Schwere Kämpfe zwischen Dschihadisten in Syrien

Schwere Kämpfe zwischen Dschihadisten in Syrien

14.02.2017, 16:40

Kurz vor Beginn neuer Gespräche für eine Waffenruhe in Syrien gehen die Gefechte in dem Bürgerkriegsland weiter. Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Dschihadisten-Gruppen wurden in der Provinz Idlib am Dienstag fast 70 Kämpfer getötet.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, am Montagmorgen seien Gefechte zwischen der Dschihadisten-Gruppe Fatah al-Scham und der noch radikaleren Gruppierung Dschund al-Aksa im Süden der Provinz Idlib ausgebrochen. Demnach griff Dschund al-Aksa ihre Rivalen mit einer Autobombe an und tötete neun ihrer Kämpfer.

Bis Dienstagmorgen seien 69 Kämpfer bei Gefechten und Hinrichtungen getötet worden, meldete die oppositionsnahe Beobachtungsstelle, die ihre Informationen von einem Netz aus Aktivisten in Syrien bezieht. Für Medien sind ihre Angaben zumeist kaum zu überprüfen. Ihr Leiter sprach von «Schlachten zwischen Kriegsherren» und einem «Krieg um Einfluss».

Fatah al-Scham hiess früher Al-Nusra-Front und war der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Trotz ihres Namenswechsels wird sie ebenso wie Dschund al-Aksa weiter international als Terrororganisation geführt. Die beiden Gruppen hatten sich im Oktober verbündet, doch im Januar wieder überworfen. Seitdem liefern sie sich blutige Kämpfe.

Neue Gespräche in Astana und Genf

Im syrischen Bürgerkrieg sind hunderte Rebellengruppen aktiv. Ihr Wettstreit um Kämpfer, Waffen und Geld sowie die Kontrolle von Gebieten wird immer wieder mit Gewalt ausgetragen. Die Rivalitäten verhindern ein gemeinsames Auftreten der Opposition bei den anstehenden Gesprächen in Astana und Genf.

In der kasachischen Hauptstadt kommen am Mittwoch und Donnerstag Vertreter von Rebellen und Regierung mit dem UNO-Sondergesandten Staffan de Mistura zusammen, um über die seit Dezember geltende Waffenruhe zu sprechen. Diese war von Russland, der Türkei und dem Iran vermittelt worden, gilt aber nicht für Dschihadisten-Gruppen.

Für die kommenden Woche sind dann neue Friedensverhandlungen unter UNO-Vermittlung in Genf geplant. Deren formeller Beginn wurde um drei Tage auf den 23. Februar verschoben, wie die Sprecherin des UNO-Sondergesandten für Syrien, Staffan de Mistura, erklärte. Allerdings sollen die Delegationen wie geplant Anfang nächster Woche in der Schweiz eintreffen.

Kampf um Al-Bab

Die türkische Armee und verbündete Rebellen rückten am Dienstag weiter in die nordsyrische Stadt Al-Bab vor, die bisher von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehalten wurde. Laut dem türkischen Ministerpräsident Binali Yildirim ist Al-Bab «weitgehend unter Kontrolle». Die türkischen Truppen hatten die Stadt wochenlang belagert, ohne Fortschritte zu machen.

Seitdem die syrische Armee die Zugangsstrasse im Süden abgeschnitten hat, sind die Dschihadisten aber vollkommen eingeschlossen. Wie die Zeitung «Hürriyet» am Dienstag berichtete, vereinbarten die von der Türkei unterstützten Rebellen mit der syrischen Armee eine Pufferzone im Süden von Al-Bab, um Zusammenstösse zu vermeiden.

60'000 Menschen eingeschlossen

Unterdessen warnte die UNO vor einer humanitären Katastrophe in vier belagerten Städten. Der für Syrien zuständige Koordinator für humanitäre Angelegenheiten, Ali al-Sa'atari, erklärte, die Lage in Sabadani, Madaja, Fua und Kafraja sei verheerend. Dort seien «60'000 unschuldige Menschen» eingeschlossen, die dringend Hilfe benötigten.

Sabadani und Madaja liegen in der Provinz Damaskus und werden von Regierungstruppen und verbündeten Einheiten belagert, die beiden schiitischen Ortschaften Fua und Kafraja in Idlib sind von Aufständischen umzingelt. Die Menschen lebten dort in einem «Kreislauf von täglicher Gewalt und Entbehrung», sagte der UNO-Vertreter. (sda/afp/dpa)

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