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Geisterspiele im Eishockey: eine Notlösung, die funktionieren kann

Geisterspiel beim Swiss Ice Hockey Cup 1/8 Final zwischen dem SC Langenthal und den EV Zug am Sonntag 25. Oktober 2020 in der Eishalle Schoren in Langenthal. (KEYSTONE /Marcel Bieri)
Eishockey ohne Zuschauer? Ein Bild, an das wir uns wohl wieder gewöhnen müssen.Bild: keystone
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Geisterspiele im Eishockey: eine Notlösung, die funktionieren kann

Bis auf Weiteres nur noch Geisterspiele. Kann das Eishockey so überleben? Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Für einmal dürfen Emotionen keine Rolle spielen.
28.10.2020, 19:13
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Bis am Sonntag wird die Meisterschaft mit Geisterspielen fortgesetzt. Dann entscheiden die Klubs während der einwöchigen Nationalmannschaftspause (ohne Länderspiele) wie es weitergeht. Inzwischen gibt es nur noch eine Frage: mit Geisterspielen weitermachen oder eine Pause einlegen?

So seelenlos Geisterspiele auch sein mögen – sie sind eine Notlösung, die funktionieren kann. Wird die Meisterschaft ohne Zuschauer fortgesetzt bleibt die Visibilität der Sponsoren in den TV-Übertragungen und mit der Medienpräsenz erhalten. Die TV-Gelder von 35 Millionen, die bei Saisonbeginn mit einem kleinen Rabatt wegen der ausgefallenen Playoffs schon zur Hälfte bezahlt worden sind, bleiben auch erhalten. Oder auf einen einfachen Nenner gebracht: Die Klubs können mit Geisterspielen noch rund 20 Prozent der Einnahmen retten.

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Zumindest die Kamera könnte bei den Hockeyspielen dabei sein.archivBild: KEYSTONE

In Kombination mit Lohnverzicht, Bundesgeld und Wiedergewährung der am 1. September ausgelaufenen Kurzarbeitsentschädigung für Zeitverträge können die Klubs überleben. Im Detail: 75 Millionen an Krediten aus der Staatskasse sind für das Jahr 2020 fürs Hockey bewilligt und noch einmal der gleiche Betrag fürs Jahr 2021. Nun laufen die politischen Bestrebungen, dass diese Kredite in Subventionen umgewandelt werden. Weil die Klubs nur so überleben können. So oder so werden diese Kredite nie zurückbezahlt.

Die Kurzarbeitslosenregelung für Zeitverträge (die Spieler und Trainer haben zeitlich befristete Verträge) entlasten die Lohnkosten erheblich. Die Forderung: bei Geisterspielen kann das Personal auf Kurzarbeit gesetzt werden. Was im Sinne des Gesetzes ist: die Kurzarbeitsregelung soll es Unternehmen ermöglichen, ohne Entlassungen durch eine Krise zu kommen, die nach menschlichem Ermessen vorübergehen wird.

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Mit Geisterspielen weitermachen oder pausieren?Bild: keystone

Das Bedenken gegen Geisterspiele: wenn sich die Situation normalisieren sollte und per Januar oder Februar wieder vor Publikum gespielt werden kann: sind die Fans dann verärgert, weil so viele Partien als Geisterspiele ausgetragen worden sind? Hätte man die Meisterschaft nicht unterbrechen können? Dann könnten nun mehr Spiele vor Publikum ausgetragen werden. Diese Gefahr dürfte gering sein. Die Solidarität mit den Klubs und das Verständnis für die schwierige Lage sind bei den Saisonkarten-Besitzerinnen und -Besitzern im Eishockey gross.

Es gibt natürlich einen starken emotionalen Faktor: Geisterspiele haben keine Seele. Das ist richtig. Aber nun geht es um das Überleben des Eishockeys, so wie wir es kennen. In Zeiten der Krise müssen die Spieler auf die Emotionen verzichten. Immerhin dürfen sie trainieren und spielen. Es ist ein bisschen wie eine Reduktion auf Wasser und Brot. So macht essen zwar weniger Spass. Aber es nährt und man kommt über die Runden.

Ein Unterbruch oder ein Abbruch der Meisterschaft verbessert die finanzielle Situation der Klubs nicht. Die zweite Hälfte der TV-Gelder wird im Falle eines Abbruches nicht mehr fliessen und mit Rückforderungen der Sponsoren ist zu rechnen. Ein Unterbruch ist auch deshalb riskant, weil die Einschränkung auf Geisterspiele für unbestimmte Zeit gilt. Es gibt keine Planungssicherheit. Wenn klar wäre, dass ab Januar wieder mit Publikum gespielt werden kann, dann würde ein Unterbruch Sinn machen. Aber niemand weiss, wann die Türen der Stadien wieder geöffnet werden dürfen.

Ein Unterbruch oder Abbruch der Meisterschaft ist formell eine Modus-Änderung während der laufenden Saison und erfordert die Zustimmung von drei Vierteln der Klubs.

Es gibt auch eine Radikallösung: die Meisterschaft abbrechen, die als Aktiengesellschaften konzipierten Klubs alle Konkurs gehen lassen und wenn die Krise vorbei ist, alle Klubs wieder gründen und ganz von vorne anfangen. Das ist juristisch machbar. Aber es wäre ein so radikaler Schritt mit so viel Imageverlust und wirtschaftlichen und sozialen Nebenwirkungen, dass es Jahre dauern könnte, bis das Eishockey wieder so wäre, wie wir es heute kennen.

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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maylander
28.10.2020 20:07registriert September 2018
Spiele mit 1000 Zuschauer bis Februar sind doch völlig unrealistisch.

Das Eishockey hat sich über Jahrzehnte als zweite Mannschaftssportart neben dem Fussball etabliert. Mit einem so langen Unterbruch gefährdet man dies. Und wer sagt denn , dass im September 2021 wieder Spiele ohne Einschränkungen möglich sind.

Dazu bietet der Sport auch wenn er nur am TV kommt Zerstreuung für viele. Wer immer von Kultur und sozialer Verantwortung spricht ist jetzt in der Pflicht.
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Patrick59
28.10.2020 20:56registriert Januar 2015
Und wieder ein Club in Quarantäne, und wieder Verschiebungen. Die Tabelle Null Aussagekraft. Die einzige Lösung aus meiner Sicht ist die Übertragung der einzelnen Spiele per pay System, wie es einzelne User hier schon vorgeschlagen haben. Und ganz ehrlich, ginge es nicht um Jobs und viel Geld, müsste man die Saison einfach absagen. Wie wenn es bis Januar oder Februar besser würde, das ist nicht realistisch.
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Dä vo dert
28.10.2020 20:10registriert Oktober 2020
Für den eingefleischten Eishockey-Fan wäre das letztere Szenario mit dem Konkurs aller Clubs wohl ein Zusammenbruch seiner Welt. Für die restliche Welt, die mit anderem beschäftigt ist, wäre das wohl eher eine Randnotiz. Auch diese Blume würde wieder zu blühen beginnen, wenn die Sonne zurück kommt.
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