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Schweizer Verleger fordern: Werbeverbot auf allen SRG-Kanälen, SRF3 abschaffen und das Internetangebot abspecken

Schweizer Verleger fordern: Werbeverbot auf allen SRG-Kanälen, SRF3 abschaffen und das Internetangebot abspecken

Die Schweizer Verleger fühlen sich nach dem knappen Ja zum RTVG-Gesetz in ihrer Kritik an der SRG im Aufwind. Sie fordern ein Werbeverbot auf allen SRG-Kanälen und eine Beschränkung des Angebots.
16.06.2015, 15:0816.06.2015, 16:08
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Peter Wanner, der Verleger der AZ Medien, will der SRG ans Fett.
Peter Wanner, der Verleger der AZ Medien, will der SRG ans Fett.Bild: KEYSTONE

Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien (VSM), bezeichnete an einer Medienkonferenz den Ausgang der Abstimmung über das neue Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) als «Traumresultat».

Und Peter Wanner, der Verleger der AZ Medien (zu denen auch watson zählt), pflichtete ihm bei. Er sagte am Dienstag, er sei einerseits «glücklich» über die Annahme der Revision, weil diese auch den privaten Medien Vorteile bringe. Zum anderen sei die «masslose Expansion» der SRG durch den starken Nein-Anteil in die Schranken gewiesen worden. 

«SRF3 abschaffen»

Mit ihren 17 Radio- und sieben TV-Kanälen sei die SRG ein «Moloch» geworden, der die Privaten in eine Nische dränge, sagte Wanner. Radioangebote wie SRF Swiss Jazz, SRF Swiss Pop oder Virus könnten auch von Privaten übernommen werden und auf SRF3, den «Hauptkonkurrenten der Privaten», müsste SRF eigentlich verzichten. 

Beim Fernsehen mache SRF den Privaten mit der Ausstrahlung von Filmen und Serien das Leben schwer, weil sie über viel mehr Mittel verfüge. Bei Sportanlässen könne man den freien Markt spielen lassen und auch Unterhaltungssendungen gehörten nicht zwingend zum öffentlichen Auftrag der SRG.

Die Lösung sehen die Verleger in einem «echt dualen System mit Ausnahmen», bei dem die SRG ausschliesslich von den Gebühren finanziert würde und den Werbemarkt vollständig den privaten Anbietern überliesse. «Werbung verlangt Quote, das führt zu Boulevardisierung, und das sollte man den Privaten überlassen», sagte Wanner.

Bild: KEYSTONE

Kritik an Internetauftritt

Auch Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino fordert eine «Entkommerzialisierung» der SRG-Produkte und eine Konzentration auf die «verfassungsmässige Kernaufgabe». Die Produktepalette der SRG lasse sich mittlerweile nicht mehr als Service public verteidigen.

So gebe es zum Beispiel keine Legitimation für SRF-Internetangebote, die in Konkurrenz zu den Privaten stünden, wie eine eigene Newsseite, Spiele oder Apps. Die Verleger fordern deshalb, dass sich die SRG auf ihr Kerngeschäft Radio und Fernsehen beschränkt. Deren Inhalt dürfe sie zwar im Internet verbreiten, auf «weitergehende Angebote» aber solle sie verzichten.

Inhalte allen zur Verfügung stellen

Die SRG sei kein marktwirtschaftliches Unternehmen sondern eine öffentliche Institution, sagte Supino weiter. Deshalb müssten die öffentlich finanzierten Inhalte allen Medienanbietern zur Verfügung stehen, die sie weiterverbreiten wollten. Nur so könne mittel- und langfristig der «verzerrte Wettbewerb» auf dem Medienmarkt durch eine «Komplementarität» ersetzt werden.

Nach Ansicht der Verleger dürfte die SRG damit in Zukunft nur noch ein «demokratierelevantes Angebot» liefern, also Inhalte, die sonst in den Schweizer Medien fehlten. Gemäss Supino würde sie so die Medienlandschaft mit einem echt verstandenem Service public bereichern, ohne die privaten Anbieter zu konkurrieren. 

Gebühren abschaffen keine Alternative

Lebrument betonte, dass für ihre Vorschläge keine Gesetzes- oder Verfassungsänderung nötig wäre. Und einig sind sich die Verleger auch darin, dass die Schweiz eine SRG braucht, die «für gleichwertige Angebote in allen drei Sprachen sorgt». Auch eine Abschaffung oder Halbierung der Gebühren erachten sie nicht als valable Alternative. 

Die SRG nahm Kenntnis von den Vorschlägen der Verleger, wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA aber nicht dazu äussern. (whr/sda)

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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tobi-wan
16.06.2015 16:30registriert März 2015
Die Diskussion über den Service Public der SRG ist richtig, aber schwierig. Ein Kulturliebhaber will viel Kultur, ein Sportliebhaber viel Sport. Ich finde es auch toll, dass auf SRF viel Sport zu sehen ist. Da gehört für mich auch eine Champions League, EM und WM zum Service Public.
Die Privaten möchten die SRG lediglich beschneiden um mehr von dem Kuchen abzubekommen und die TV-Nutzer schlussendlich mit Bezahlangeboten zur Kasse zu bitten. Darauf läuft es schlussendlich nämlich hinaus. Deutschland, England und die USA sind gute Beispiele dafür!
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goschi
16.06.2015 16:50registriert Januar 2014
Das wirkt direkt nach dem Motto "er kniet am Boden, tretet ihm mit Wucht in die Eier"

Diese Forderungen sind eine Farce und sollen wohl vor allem darüber hinwegtäuschen dass ihre eigenen Unternehmen wiederholt nichts auf die Reihe kriege.
Es gibt Gründe, wieso ich SRF-Radiosender höre und nicht einen der Lokalsender, primär hat das mit der Qualität zu tun und damit, dass die meisten Moderatoren der Privaten nerven (und irgendwie auf ein mich nicht betreffendes junges supidupi-hippes Publikum abzuzielen scheinen).
Vom Fernsehen ganz zu schweigen, Eso-TV und Bachelorette locken mich wenig.
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Sigmund Freud
16.06.2015 17:31registriert Dezember 2014
Ich als SRF3 -Hörer finde es zum Kotzen was die da planen. SRF3 ist der einzige Schweizer Radiosender, der auch mal Musik abseits vom Mainstream bringt. Zudem werden auch Schweizer Musiker gespielt und vorgestellt und dabei meine ich nicht etwa Örgeli und Schlager. Dazu kommt, dass ausführliche halbstündliche Nachrichten, Sportevents und Infosendungen(Input,Fokus) ausgestrahlt werden. Maloney und Peter Schneider sorgen dann noch für die Unterhaltung. Nicht zu vergessen, dass die meisten lokalen Sender nicht zum Aushalten sind.
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