Neun Niederlagen in den letzten zehn Spielen. Absturz unter den Strich. Der HC Lugano befindet sich in einer tiefen Krise, nachdem er sich nach schwachem Saisonstart eigentlich gefangen zu haben schien.
Probleme ziehen sich durch die ganze Mannschaft. Man hat mit den Abgängen von Elvis Merzlikins, Grégory Hofmann, Luca Cunti, Maxim Lapierre und Routinier Sébastien Reuille viel Substanz verloren und diesen Verlust wohl unterschätzt. Das hat zur Folge, dass die Tessiner nun die drittschlechteste Offensive (2,44 Tore pro Spiel) und die viertschlechteste Defensive (2,92 Gegentore pro Spiel) haben.
Das defensive System des neuen Trainers Sami Kapanen scheint nicht richtig zu greifen. Zwar lässt keine andere Mannschaft in der Liga weniger Schüsse auf das eigene Tor zu. Aber dennoch fallen die Pucks regelmässig rein. Das liegt auch daran, dass die beiden Torhüter Sandro Zurkirchen und Stefan Müller schwache Leistungen zeigen. Beide erhalten mehr Tore, als es ein durchschnittlicher National-League-Goalie bei derselben Anzahl Schüsse tun würde.
Es gibt aber Hoffnung auf Besserung im Sottoceneri. Mit 97,64 hat Lugano den tiefsten PDO-Wert der Liga. Das heisst, das Team ist momentan auch etwas vom Pech verfolgt. Laut der Expected-Goals-Statistik von nlicedata.com sollte der HCL bei ausgeglichenem Spielerbestand (5 vs. 5, 4 vs. 4 oder 3 vs. 3) nur 1,91 Gegentore pro Spiel erhalten, also deutlich weniger als die tatsächliche Anzahl. Falls das tatsächlich irgendwann eintrifft, werden die Tessiner wieder mehr Siege einfahren.
In einer ganz anderen Lage als Lugano befindet sich der HC Davos. Trotz der 0:5-Klatsche im Spitzenkampf gegen die ZSC Lions befinden sich die Bündner weiterhin in Bestform. Acht Siege resultierten aus den letzten zehn Spielen. Mit zwei Punkten pro Spiel verfügt man über den besten Schnitt der Liga. Dass der HCD trotzdem «nur» auf Platz vier steht, liegt daran, dass er noch einige Partien weniger absolviert hat als der Rest der Liga.
Man muss sich aber die Frage stellen, ob es in der zweiten Saisonhälfte auch so weitergehen wird. Der PDO-Wert ist mit 104,11 sehr hoch. Davos hatte in der ersten Saisonhälfte also vermehrt auch Glück. Ein hoher PDO bedeutet auch, dass sowohl Schusseffizienz als auch Fangquote der Torhüter derzeit wohl etwas zu hoch sind.
Es ist nicht zu erwarten, dass die Bündner die ganze Saison durch mit einer Schusseffizienz von über 10 Prozent (bei Even-Strength) spielen. Anlass zur Sorge dürfte Trainer Christian Wohlwend auch das Unterzahlspiel seiner Mannschaft geben. Davos übersteht nur 69 Prozent aller Penalty-Killing-Situationen schadlos – mit Abstand der schlechteste Wert der Liga.
Als Ende Oktober die Meldung die Runde machte, dass Sean Simpson bei Fribourg auf Mark French folgen könnte, löste das einiges Stirnrunzeln aus. Als bestätigt wurde, dass Simpson tatsächlich zu Gottéron stösst, allerdings nicht als Chefcoach sondern als Berater von Sportchef und Neo-Trainer Christian Dubé, wurde aus diesem Stirnrunzeln ein vehementes Kopfschütteln. Doch der bisherige Erfolg gibt der Vereinsspitze Recht.
Holten die Drachen unter French noch erbärmliche 0,33 Punkte pro Spiel, sind es unter Dubé/Simpson mittlerweile 1,76 Zähler. Das Duo hat die Verteidigung stabilisiert und die Special Teams verbessert. Zwar kontrolliert Fribourg mittlerweile die Spiele etwas weniger, aber das liegt auch daran, dass es schlicht öfter in Führung liegt und darum das Spiel nicht machen muss.
Vor einem Jahr lagen Davos und die Lakers abgeschlagen auf den letzten zwei Tabellenplätzen. Die Bündner hatten bereits 17 Punkte Rückstand auf den Strich, bei Rapperswil waren es gar deren 21.
Dieses Jahr präsentiert sich die Lage im Tabellenkeller etwas anders. Schlusslicht Ambri liegt nur fünf Punkte unter dem Strich. Auch die Lakers präsentieren sich durchaus konkurrenzfähig, derweil mit Lugano und Bern momentan zwei finanzielle Schwergewichte auf einem Playout-Platz liegen. Der Strichkampf ist also schon bei Saisonhälfte lanciert.
Nach dem vierten Platz an der vergangenen U20-WM richtete der damalige Trainer Christian Wohlwend einen Appell an die Klubs der National League. Er bat sie, junge Spieler vermehrt auch in wichtigen Situationen einzusetzen.
Man scheint den jetzigen HCD-Coach zumindest teilweise erhört zu haben: Diese Saison schaffen es diverse junge Spieler, sich immer wieder positiv in Szene zu setzen.
Bereits bei der ersten Zwischenbilanz nach zehn Runden schrieben wir von den Problemen, mit denen sich der SCB herumschlägt. Und die halten weiterhin an.
Die Mutzen sind defensiv gemeinsam mit Rapperswil das schlechteste Team der Liga (3,28 Gegentore pro Spiel). Und weiterhin sind die Stürmer nicht ausreichend in der Lage, den Karren für die Hintermannschaft aus dem Dreck zu ziehen (2,64 Tore pro Spiel). Die Berner lassen sich von ihren Gegnern meistens immer noch dominieren und kontrollieren in ihren Spielen nur etwas mehr als 48 Prozent der Schussversuche.
Auch die zwei Schweizer Torhüter Niklas Schlegel und Pascal Caminada vermochten sich nicht zu steigern. So hat man ihnen nun den Finnen Tomi Karhunen vor die Nase gesetzt, der zumindest in seinen ersten zwei Einsätzen einigermassen überzeugt hat.
Als überlegener Topskorer der EBEL kam Peter Schneider in die Schweiz. Doch bislang findet der Österreicher beim EHC Biel den gegnerischen Kasten nicht nach Wunsch. Sechs Tore erzielte er in bislang 19 Spielen. Zuletzt war er in fünf Partien vier Mal überzähliger Ausländer.
Woran Schneiders schlechte Ausbeute liegt, ist schwierig zu sagen, denn er spielt eigentlich gut. Er schiesst oft (rund 17 Schussversuche pro 60 Minuten Eiszeit) und er schiesst aus gefährlichen Positionen (ligaweit die meisten Schüsse aus dem Slot pro Spiel). Dennoch wollen die Pucks irgendwie nicht rein.
Laut der Expected-Goal-Statistik von nlicedata.com müsste der 28-Jährige relativ zur Eiszeit eigentlich der produktivste Spieler der Liga sein und rund drei Tore mehr auf dem Konto haben. Doch irgendwie klappt es dennoch nicht. Und so langsam scheint auch Trainer Antti Törmänen die Geduld mit seinem Schützling zu verlieren.