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Was das Modelabel Benetton mit Genua zu tun hat

A view of the evacuated houses built under the remains part of the collapsed Morandi highway bridge, in Genoa, northern Italy, Wednesday, Aug. 15, 2018. A bridge on a main highway linking Italy with F ...
Mahnmal: Die eingestürzte Morandi-Brücke.Bild: AP/AP

Auf die Trauer folgt der Streit – was das Modelabel Benetton mit Genua zu tun hat

17.08.2018, 06:2817.08.2018, 08:46
peter riesbeck / watson.de
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Noch wird unter den Trümmern der eingestürzten Morandi-Brücke in Genua nach Vermissten gesucht. Aber die politischen Parteien des Landes haben längst begonnen aus der Katastrophe Kapital zu schlagen. 

  • Innenminister Matteo Salvini, Chef der rechten Lega Nord, sieht im Einsturz der Brücke ein Versagen des alten Systems
  • Verkehrsminister Danilo Toninelli, von der populistischen 5-Sterne-Bewegung, schürt Fremden- und EU-Feindlichkeit und macht «polnische LKW» für das Unglück verantwortlich
  • Arbeitsminister Luigi Di Maio, Chef der 5-Sterne-Bewegung, legt sich mit dem ehemaligen Premierminister Matteo Renzi an. Er habe die Konzession für den Autobahnbetreiber Autostrada gegen Spendengelder von Modelabel Benetton ohne Ausschreibung verlängert. Der Hintergrund: Benetton ist mit 30 Prozent an der Autobahngesellschaft beteiligt. 

Der Streit und warum Benetton jetzt zittern muss in 3 Akten.

Battle I: Di Maio vs. Renzi

In den sozialen Medien ging es nach dem Unglück heftig zur Sache. 

Arbeitsminister Di Maio erklärte: 

«In das Gesetzespaket wurde 2015 über Nacht ein kleiner Passus eingeführt, dass die Lizenz für [den Autobahnbetreiber] Autostrada ohne jeglichen Wettbewerb verlängerte. All das wurde unternommen, um den Wahlkampf zu finanzieren.»
Luigi Di Maio, 5-Sterne-Bewegung, Arbeitsminister

Der Sozialdemokrat Matteo Renzi, damals Regierungschef, konterte prompt auf Facebook.

Renzi erklärte: 

«Meine Wahlkampagne wurde nicht von Benetton finanziert. Mir stand zu jeder Zeit frei, diese Verträge zu stoppen.»
Matteo Renzi, ehemaliger Premier Italiens

Ferner betonte der ehemalige Regierungschef: 

«Ein zivilisiertes Land steht geeint zusammen, wenn es von einer Tragödie wie dieser heimgesucht wird.»
Matteo Renzi, ehemaliger Premier Italiens

Renzi hofft auf Ruhe. Di Maios Strategie ist eine andere. Der Chef der populistischen 5-Sterne-Bewegung, die grossen Infrastrukturprojekten ohnehin skeptisch gegenübersteht, will die etablierten Parteien für das Versagen von Genua verantwortlich machen. Und damit für den maroden Zustand des Landes.

Battle II: Regierung gegen EU

Verkehrsminister Toninelli wettert gegen polnische LKW auf italienischen Strassen, Innenminister Salvini gegen Sparvorgaben der Europäischen Union.

Die EU wies die Vorwürfe zurück und erklärte: 

«Die EU hat Italien zu Investitionen in die Infrastruktur des Landes ermutigt.»
EU-Kommission

Salvinis Anschuldigung ist Quatsch, weil Investitionen ohnehin nicht auf das Etatdefizit von Eurostaaten angerechnet werden. Kommt aber gut, das Brüssel-Bashing.

... und beim Erklären der Weltlage

Die Botschaft: Die neue Regierung aus Rechts- und Links-Populisten will die Kontrolle über das Land zurück. Schuld sind eben immer nur die anderen.

