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Das Lauter Festival gibt es bald auch auf Vinyl. Und als Label. Denn: Ein «Lucky Punch» ist keine Hexerei

Das Lauter Festival gibt es bald auch auf Vinyl. Und als Label. Denn: Ein «Lucky Punch» ist keine Hexerei

30.04.2015, 10:0630.04.2015, 10:15
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Am 8. und 9. Mai steigt in Zürich das Lauter Festival: Zum siebten Mal kannst du ein Wochenende lang bei freiem Eintritt im Stall 6 und im El Lokal deine Glieder ausschütteln, deine Kehle befeuchten und womöglich eine gepflegte Konversation mit Gleichgesinnten führen. 

Die Organisatoren Pablo Villars und Laurent Aeberli wollten anfangs bloss «junge, talentierte Bands aus dem Keller holen», doch dann wuchs die Gratis-Veranstaltung «organisch», wie es Aeberli ausdrückt. Stolz ist der 23-Jährige darauf, dass die letzten drei Headliner im Folgejahr allesamt für «grosse Festivals mit grossem Budget» gebucht wurden – eine Bestätigung für das musikalische Gespür der Organisatoren. 

Doch die wollen gar nicht so sehr über das Lauter Festival, sondern viel lieber über «Lauter Musik» reden: Die Schweizer haben ein eigenes Label gegründet.

Pablo Villars (links) und Laurent Aeberli bei watson.
Pablo Villars (links) und Laurent Aeberli bei watson.bild: watson

Zum Anfang eine doofe Frage: Was macht eigentlich ein Label?
Pablo: Früher hat eine Band bei seinem Label einfach die Musik abgegeben – wenn nicht das Label wie in Nashville gar sein eigenes Studio hatte. Aufnehmen, vertreiben, verwerten. Nachdem die Digitalisierung inklusive Online-Piraterie Einzug gehalten haben, kann man mit Musikaufnahmen aber nicht mehr viel Geld machen.

Und wieso gründet Ihr dann ein Label?
Pablo: Ein Label – so wie wir es verstehen – erfüllt den «360-Grad-Gedanken»: Es unterstützt den Musiker in allen Phasen. Nach den Aufnahmen gehören das Booking dazu, Vertrieb wie etwa Downloads, der Social-Media-Auftritt, Merchandise oder Lizensierungen.

Könnt Ihr schon mit Namen von Bands aufwarten, die Ihr unter eure Fittiche nehmt?
Pablo: Sollen wir schon names droppen?
Laurent: Äh, hm, ja ...
Pablo: Also, wir rechnen damit ...
Laurent: (prust)
Pablo: ... The Pixel, Red House, The Flying Moustache, Steiner & Madlaina, Max and the McForelles, Laurent & Max und eventuell zwei, drei andere.

Lauter Freunde.
Lauter Freunde.bild: mathias zuppiger
The Pixel – 16 Jahre jung, aber schon mit jeder Menge Erfahrung als Band.
The Pixel – 16 Jahre jung, aber schon mit jeder Menge Erfahrung als Band.bild: zvg

Warum der ganze Aufwand?
Pablo: Die Leute, die das Lauter Festival organisieren, sind alle Musiker. Es ist eigentlich mehr ein Freundeskreis, wir hatten alle denselben Bandcoach. Durch diese Tätigkeiten hatten wir Einblick in dieses Geschäft: Es ist keine Hexerei, was da vor sich geht, und es ist auch Glück im Spiel. Wir wollen die Synergien nutzen, die wir durch das Festival haben, und jetzt unseren ‹Lucky Punch› landen.

Was bedeutet Glück in diesem Business?
Pablo: Es ist vielleicht nicht ganz das treffende Wort, aber es geht um die Wechselwirkungen. Wie wird die Musik vom Publikum wahrgenommen? Auf was fahren die Leute gerade ab? Fliegt ein Song, oder nicht?

The Flying Moustache am Lauter Festival.
The Flying Moustache am Lauter Festival.bild: tatjana rüegsegger
Das Line-up des Lauter Festivals.
Das Line-up des Lauter Festivals.grafik: fanny eisl

Hat euch denn selbst im Umgang mit Labels etwas gefehlt?
Pablo: Es gibt zwei Sorten von Labels. Die einen machen das Ganze fürs grosse Geld. Das kommt für uns nicht infrage, das Musikgenre, das sich derer Meinung nach verkaufen lässt, passt uns auch nicht. Die anderen Labels, die ihre Arbeit aus Liebe zur Musik und mit Leidenschaft machen, erledigen den Job zum Teil ganz gut – aber das können wir doch auch selber tun!

Und wie erging es euren Freunden? 
Pablo: Einige Freunde von uns spielen in einer Band, die zuletzt auch gewissen Erfolg hatte. Auch sie sind bei einem Label und haben gesagt: Das braucht man eigentlich nicht, da muss man so viel von der Wertschöpfung abgeben, am Ende des Tages machst du besser alles selbst. Das war nochmals ein Motivationsschub!

Reicht denn das aus, um in dem Geschäft bestehen zu können?
Pablo: Ich habe meine Bachelor-Arbeit über die Musikindustrie geschrieben, konnte mir in diesem Rahmen anschauen, wie das alles funktioniert. Jetzt habe ich grosse Lust gehabt, es selbst auszuprobieren. 

Ihr wollt dabei als Label aber günstiger sein als die Etablierten?
Pablo: Für das Festival haben wir bisher immer gratis gearbeitet. Mit dem Label wollen wir uns auch mal etwas ausbezahlen, aber zu Beginn werden das wohl nur Hungerlöhne sein. Da verdienen wohl selbst Journalisten mehr.
Laurent: Weil wir einen eigenen Proberaum mit integriertem Studio haben, können wir aber halt auch günstiger anbieten. Einen normalen Studiotag für 1000 Stutz kann sich ja auch niemand leisten.

Summit treten beim diesjährigen Festival auf.
Summit treten beim diesjährigen Festival auf.bild: tatjana Rüegsegger
Das «Bungi», der Lauter Proberaum
Das «Bungi», der Lauter Proberaumbild: mathias zuppiger

Wie finanziert Ihr den Start?
Laurent: Es läuft eine We Make It-Kampagne  da sammeln wir «Lauter Cash». Damit wird die erste Platte  auf unserem Label finanziert.
Pablo: Es ist eine Compilation mit zehn Songs von zehn Bands, sie erscheint auf Vinyl oder als Download. Wir taufen die Platte am 8. Mai beim Lauter Festival, wo sich alle zehn Bands die Ehre geben.

Transparenz
Laurent Aeberli, der neben anderen das Lauter Festival organisiert, arbeitet als Social-Media-Redaktor bei dieser Website. watson ist Medienpartner der Veranstaltung.
Der Trailer der Crowdfunding-Kampagne.video: youtube/lauter

(phi)

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