Mit seinem Plastik-iPhone möchte Apple neue Kunden ansprechen und verloren gegangene Marktanteile zurückerobern. Bislang geht der Plan nicht auf.
Schon kurz nach dem Verkaufsstart zirkulierten Gerüchte, dass Apple die Produktion des iPhone 5C zugunsten des 5S . Ende Januar gedrosselt habeliess Tim Cook durchblicken, dass die Nachfrage nach dem 5C unter den Erwartungen liegt. Ein halbes Jahr später zeichnet sich ab, dass das Plastik-iPhone zum grössten Apple-Flop seit Jahren wird.
Nur jeder zwanzigste Apple-Kunde hat sich bis heute für das iPhone 5C erwärmen können. Zum Vergleich: Fast 20 Prozent der iPhone-Nutzer besitzen das gleichzeitig gestartete iPhone 5S. Die teurere S-Klasse verkauft sich also drei bis vier Mal besser. Auch die älteren Modelle iPhone 5, 4S und 4 überflügeln das 5C bei Weitem. Woran liegt‘s?
Der relativ geringe Preisunterschied zwischen iPhone 5S und 5C hat nicht ausgereicht, um genügend Käufer für das technisch schwächere Gerät zu begeistern. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Während das 5S heiss begehrt bleibt, dümpelt das 5C vor sich hin.
Das Problem des 5C: Es punktet weder bei der Technik, noch beim Design und nicht mal beim Preis. Mit 16 Gigabyte Speicher kostet es 650 Franken. Für 780 Franken gibt es das schönere, schnellere und in allen Belangen bessere iPhone 5S. Nicht einmal das Farb-Argument, dass beim iPod noch gezogen hat, kann die Kunden zum Kauf verführen. Wer ein buntes iPhone will, besorgt sich das 5S und eine farbige Hülle.
Apple habe den Markt falsch eingeschätzt und soll nun auf drei Millionen unverkauften iPhone 5C sitzen. Dies behauptet die taiwanische Branchenzeitung Digitimes , deren Berichte allerdings mit Skepsis zu betrachten sind. Zu oft setzte Digitimes Gerüchte in die Welt, die sich später als heisse Luft entpuppten. Laut jüngstem Artikel sollen noch zwei Millionen Exemplare beim Auftragsfertiger Pegatron gelagert sein, während eine weitere Million in den Läden auf Kundschaft wartet.
Ob damit das Ende des iPhone 5C besiegelt ist, bleibt abzuwarten. Sollte Apple im Herbst ein grösseres iPhone 6 veröffentlichen, wäre ein kleineres Plastik-iPhone eventuell für einige Kunden eine echte Alternative.
Apple-Produkte zeichnen sich traditionell durch ihre gute Verarbeitung aus, die ihren Preis hat. In wohlhabenden Ländern wie den USA, Japan und der Schweiz bezahlen viele Kunden für diese Qualität – und für den sozialen Status, den ein Apple-Produkt seinem Besitzer verleiht.
Im Rest der Welt funktioniert die Hochpreisstrategie weit weniger gut. Ein Plastik-iPhone könnte daher neue Kundengruppen erschliessen. In China verkaufen heimische Firmen wie Xiaomi inzwischen aber hochwertige Smartphones zum Mittelklasse-Preis. Ein Problem für Apple, das auch das iPhone 5C nicht lösen kann. Günstigere Hersteller graben Apple jene Kunden ab, die sich eventuell für das iPhone 5C entschieden hätten. Der Status-Quo bleibt somit gewahrt: Apple dominiert das Hochpreissegment, die Mittel- und Unterklasse teilen die anderen Hersteller unter sich auf.
Weiterlesen zum Thema Apple