Battle III: Alle gegen Benetton

5-Sterne-Chef Di Maio legte am Donnerstag nochmal nach: Dem Sender Radio24 sagte er:

«Ich bestätige die Entscheidung, Autostrada die Konzession [für die Autobahnen] zu entziehen.»
Luigi Di Maio, Vorsitzender 5-Sterne-Bewegung

Der Konzern, der mit seiner Werbung gerne selbst provoziert, wird nun herausgefordert.

Benetton wurde 1965 gegründet. Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren war das Label mit den bunten Klamotten hip. Das Geld der Familie floss in die Investmentfirma Atlantia. Sie betriebt unter anderem rund 5000 Kilometer Autobahnen in 

  • China
  • Spanien
  • Polen
  • Chile
  • Indien 
  • Italien

Di Maio vor Ort in Genua

Oggi sono a Genova con il ministro dei trasporti Danilo Toninelli e gli uomini che si occupano dei soccorsi e della sicurezza. Le responsabilità di questa tragedia si perdono negli anni. La società Autostrade per l'Italia è sicuramente responsabile per non aver fatto manutenzione, ma i partiti e i giornali che da decenni gli fanno da palo sono altrettanto colpevoli. Come è possibile che nessun governo abbia mai messo in discussione la concessione delle autostrade alla famiglia Benetton? Come è possibile che nessun giornale abbia mai fatto un'inchiesta sulla loro società, per esempio sul fatto che i contratti di Autostrade sono secretati? Forse perché la loro holding di famiglia ha quote di alcuni dei principali gruppi editoriali italiani? Edizione srl controllata dai Benetton detiene il 5,1% di Rcs MediaGroup (Corriere della Sera), il 2,24% di Caltagirone Editore (il Messaggero, il Gazzettino, il Mattino, Leggo) e il 2,00% di Il Sole 24 Ore SpA. Sarà per questo che oggi i giornali anziché parlare delle responsabilità della società Autostrade vanno a ripescare in modo infimo e ignobile un articolo del 2013 pubblicato da un ex portavoce espulso dal MoVimento e che non rappresentava la nostra linea ufficiale, ma solo la posizione di un comitato di cittadini che si erano fidati delle dichiarazioni ufficiali di Autostrade? Perché nessun giornale ricorda che la famiglia Benetton ha finanziato dei partiti con centinaia di migliaia di euro? Forse perché gli editori dei giornaloni non sono editori puri, ma fanno parte della stessa cricca di prenditori e politicanti che fanno il bello e il cattivo tempo in Italia da anni, fregandosene dei bisogni dei cittadini e pensando solo ai loro interessi privati, nonostante abbiano ricoperto ruoli di governo o di amministratori di società pubbliche o partecipate. Chi pensa di poter continuare a lucrare sulla pelle degli italiani ha sbagliato governo. Non siamo come i nostri predecessori compiacenti con i potenti. Siamo totalmente e fermamente dalla parte del popolo italiano. È ora di presentare il conto a chi ha truffato gli italiani. Glielo presenteremo noi così finalmente impareranno la lezione.

Ein Beitrag geteilt von Luigi Di Maio (@luigi.di.maio) am

In Italien könnte damit bald Schluss sein. Die Regierung will Atlantia die Rechte entziehen, die Autobahnen des Landes zu betreiben. Gegen eine Maut verpflichtet sich das Unternehmen, die Strassen zu unterhalten. Hat nicht geklappt, so Di Maio. Deshalb werde eine Strafe von bis zu 150 Millionen Euro fällig. Und die Konzession ist weg. Bitter für Benetton, das einst enge Bande zu Alt-Regierungschef Silvio Berlusconi pflegte, und im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 80 Millionen Euro machte. 

Di Maios Vorwurf: 

«Es war klar, dass diejenigen, die die Strasse in Ordnung halten sollten, das nicht getan haben.»
Luigi Di Maio, Chef der 5-Sterne-Bewegung

Doch geht's der neuen Regierung nicht um die Familie Benetton. Das Vorgehen ist eine Kampfansage die alten Eliten des Landes.

Italiens Populisten von Links und Rechts nutzen das Unglück von Genua für den schleichenden Umbau des Landes. 

Das Video vom Brückeneinsturz in Genua

Video: watson
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