Für neun Franken von Basel nach Dublin jetten. Das Angebot von Ryanair entpuppt sich rasch als Lockvogel-Preis. Und zeigt dennoch exemplarisch, dass die «Geiz-ist-geil»-Flüge nach der Corona-Zwangspause zurück sind. So wirft Easyjet Flüge von Basel nach Lissabon oder Palermo für 16.70 Franken auf den Markt. Die Swiss schreibt zwar, dass man sich nicht am ruinösen Preiskampf beteiligen wolle. Und bietet im August dennoch Spezialtarife von Zürich nach Porto für 99 Franken (retour) an. Die tatsächlich so auf der Webseite verfügbar sind.
Mit diesen Preisen lässt sich kein Geld verdienen. Warum tun es die Fluglinien trotzdem? «Das oberste Ziel der Airlines, ist das Geschäft wieder anzukurbeln. Sie wollen den bis vor kurzem absolut toten Markt reanimieren», sagt Aviatik-Experte William Agius. Fluglinien wollten so den Reisenden mit Spezialtarifen einen Anreiz geben, trotz der unsicheren Zeiten zu buchen.
Auf gewissen Strecken ist die Nachfrage für die Sommerferien sehr hoch. Die Swiss fliegt im Juli an einzelnen Tagen siebenmal von Zürich nach Mallorca – dies teilweise mit der 340-plätzigen Boeing 777-300ER, wie dem Flugplan zu entnehmen ist. Ebenso nach Athen und Porto – jene Destination, die sie mit Sondertarifen bewirbt. «Besonders bei den Langstreckenflugzeugen haben die Airlines grosse Überkapazitäten. Statt nach Bangkok fliegen diese nun halt ans Mittelmeer», so Agius weiter. Teilweise müssen die Passagiere allerdings tief in die Tasche greifen. Der Retour-Flug nach Malle kostet im Juli an Wochenenden mit der Swiss um 500 Franken.
Die hohen Preise bleiben die Ausnahme. Aktuell liegen die verfügbaren Preise bei Swiss aufgrund der niedrigeren Auslastung der Flüge tendenziell unter dem Preisniveau von 2019. «Es gibt aktuell keine Pläne, die Preise zu senken», so Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott.
Der Aviatik-Spezialist geht davon aus, dass die oben genannten Billigst-Tarife wieder verschwinden. «Mittelfristig werden die Preise steigen. Die Airlines haben keine andere Wahl.» Dies auch, weil die Fluglinien künftig mit deutlich weniger Geschäftsreisenden rechnen. Die Kosten für «Produktion des Fluges» würden auf Freizeitreisende abgewälzt. «Denn Ferien kann man im Gegensatz zu einem Business-Trip nicht durch einen Zoom-Call ersetzen», so der Aviatik-Dozent an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Wenn das Meer lockt, ist die Pandemie und insbesondere die Flugscham rasch verflogen. Nach der Abfuhr für das CO2-Gesetz ist eine Flugticket-Abgabe in der Schweiz in weite Ferne gerückt. Dies während Länder wie Schweden, Österreich, Grossbritannien oder Frankreich teils happige Abgaben kennen. «Die Besteuerung sollte in ganz Europa einheitlich sein. Dann wäre der Effekt am grössten», so Agius.
Die tiefen Flugpreise erzürnen die Klimabewegung, die 2020 zum grossen Flugstreik aufrief. Damals verpflichteten sich 3460 Flugstreikende, während eines Jahres auf Flugreisen zu verzichten. «Wir werden den Flugstreik als Kampagne neu beleben so bald wir sehen, dass Airlines, Reiseindustrie und Schweizer Bevölkerung nach dem Ende der Pandemie wieder so gedankenlos durch die Welt fliegen wie zuvor», liessen die Aktivistinnen damals verlauten. Ihnen dürfte die Arbeit nicht ausgehen.
Wir subventionieren also die Ferien für die Malle-Reisenden?
Lässig.
Aber die Antwort ist auch schon klar. In einer Gesellschaft in der man für eine Woche Strandurlaub nach Thailand fliegt und der Fleischkonsum Jahr für Jahr steigt ist das Klima schlichtweg nicht wichtig genug.