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Um zu erklären, warum Lugano in diesem grossen Finaldrama der Untergang droht (der aber nach wie vor abgewendet werden kann!), ist es durchaus hilfreich, dies an einem Beispiel aus Nordamerika zu tun. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass den Nordamerikanern der Begriff «Krieg», der eigentlich im Sport nichts zu suchen hat, im Eishockey sehr leicht über die Lippen kommt.
Die Geschichte ist verbürgt und hilft uns Luganos Problem zu verstehen. Jim Peplinski, der Haudegen der Calgary Flames, hat sie einmal erzählt. Vor einer Playoffpartie zwischen den Calgary Flames und den Edmonton Oilers in den 1980er Jahren hielt Calgarys Coach Bob Johnson eine flammende Kabinenrede, die ungefähr so ging: «Es wird heute da draussen wieder Krieg sein. Schaut euch um, damit ihr wisst, mit wem ihr ins Gefecht zieht.»
Der härteste und böseste Mann im Team war Tim Hunter. Der mit Abstand talentierteste, aber weichste Kent Nilsson. Der Vater von ZSC-Schillerfalter Robert Nilsson sollte später u. a. auch drei Jahre für Kloten zaubern (1989 bis 1992).
Jim Peplinski erzählt, er habe sich also nach rechts umgesehen, Tim Hunter erblickt und sei erleichtert gewesen. Dann habe er nach links geschaut und Kent Nilsson gesehen und geseufzt: «Na gut, immerhin einer von zwei…»
Ungefähr so muss sich Tony Martensson fühlen, wenn er vor dem Gang durchs Fegefeuer gegen den SC Bern in der Kabine zwischen seinen Landsleuten Fredrik Pettersson und Linus Klasen sitzen sollte. Wenn er auf der einen Seite den für skandinavische Verhältnisse bissigen Pettersson sieht, wird er beruhigt sein. Aber wenn er auf der anderen Seite Linus Klasen erblickt, könnte er an dessen «Kampftauglichkeit» ebenso zweifeln wie einst Jim Peplinksi an jener von Kent Nilsson.
Luganos wichtigste Sturmlinie können wir also mit etwas Boshaftigkeit nach einer US-TV-Serie benennen: «Two and a Half Men» («Zweieinhalb Männer»). Die «halbe Portion» ist Linus Klasen. Luganos Antwort auf Kent Nilsson.
Lugano siegte im ersten Spiel gegen einen freundlichen, verspielten SC Bern 5:4. Linus Klasen zelebrierte zwei Tore und einen Assist. In der zweiten und dritten Partie gegen einen nun grimmigen, rauen, bösen SCB ist er ohne Skorerpunkt geblieben und mit viel Boshaftigkeit dürfen wir ihn als Weichei bezeichnen. Tony Martensson und Fredrik Pettersson kamen beim 2:3 n. V. am Donnerstag wenigstens zu je einem Punkt.
Mit zweieinhalb Männern aus Schweden kann Lugano diesen SCB nicht besiegen. Und noch etwas zeigt uns, dass in diesem grossen Finaldrama vieles anders ist als in der Vergangenheit. Noch immer gilt vielerorts das Vorurteil: «Mit Finnen kann man nicht gewinnen.» Und es wird das Hohelied der Schweden gesungen.
2006 führten drei Finnen Lugano zum bisher letzten Titel. Petteri Nummelin, Ville Peltonen und Jukka Hentunen. Das Trio liess sich in 17 Playoffpartien sage und schreibe 72 Skorerpunkte gutschreiben. Da ist die Bilanz der drei aktuellen Lugano-Schweden mit 39 Punkten aus zwölf Partien nicht ganz so brillant.
2006 ist Lugano mit drei ganzen finnischen Mannsbildern Meister geworden. Jetzt versucht es Lugano sozusagen mit zweieinhalb schwedischen Männern.