Nigerias Regierung hat Berichte über die Entführung von mehr als 60 Frauen und Mädchen aus einem Dorf im Nordosten des Landes zurückgewiesen. Es gebe «keinerlei Beweise» für eine solche Tat, sagte Regierungssprecher Mike Omeri am Mittwoch vor Journalisten in Abuja.
Die Regierung wolle daher klarstellen, «dass es den vorliegenden Fakten zufolge keine Entführung von 60 Menschen im Bundesstaat Borno gegeben hat».
Die Frauen und Mädchen waren nach Angaben von Augenzeugen, eines örtlichen Behördenvertreters und eines Abgeordneten aus der Region in der vergangenen Woche bei Angriffen auf das Dorf Kummabza in Borno verschleppt worden. Ein Anführer einer dortigen Bürgerwehr bestätigte die Angaben am Mittwoch erneut.
Das Militär in der Hauptstadt Abuja wollte sich zunächst nicht zu dem Fall äussern, Bornos Gouverneur Kashim Shettima kündigte eine Untersuchung an.
Bewohner von Kummabza und umliegender Dörfer, die in der vergangenen Woche ebenfalls von mutmasslichen Kämpfern der Extremistengruppe Boko Haram angegriffen worden waren, beharrten am Mittwoch auf ihrer Darstellung und reagierten mit Unverständnis auf die Erklärung der Regierung. «Das ist hier passiert», sagte ein Mann, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. «Ich kann nicht verstehen, warum sie so etwas sagen.»
Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat. Allein in diesem Jahr wurden mehr als 2000 Menschen bei Angriffen der Islamisten getötet. Mitte April überfielen die Extremisten eine Schule in der Stadt Chibok in Borno und verschleppten 276 Schülerinnen. Mehr als 200 von ihnen werden noch immer an einem unbekannten Ort festgehalten. (sda/afp)