Über 70'000 Einwohner zählt der grösste Stadtzürcher Kreis 11. In Zukunft müssen die Einwohner von Oerlikon, Seebach und Affoltern mit deutlich mehr Fluglärm rechnen. In Zukunft sollen mehr Flugzeuge beim Start über den Stadtteil fliegen. Die Stadt Zürich fühlt sich überrumpelt – und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).
Grund für den Ärger ist die Anpassung des SIL-Objektblattes («Sachplan Infrastruktur Luftfahrt») für den Flughafen Zürich. Die Arbeiten dazu laufen seit mehreren Jahren. Das Objektblatt ist Bundessache und bildet die Basis für das künftige Betriebsreglement am grössten Flughafen des Landes. Gestritten wird um das Konzept «N 1.13». Es wird bei Nebel oder Bise tagsüber angewandt. In der ersten Fassung aus dem Jahr 2013 bestand das Konzept aus Starts auf der Piste 28 mit anschliessender Linkskurve über dem Glattal.
Doch im Herbst 2016 änderte das Bazl seine Meinung abrupt. In gut einem Drittel der Starts besteht das Konzept nun aus Starts auf der Piste 16 mit anschliessender Rechtskurve über der Stadt Zürich. Der Grund dafür ist der Flugplatz Emmen der Luftwaffe. Wegen seines Kontrollraums sind weiter südlich verlaufende Routen unmöglich, schreibt das Bazl.
Die zuständige Stadträtin Claudia Nielsen (SP) sagt der «Schweiz am Sonntag»: «Diese Rechtskurve steht dem Grundsatz, dass so wenige Menschen wie möglich und diese mit so wenig Lärm wie möglich belastet werden sollen, diametral entgegen.» Bereits letzte Woche zeigte sich der Stadtrat in seiner Vernehmlassungsantwort «sehr irritiert» über die überraschende Konzeptänderung: Die Interessensabwägung zwischen den Interessen der Luftwaffe und jenen der Anwohner sei unter Ausschluss der Betroffenen vorgenommen worden. In den Präsentationen des Bazl sei dieser Punkt nicht transparent erwähnt worden.
Bazl-Sprecherin Nicole Räz räumt ein, dass man die «Lage dieser über die Stadt führenden Route in der Öffentlichkeit nicht begründet hat». Das habe man bei anderen Routen auch nicht getan. Bei jeder Route spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, in diesem Fall der Betrieb von Emmen, der aus Sicherheitsgründen zwingend berücksichtigt werden müsse. Die Stadt sieht das anders. «Es leuchtet nicht ein, wieso sich keine andere Lösung finden liess, als im Tiefflug über dichtest besiedeltes Gebiet mit überdurchschnittlich vielen Arbeitsplätzen zu fliegen», sagt Claudia Nielsen. Die Luftwaffe verzichtete auf eine Stellungnahme. (aargauerzeitung.ch)