzt mich nur noch an. Und ich frage mich, wie wir in der CH auch nur 1 Woche durchhalten würden, wenn selbst angegriffen
20223
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Bernhard Kuenzi
01.09.2023 16:42registriert Januar 2014
Die machen das schon richtig. Das beste Zeichen ist wohl die Nervosität vom Kriegsverbrecher im Kreml...
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